diese Begebenheiten selbst waren. -- Reiser lebte im Grunde immer ein doppeltes, ganz von einan¬ der verschiedenes inneres und äußeres Leben, und sein Tagebuch schilderte gerade den äußern Theil desselben, der gar nicht der Mühe werth war, aufgezeichnet zu werden. -- Den Einfluß der äußern -- würklichen Vorfälle auf den innern Zustand seines Gemüths zu beobachten, verstand Reiser damals noch nicht; seine Aufmerksamkeit auf sich selbst hatte noch nicht die gehörige Rich¬ tung erhalten. --
Indes verbesserte sich doch sein Tagebuch mit der Zeit, indem er anfing, nicht nur seine Bege¬ benheiten, sondern auch seine Vorsätze und Ent¬ schliessungen, darin aufzuzeichnen, um nach eini¬ ger Zeit zu sehen, was er davon in Erfüllung gebracht hatte. -- Er machte sich schon damals selber Gesetze, die er in seinem Tagebuche auf¬ schrieb, um sie in Erfüllung zu bringen. -- Auch that er sich selbst zuweilen feierliche Gelübde, z. B. früh aufzustehen, den Tag seine Stunden ordentlich einzutheilen, und dergleichen mehr. --
Aber es war sonderbar -- gerade die feier¬ lichsten Vorsätze, welche er faßte, pflegten ge¬
dieſe Begebenheiten ſelbſt waren. — Reiſer lebte im Grunde immer ein doppeltes, ganz von einan¬ der verſchiedenes inneres und aͤußeres Leben, und ſein Tagebuch ſchilderte gerade den aͤußern Theil deſſelben, der gar nicht der Muͤhe werth war, aufgezeichnet zu werden. — Den Einfluß der aͤußern — wuͤrklichen Vorfaͤlle auf den innern Zuſtand ſeines Gemuͤths zu beobachten, verſtand Reiſer damals noch nicht; ſeine Aufmerkſamkeit auf ſich ſelbſt hatte noch nicht die gehoͤrige Rich¬ tung erhalten. —
Indes verbeſſerte ſich doch ſein Tagebuch mit der Zeit, indem er anfing, nicht nur ſeine Bege¬ benheiten, ſondern auch ſeine Vorſaͤtze und Ent¬ ſchlieſſungen, darin aufzuzeichnen, um nach eini¬ ger Zeit zu ſehen, was er davon in Erfuͤllung gebracht hatte. — Er machte ſich ſchon damals ſelber Geſetze, die er in ſeinem Tagebuche auf¬ ſchrieb, um ſie in Erfuͤllung zu bringen. — Auch that er ſich ſelbſt zuweilen feierliche Geluͤbde, z. B. fruͤh aufzuſtehen, den Tag ſeine Stunden ordentlich einzutheilen, und dergleichen mehr. —
Aber es war ſonderbar — gerade die feier¬ lichſten Vorſaͤtze, welche er faßte, pflegten ge¬
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[15/0025]
dieſe Begebenheiten ſelbſt waren. — Reiſer lebte
im Grunde immer ein doppeltes, ganz von einan¬
der verſchiedenes inneres und aͤußeres Leben, und
ſein Tagebuch ſchilderte gerade den aͤußern Theil
deſſelben, der gar nicht der Muͤhe werth war,
aufgezeichnet zu werden. — Den Einfluß der
aͤußern — wuͤrklichen Vorfaͤlle auf den innern
Zuſtand ſeines Gemuͤths zu beobachten, verſtand
Reiſer damals noch nicht; ſeine Aufmerkſamkeit
auf ſich ſelbſt hatte noch nicht die gehoͤrige Rich¬
tung erhalten. —
Indes verbeſſerte ſich doch ſein Tagebuch mit
der Zeit, indem er anfing, nicht nur ſeine Bege¬
benheiten, ſondern auch ſeine Vorſaͤtze und Ent¬
ſchlieſſungen, darin aufzuzeichnen, um nach eini¬
ger Zeit zu ſehen, was er davon in Erfuͤllung
gebracht hatte. — Er machte ſich ſchon damals
ſelber Geſetze, die er in ſeinem Tagebuche auf¬
ſchrieb, um ſie in Erfuͤllung zu bringen. — Auch
that er ſich ſelbſt zuweilen feierliche Geluͤbde,
z. B. fruͤh aufzuſtehen, den Tag ſeine Stunden
ordentlich einzutheilen, und dergleichen mehr. —
Aber es war ſonderbar — gerade die feier¬
lichſten Vorſaͤtze, welche er faßte, pflegten ge¬
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/25>, abgerufen am 22.07.2024.
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