schen, entfernt zu seyn, um nur solche Briefe von Reisern zu erhalten.
Und nun war auf einmal, der beinahe zur Ruhe gebrachte Dichtungstrieb bei Reisern wieder angefacht. Er suchte nun zuerst sein Gedicht über die Schöpfung vollends durch das Chaos durch¬ zuführen, und hub mit neuer Quaal an, in der Darstellung von gräßlichen Widersprüchen und ungeheuren labyrinthischen Verwickelungen der Gedanken sich zu verlieren, bis endlich folgende beide Hexameter, die er aus der Bibel nahm, ihn aus einer Hölle von Begriffen erlößten.
Auf dem stillen Gewässer rauschte die Stimme des Ewigen Sanft daher, und sprach: es werde Licht! und es ward Licht.
Merkwürdig war es, daß ihm nun die Lust ver¬ gieng, dieß Gedicht weiter fortzuführen, sobald der Stoff nicht fürchterlich mehr war. Er suchte also nun einen Stoff aus, der immer fürchter¬ lich bleiben mußte, und den er in mehreren Ge¬ sängen bearbeiten wollte; was konnte dieß wohl anders seyn, als der Tod selber!
ſchen, entfernt zu ſeyn, um nur ſolche Briefe von Reiſern zu erhalten.
Und nun war auf einmal, der beinahe zur Ruhe gebrachte Dichtungstrieb bei Reiſern wieder angefacht. Er ſuchte nun zuerſt ſein Gedicht uͤber die Schoͤpfung vollends durch das Chaos durch¬ zufuͤhren, und hub mit neuer Quaal an, in der Darſtellung von graͤßlichen Widerſpruͤchen und ungeheuren labyrinthiſchen Verwickelungen der Gedanken ſich zu verlieren, bis endlich folgende beide Hexameter, die er aus der Bibel nahm, ihn aus einer Hoͤlle von Begriffen erloͤßten.
Auf dem ſtillen Gewaͤſſer rauſchte die Stimme des Ewigen Sanft daher, und ſprach: es werde Licht! und es ward Licht.
Merkwuͤrdig war es, daß ihm nun die Luſt ver¬ gieng, dieß Gedicht weiter fortzufuͤhren, ſobald der Stoff nicht fuͤrchterlich mehr war. Er ſuchte alſo nun einen Stoff aus, der immer fuͤrchter¬ lich bleiben mußte, und den er in mehreren Ge¬ ſaͤngen bearbeiten wollte; was konnte dieß wohl anders ſeyn, als der Tod ſelber!
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[184/0198]
ſchen, entfernt zu ſeyn, um nur ſolche Briefe
von Reiſern zu erhalten.
Und nun war auf einmal, der beinahe zur
Ruhe gebrachte Dichtungstrieb bei Reiſern wieder
angefacht. Er ſuchte nun zuerſt ſein Gedicht uͤber
die Schoͤpfung vollends durch das Chaos durch¬
zufuͤhren, und hub mit neuer Quaal an, in der
Darſtellung von graͤßlichen Widerſpruͤchen und
ungeheuren labyrinthiſchen Verwickelungen der
Gedanken ſich zu verlieren, bis endlich folgende
beide Hexameter, die er aus der Bibel nahm,
ihn aus einer Hoͤlle von Begriffen erloͤßten.
Auf dem ſtillen Gewaͤſſer rauſchte die
Stimme des Ewigen
Sanft daher, und ſprach: es werde Licht!
und es ward Licht.
Merkwuͤrdig war es, daß ihm nun die Luſt ver¬
gieng, dieß Gedicht weiter fortzufuͤhren, ſobald
der Stoff nicht fuͤrchterlich mehr war. Er ſuchte
alſo nun einen Stoff aus, der immer fuͤrchter¬
lich bleiben mußte, und den er in mehreren Ge¬
ſaͤngen bearbeiten wollte; was konnte dieß wohl
anders ſeyn, als der Tod ſelber!
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/198>, abgerufen am 07.07.2024.
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