stieg den befestigten Petersberg hinauf, und die Wachen ließen ihn ungehindert durch. --
Er kam in der Wohnung des Prälaten an, dessen Bedienter ihn mit einem freundlichen Ge¬ sicht empfing, und sobald er sagte, daß er ein Student sey, ihn sogleich bei dem Prälaten zu melden versprach. --
Er ward eine Treppe hoch in einen großen Saal geführt, in welchem Gemählde hingen, unter denen das eine den Petrus vorstellte, wie er sich in des Hohenpriesters Hause am Feuer wärmt. -- Indem Reisers Blicke noch auf dies Gemählde geheftet waren, trat der Prälat in seiner schwarzen Ordenskleidung mit dem Brevier in der Hand heraus, und Reiser rich¬ tete eine kurze lateinische Anrede an ihn, die er sich beim Hinaufsteigen auf den Petersberg aus¬ gedacht hatte, und deren Inhalt war, daß er vom widrigen Glück umhergetrieben, nach Er¬ furt gekommen sey, und hier einige Unterstü¬ tzung zu finden hofte, um auf irgend eine Weise sein angefangenes Studium hier fortzusetzen.
Der Prälat fragte ihn mit großer Leutsee¬ ligkeit wieder in lateinischer Sprache, ob er
ſtieg den befeſtigten Petersberg hinauf, und die Wachen ließen ihn ungehindert durch. —
Er kam in der Wohnung des Praͤlaten an, deſſen Bedienter ihn mit einem freundlichen Ge¬ ſicht empfing, und ſobald er ſagte, daß er ein Student ſey, ihn ſogleich bei dem Praͤlaten zu melden verſprach. —
Er ward eine Treppe hoch in einen großen Saal gefuͤhrt, in welchem Gemaͤhlde hingen, unter denen das eine den Petrus vorſtellte, wie er ſich in des Hohenprieſters Hauſe am Feuer waͤrmt. — Indem Reiſers Blicke noch auf dies Gemaͤhlde geheftet waren, trat der Praͤlat in ſeiner ſchwarzen Ordenskleidung mit dem Brevier in der Hand heraus, und Reiſer rich¬ tete eine kurze lateiniſche Anrede an ihn, die er ſich beim Hinaufſteigen auf den Petersberg aus¬ gedacht hatte, und deren Inhalt war, daß er vom widrigen Gluͤck umhergetrieben, nach Er¬ furt gekommen ſey, und hier einige Unterſtuͤ¬ tzung zu finden hofte, um auf irgend eine Weiſe ſein angefangenes Studium hier fortzuſetzen.
Der Praͤlat fragte ihn mit großer Leutſee¬ ligkeit wieder in lateiniſcher Sprache, ob er
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[98/0112]
ſtieg den befeſtigten Petersberg hinauf, und die
Wachen ließen ihn ungehindert durch. —
Er kam in der Wohnung des Praͤlaten an,
deſſen Bedienter ihn mit einem freundlichen Ge¬
ſicht empfing, und ſobald er ſagte, daß er ein
Student ſey, ihn ſogleich bei dem Praͤlaten zu
melden verſprach. —
Er ward eine Treppe hoch in einen großen
Saal gefuͤhrt, in welchem Gemaͤhlde hingen,
unter denen das eine den Petrus vorſtellte, wie
er ſich in des Hohenprieſters Hauſe am Feuer
waͤrmt. — Indem Reiſers Blicke noch auf
dies Gemaͤhlde geheftet waren, trat der Praͤlat
in ſeiner ſchwarzen Ordenskleidung mit dem
Brevier in der Hand heraus, und Reiſer rich¬
tete eine kurze lateiniſche Anrede an ihn, die er
ſich beim Hinaufſteigen auf den Petersberg aus¬
gedacht hatte, und deren Inhalt war, daß er
vom widrigen Gluͤck umhergetrieben, nach Er¬
furt gekommen ſey, und hier einige Unterſtuͤ¬
tzung zu finden hofte, um auf irgend eine Weiſe
ſein angefangenes Studium hier fortzuſetzen.
Der Praͤlat fragte ihn mit großer Leutſee¬
ligkeit wieder in lateiniſcher Sprache, ob er
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/112>, abgerufen am 16.02.2025.
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