Diese Vernachlässigung von denen, die er noch für seine besten Freunde hielt, bei einer Sache, die ihm so sehr am Herzen lag, wie die¬ se, war ihm äußerst kränkend. -- Er sprach mit J. . . darüber, der sich damit entschuldigte, er habe nicht geglaubt, daß Reiser zu der Sache noch Lust habe. -- Und was Reisern am meisten kränkte, war, als er hörte, daß er bei der Rollen¬ austheilung nicht etwa Feinde unter der Gesell¬ schaft gehabt, die ihn hätten ausschließen wollen, sondern daß man gar nicht einmal an ihn gedacht, seiner nicht einmal erwähnet, hatte. --
Da er sich nun indes erklärte, daß er an der Gesellschaft Theil nehmen wolle, so war man ihm nicht zuwider, wenn er mit einer von den Rollen, die noch übrig waren, vorlieb nehmen wollte. -- Er mußte sich denn hiezu entschließen, und erhielt in dem ersten Stück, das aufgeführt wurde, in dem Deserteur aus Kindesliebe noch die Rolle des Peter, welche ihm freilich nicht die angenehmste war, die er doch aber lie¬ ber, als gar keine nahm. --
Dieſe Vernachlaͤſſigung von denen, die er noch fuͤr ſeine beſten Freunde hielt, bei einer Sache, die ihm ſo ſehr am Herzen lag, wie die¬ ſe, war ihm aͤußerſt kraͤnkend. — Er ſprach mit J. . . daruͤber, der ſich damit entſchuldigte, er habe nicht geglaubt, daß Reiſer zu der Sache noch Luſt habe. — Und was Reiſern am meiſten kraͤnkte, war, als er hoͤrte, daß er bei der Rollen¬ austheilung nicht etwa Feinde unter der Geſell¬ ſchaft gehabt, die ihn haͤtten ausſchließen wollen, ſondern daß man gar nicht einmal an ihn gedacht, ſeiner nicht einmal erwaͤhnet, hatte. —
Da er ſich nun indes erklaͤrte, daß er an der Geſellſchaft Theil nehmen wolle, ſo war man ihm nicht zuwider, wenn er mit einer von den Rollen, die noch uͤbrig waren, vorlieb nehmen wollte. — Er mußte ſich denn hiezu entſchließen, und erhielt in dem erſten Stuͤck, das aufgefuͤhrt wurde, in dem Deſerteur aus Kindesliebe noch die Rolle des Peter, welche ihm freilich nicht die angenehmſte war, die er doch aber lie¬ ber, als gar keine nahm. —
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Dieſe Vernachlaͤſſigung von denen, die er
noch fuͤr ſeine beſten Freunde hielt, bei einer
Sache, die ihm ſo ſehr am Herzen lag, wie die¬
ſe, war ihm aͤußerſt kraͤnkend. — Er ſprach mit
J. . . daruͤber, der ſich damit entſchuldigte, er
habe nicht geglaubt, daß Reiſer zu der Sache
noch Luſt habe. — Und was Reiſern am meiſten
kraͤnkte, war, als er hoͤrte, daß er bei der Rollen¬
austheilung nicht etwa Feinde unter der Geſell¬
ſchaft gehabt, die ihn haͤtten ausſchließen wollen,
ſondern daß man gar nicht einmal an ihn
gedacht, ſeiner nicht einmal erwaͤhnet,
hatte. —
Da er ſich nun indes erklaͤrte, daß er an der
Geſellſchaft Theil nehmen wolle, ſo war man
ihm nicht zuwider, wenn er mit einer von den
Rollen, die noch uͤbrig waren, vorlieb nehmen
wollte. — Er mußte ſich denn hiezu entſchließen,
und erhielt in dem erſten Stuͤck, das aufgefuͤhrt
wurde, in dem Deſerteur aus Kindesliebe
noch die Rolle des Peter, welche ihm freilich
nicht die angenehmſte war, die er doch aber lie¬
ber, als gar keine nahm. —
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/198>, abgerufen am 16.02.2025.
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