herrschte eine Todtenstille. -- Das Haus, die Stube, worin er wohnte, alles kam ihm anders, fremd, und sonderbar vor. -- Diese Nachtwan¬ derung hatte eine Veränderung in seinem ganzen Gedankensystem hervorgebracht -- er fühlte sich in seiner Wohnung von nun an nicht mehr zu Hause -- die Ortsideen schwankten in seinem Kopfe hin und her -- er war den ganzen Tag über, wie ein Träumender -- bei dem allen aber war ihm die Erinnerung an die Nachtwan¬ derung angenehm. -- Das Krächzen der beiden Raben, die über seinem Kopfe hinflogen, der kleine Dorfkirchhof, die durchwanderten Kornfelder, alles drängte sich nun in seiner Einbildungskraft zusammen, und machte zusam¬ men eine dunkle Gruppe, ein schönes Nachtstück aus, woran sich seine Phantasie noch oft nachher in einsamen Stunden ergötzt hat. --
Allein sein Aufenthalt in H. . . wurde ihm von nun an, wo möglich noch verhaßter -- und der Wandergeist hatte sich seiner nun ganz be¬ mächtigt -- dieß war aber auch der Fall bei meh¬ rern von den jungen Leuten, welche mit Komö¬ die gespielt hatten. -- Einer Nahmens T. . .,
herrſchte eine Todtenſtille. — Das Haus, die Stube, worin er wohnte, alles kam ihm anders, fremd, und ſonderbar vor. — Dieſe Nachtwan¬ derung hatte eine Veraͤnderung in ſeinem ganzen Gedankenſyſtem hervorgebracht — er fuͤhlte ſich in ſeiner Wohnung von nun an nicht mehr zu Hauſe — die Ortsideen ſchwankten in ſeinem Kopfe hin und her — er war den ganzen Tag uͤber, wie ein Traͤumender — bei dem allen aber war ihm die Erinnerung an die Nachtwan¬ derung angenehm. — Das Kraͤchzen der beiden Raben, die uͤber ſeinem Kopfe hinflogen, der kleine Dorfkirchhof, die durchwanderten Kornfelder, alles draͤngte ſich nun in ſeiner Einbildungskraft zuſammen, und machte zuſam¬ men eine dunkle Gruppe, ein ſchoͤnes Nachtſtuͤck aus, woran ſich ſeine Phantaſie noch oft nachher in einſamen Stunden ergoͤtzt hat. —
Allein ſein Aufenthalt in H. . . wurde ihm von nun an, wo moͤglich noch verhaßter — und der Wandergeiſt hatte ſich ſeiner nun ganz be¬ maͤchtigt — dieß war aber auch der Fall bei meh¬ rern von den jungen Leuten, welche mit Komoͤ¬ die geſpielt hatten. — Einer Nahmens T. . .,
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herrſchte eine Todtenſtille. — Das Haus, die
Stube, worin er wohnte, alles kam ihm anders,
fremd, und ſonderbar vor. — Dieſe Nachtwan¬
derung hatte eine Veraͤnderung in ſeinem ganzen
Gedankenſyſtem hervorgebracht — er fuͤhlte ſich
in ſeiner Wohnung von nun an nicht mehr zu
Hauſe — die Ortsideen ſchwankten in ſeinem
Kopfe hin und her — er war den ganzen Tag
uͤber, wie ein Traͤumender — bei dem allen
aber war ihm die Erinnerung an die Nachtwan¬
derung angenehm. — Das Kraͤchzen der beiden
Raben, die uͤber ſeinem Kopfe hinflogen, der
kleine Dorfkirchhof, die durchwanderten
Kornfelder, alles draͤngte ſich nun in ſeiner
Einbildungskraft zuſammen, und machte zuſam¬
men eine dunkle Gruppe, ein ſchoͤnes Nachtſtuͤck
aus, woran ſich ſeine Phantaſie noch oft nachher
in einſamen Stunden ergoͤtzt hat. —
Allein ſein Aufenthalt in H. . . wurde ihm
von nun an, wo moͤglich noch verhaßter — und
der Wandergeiſt hatte ſich ſeiner nun ganz be¬
maͤchtigt — dieß war aber auch der Fall bei meh¬
rern von den jungen Leuten, welche mit Komoͤ¬
die geſpielt hatten. — Einer Nahmens T. . .,
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/244>, abgerufen am 16.02.2025.
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