den man verfolgen müsse, weil dergleichen im Leben sich nur selten ereigne. --
Reiser begleitete seinen Vater bei dessen Rück¬ reise eine Stunde vor das Thor hinaus, und da sie nun an eben den Fleck kamen, wo ihm der¬ selbe einst seinen Fluch gegeben hatte, so standen sie zufälligerweise still -- es fiel Reisern nachher erst ein, daß dieß derselbe Fleck wnr -- sie hatten sich bis dahin über die wichtigsten und erhaben¬ sten Gegenstände, worin die Mystik und Meta¬ phisik zusammen treffen, unterredet, und nun schloß Reisers Vater einen Bund mit seinem Sohne, daß sie von nun gemeinschaftiich jenem großen Ziele der Vereinigung mit dem höchsten denkenden Wesen, näher zu kommen streben woll¬ te; worauf er ihm denn auf eben dem Fleck, durch Auflegung der Hand, seinen Segen er¬ theilte, wo er ihm ehemals seinen Fluch gab. --
Reiser kehrte also nun in einer sehr guten Stimmung wieder zu Hause -- und blieb darin, bis nun wieder eine neue Rollenbesetzung von den Stücken, die außer dem Deserteur aus Kin¬ desliebe noch aufgeführt werden sollten, seine Phantasie erregte, und seine durch vernünftiges
den man verfolgen muͤſſe, weil dergleichen im Leben ſich nur ſelten ereigne. —
Reiſer begleitete ſeinen Vater bei deſſen Ruͤck¬ reiſe eine Stunde vor das Thor hinaus, und da ſie nun an eben den Fleck kamen, wo ihm der¬ ſelbe einſt ſeinen Fluch gegeben hatte, ſo ſtanden ſie zufaͤlligerweiſe ſtill — es fiel Reiſern nachher erſt ein, daß dieß derſelbe Fleck wnr — ſie hatten ſich bis dahin uͤber die wichtigſten und erhaben¬ ſten Gegenſtaͤnde, worin die Myſtik und Meta¬ phiſik zuſammen treffen, unterredet, und nun ſchloß Reiſers Vater einen Bund mit ſeinem Sohne, daß ſie von nun gemeinſchaftiich jenem großen Ziele der Vereinigung mit dem hoͤchſten denkenden Weſen, naͤher zu kommen ſtreben woll¬ te; worauf er ihm denn auf eben dem Fleck, durch Auflegung der Hand, ſeinen Segen er¬ theilte, wo er ihm ehemals ſeinen Fluch gab. —
Reiſer kehrte alſo nun in einer ſehr guten Stimmung wieder zu Hauſe — und blieb darin, bis nun wieder eine neue Rollenbeſetzung von den Stuͤcken, die außer dem Deſerteur aus Kin¬ desliebe noch aufgefuͤhrt werden ſollten, ſeine Phantaſie erregte, und ſeine durch vernuͤnftiges
<TEI><text><body><p><pbfacs="#f0213"n="203"/><hirendition="#fr">den man verfolgen muͤſſe</hi>, weil dergleichen im<lb/>
Leben ſich nur ſelten ereigne. —</p><lb/><p>Reiſer begleitete ſeinen Vater bei deſſen Ruͤck¬<lb/>
reiſe eine Stunde vor das Thor hinaus, und da<lb/>ſie nun an eben den Fleck kamen, wo ihm der¬<lb/>ſelbe einſt ſeinen Fluch gegeben hatte, ſo ſtanden<lb/>ſie zufaͤlligerweiſe ſtill — es fiel Reiſern nachher<lb/>
erſt ein, daß dieß derſelbe Fleck wnr —ſie hatten<lb/>ſich bis dahin uͤber die wichtigſten und erhaben¬<lb/>ſten Gegenſtaͤnde, worin die Myſtik und Meta¬<lb/>
phiſik zuſammen treffen, unterredet, und nun<lb/>ſchloß Reiſers Vater einen Bund mit ſeinem<lb/>
Sohne, daß ſie von nun gemeinſchaftiich jenem<lb/>
großen Ziele der Vereinigung mit dem hoͤchſten<lb/>
denkenden Weſen, naͤher zu kommen ſtreben woll¬<lb/>
te; worauf er ihm denn auf eben dem Fleck,<lb/>
durch Auflegung der Hand, ſeinen Segen er¬<lb/>
theilte, wo er ihm ehemals ſeinen Fluch gab. —</p><lb/><p>Reiſer kehrte alſo nun in einer ſehr guten<lb/>
Stimmung wieder zu Hauſe — und blieb darin,<lb/>
bis nun wieder eine neue Rollenbeſetzung von<lb/>
den Stuͤcken, die außer dem Deſerteur aus Kin¬<lb/>
desliebe noch aufgefuͤhrt werden ſollten, ſeine<lb/>
Phantaſie erregte, und ſeine durch vernuͤnftiges<lb/></p></body></text></TEI>
[203/0213]
den man verfolgen muͤſſe, weil dergleichen im
Leben ſich nur ſelten ereigne. —
Reiſer begleitete ſeinen Vater bei deſſen Ruͤck¬
reiſe eine Stunde vor das Thor hinaus, und da
ſie nun an eben den Fleck kamen, wo ihm der¬
ſelbe einſt ſeinen Fluch gegeben hatte, ſo ſtanden
ſie zufaͤlligerweiſe ſtill — es fiel Reiſern nachher
erſt ein, daß dieß derſelbe Fleck wnr — ſie hatten
ſich bis dahin uͤber die wichtigſten und erhaben¬
ſten Gegenſtaͤnde, worin die Myſtik und Meta¬
phiſik zuſammen treffen, unterredet, und nun
ſchloß Reiſers Vater einen Bund mit ſeinem
Sohne, daß ſie von nun gemeinſchaftiich jenem
großen Ziele der Vereinigung mit dem hoͤchſten
denkenden Weſen, naͤher zu kommen ſtreben woll¬
te; worauf er ihm denn auf eben dem Fleck,
durch Auflegung der Hand, ſeinen Segen er¬
theilte, wo er ihm ehemals ſeinen Fluch gab. —
Reiſer kehrte alſo nun in einer ſehr guten
Stimmung wieder zu Hauſe — und blieb darin,
bis nun wieder eine neue Rollenbeſetzung von
den Stuͤcken, die außer dem Deſerteur aus Kin¬
desliebe noch aufgefuͤhrt werden ſollten, ſeine
Phantaſie erregte, und ſeine durch vernuͤnftiges
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/213>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.