mer der ersten Hoffnung ausgereist war, so fiel es ihm sonderbar auf, da sein Gefährte der Buchbindergeselle auf einmal zu ihm sagte: er glaube nicht, daß Reiser ein Schuhknecht sey, sondern hielte ihn für einen Studenten, der auf der Universität in Erfurt studiren wolle.
Reiser der schon wieder bis zum Hinsinken ermattet war, fühlte sich durch diese zufälligen Worte des Buchbindergesellen wie ins Leben zurückgerufen.
Sobald er in dieser Stadt, die so nahe vor ihm lag, studiren und bleiben wollte, war sie das Ende seiner mühseeligen Wanderung; sie war der Endzweck, das Ziel seiner Reise, das er nun so nahe vor sich sahe, und wo er noch dazu auf eine ehrenvolle Weise, mit seinem Plane umwechseln konnte. Jemehr seine Mü¬ digkeit zunahm, je reizender und wünschens¬ werther wurde ihm der Gedanke an den Auf¬ enthalt in dieser weiten Stadt, worin doch auch, wie er dachte, noch wohl ein Plätzchen für ihn sich finden würde.
Dieser hoffnungslose traurige Zustand des Umherirrens, worin er sich nun schon seit meh¬
mer der erſten Hoffnung ausgereiſt war, ſo fiel es ihm ſonderbar auf, da ſein Gefaͤhrte der Buchbindergeſelle auf einmal zu ihm ſagte: er glaube nicht, daß Reiſer ein Schuhknecht ſey, ſondern hielte ihn fuͤr einen Studenten, der auf der Univerſitaͤt in Erfurt ſtudiren wolle.
Reiſer der ſchon wieder bis zum Hinſinken ermattet war, fuͤhlte ſich durch dieſe zufaͤlligen Worte des Buchbindergeſellen wie ins Leben zuruͤckgerufen.
Sobald er in dieſer Stadt, die ſo nahe vor ihm lag, ſtudiren und bleiben wollte, war ſie das Ende ſeiner muͤhſeeligen Wanderung; ſie war der Endzweck, das Ziel ſeiner Reiſe, das er nun ſo nahe vor ſich ſahe, und wo er noch dazu auf eine ehrenvolle Weiſe, mit ſeinem Plane umwechſeln konnte. Jemehr ſeine Muͤ¬ digkeit zunahm, je reizender und wuͤnſchens¬ werther wurde ihm der Gedanke an den Auf¬ enthalt in dieſer weiten Stadt, worin doch auch, wie er dachte, noch wohl ein Plaͤtzchen fuͤr ihn ſich finden wuͤrde.
Dieſer hoffnungsloſe traurige Zuſtand des Umherirrens, worin er ſich nun ſchon ſeit meh¬
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[94/0108]
mer der erſten Hoffnung ausgereiſt war, ſo
fiel es ihm ſonderbar auf, da ſein Gefaͤhrte der
Buchbindergeſelle auf einmal zu ihm ſagte: er
glaube nicht, daß Reiſer ein Schuhknecht ſey,
ſondern hielte ihn fuͤr einen Studenten, der auf
der Univerſitaͤt in Erfurt ſtudiren wolle.
Reiſer der ſchon wieder bis zum Hinſinken
ermattet war, fuͤhlte ſich durch dieſe zufaͤlligen
Worte des Buchbindergeſellen wie ins Leben
zuruͤckgerufen.
Sobald er in dieſer Stadt, die ſo nahe vor
ihm lag, ſtudiren und bleiben wollte, war ſie
das Ende ſeiner muͤhſeeligen Wanderung; ſie
war der Endzweck, das Ziel ſeiner Reiſe, das
er nun ſo nahe vor ſich ſahe, und wo er noch
dazu auf eine ehrenvolle Weiſe, mit ſeinem
Plane umwechſeln konnte. Jemehr ſeine Muͤ¬
digkeit zunahm, je reizender und wuͤnſchens¬
werther wurde ihm der Gedanke an den Auf¬
enthalt in dieſer weiten Stadt, worin doch
auch, wie er dachte, noch wohl ein Plaͤtzchen
fuͤr ihn ſich finden wuͤrde.
Dieſer hoffnungsloſe traurige Zuſtand des
Umherirrens, worin er ſich nun ſchon ſeit meh¬
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/108>, abgerufen am 07.07.2024.
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