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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.

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fene Schauspieler das Pistol weit von sich weg,
und rief pathetisch aus: auch diesen traurigen
Dienst willst du mir versagen? Dann ergrif er
plötzlich die andere, drückte sie wie die erste loß,
und o Unglück! auch diese versagte ihm.

Nun erstarb ihm das Wort im Munde; mit
zitternden Händen ergrif er das Brodmesser
das zufälliger Weise auf dem Tische lag, und
durchstach sich damit zum Schrecken aller Zu¬
schauer Rock und Weste. -- Indem er nun
fiel, stürzte sein Freund Wilhelm herein, und
rief -- "Gott! ich hörte einen Schuß fallen!"

Schwerlich kann wohl eine Tragödie sich ko¬
mischer wie diese schließen. -- Dieß brachte
aber Reisern nicht aus seiner hochschwebenden
Phantasie, vielmehr bestärkte es ihn darin, weil
er so etwas Unvollkommenes vor sich sahe, das
durch etwas Vollkommenes ersetzt werden mußte.

Er hörte, daß in acht Tagen die Schauspie¬
ler von Erfurt abreisen, und nach Leipzig gehen
würden, er hörte ferner daß der geschickteste
Schauspieler unter dieser Truppe Nahmens B. . .
einen Ruf nach Gotha erhalten hätte; er hatte
also nun keinen Nebenbuhler mehr zu fürchten;

fene Schauſpieler das Piſtol weit von ſich weg,
und rief pathetiſch aus: auch dieſen traurigen
Dienſt willſt du mir verſagen? Dann ergrif er
ploͤtzlich die andere, druͤckte ſie wie die erſte loß,
und o Ungluͤck! auch dieſe verſagte ihm.

Nun erſtarb ihm das Wort im Munde; mit
zitternden Haͤnden ergrif er das Brodmeſſer
das zufaͤlliger Weiſe auf dem Tiſche lag, und
durchſtach ſich damit zum Schrecken aller Zu¬
ſchauer Rock und Weſte. — Indem er nun
fiel, ſtuͤrzte ſein Freund Wilhelm herein, und
rief — „Gott! ich hoͤrte einen Schuß fallen!“

Schwerlich kann wohl eine Tragoͤdie ſich ko¬
miſcher wie dieſe ſchließen. — Dieß brachte
aber Reiſern nicht aus ſeiner hochſchwebenden
Phantaſie, vielmehr beſtaͤrkte es ihn darin, weil
er ſo etwas Unvollkommenes vor ſich ſahe, das
durch etwas Vollkommenes erſetzt werden mußte.

Er hoͤrte, daß in acht Tagen die Schauſpie¬
ler von Erfurt abreiſen, und nach Leipzig gehen
wuͤrden, er hoͤrte ferner daß der geſchickteſte
Schauſpieler unter dieſer Truppe Nahmens B. . .
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[191/0205] fene Schauſpieler das Piſtol weit von ſich weg, und rief pathetiſch aus: auch dieſen traurigen Dienſt willſt du mir verſagen? Dann ergrif er ploͤtzlich die andere, druͤckte ſie wie die erſte loß, und o Ungluͤck! auch dieſe verſagte ihm. Nun erſtarb ihm das Wort im Munde; mit zitternden Haͤnden ergrif er das Brodmeſſer das zufaͤlliger Weiſe auf dem Tiſche lag, und durchſtach ſich damit zum Schrecken aller Zu¬ ſchauer Rock und Weſte. — Indem er nun fiel, ſtuͤrzte ſein Freund Wilhelm herein, und rief — „Gott! ich hoͤrte einen Schuß fallen!“ Schwerlich kann wohl eine Tragoͤdie ſich ko¬ miſcher wie dieſe ſchließen. — Dieß brachte aber Reiſern nicht aus ſeiner hochſchwebenden Phantaſie, vielmehr beſtaͤrkte es ihn darin, weil er ſo etwas Unvollkommenes vor ſich ſahe, das durch etwas Vollkommenes erſetzt werden mußte. Er hoͤrte, daß in acht Tagen die Schauſpie¬ ler von Erfurt abreiſen, und nach Leipzig gehen wuͤrden, er hoͤrte ferner daß der geſchickteſte Schauſpieler unter dieſer Truppe Nahmens B. . . einen Ruf nach Gotha erhalten haͤtte; er hatte alſo nun keinen Nebenbuhler mehr zu fuͤrchten;

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/205>, abgerufen am 22.11.2024.