Deklamation doch immer nur eine Rolle spie¬ len. -- Ein geheimes Gefühl sagte Reisern, daß dieß bei ihm selber wohl der Fall seyn würde, darum konnte er jenem so gut den Text lesen. --
I. . . ist nun freilich nicht Prediger geworden -- aber es ist doch sonderbar, jene Ideen von häuslicher stiller Glückseligkeit, die er da¬ mals so oft gegen Reisern geäußert hat, sind doch nicht verloren gegangen, sondern fast in allen seinen dramatischen Arbeiten realisirt, da er sie in seinem Leben nicht hat realisiren können. --
Da nun aber die Schauspieler wieder nach H. . . kamen, so wurden bei I. . . alle jene rei¬ zenden Phantasieen von stiller Glückseligkeit auf einem Dorfe, sehr bald verdrängt, und die herr¬ schende Idee war nun bei ihm, so wie bei Rei¬ sern, wieder das Theater. --
I. . . war nun einer der vorzüglichsten Mit¬ glieder der Gesellschaft, die sich zum Aufführen der Komödie verbunden hatten, aber hier hatte er dennoch seinen Freund Reiser auch ver¬ gessen. --
Deklamation doch immer nur eine Rolle ſpie¬ len. — Ein geheimes Gefuͤhl ſagte Reiſern, daß dieß bei ihm ſelber wohl der Fall ſeyn wuͤrde, darum konnte er jenem ſo gut den Text leſen. —
I. . . iſt nun freilich nicht Prediger geworden — aber es iſt doch ſonderbar, jene Ideen von haͤuslicher ſtiller Gluͤckſeligkeit, die er da¬ mals ſo oft gegen Reiſern geaͤußert hat, ſind doch nicht verloren gegangen, ſondern faſt in allen ſeinen dramatiſchen Arbeiten realiſirt, da er ſie in ſeinem Leben nicht hat realiſiren koͤnnen. —
Da nun aber die Schauſpieler wieder nach H. . . kamen, ſo wurden bei I. . . alle jene rei¬ zenden Phantaſieen von ſtiller Gluͤckſeligkeit auf einem Dorfe, ſehr bald verdraͤngt, und die herr¬ ſchende Idee war nun bei ihm, ſo wie bei Rei¬ ſern, wieder das Theater. —
I. . . war nun einer der vorzuͤglichſten Mit¬ glieder der Geſellſchaft, die ſich zum Auffuͤhren der Komoͤdie verbunden hatten, aber hier hatte er dennoch ſeinen Freund Reiſer auch ver¬ geſſen. —
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Deklamation doch immer nur eine Rolle ſpie¬
len. — Ein geheimes Gefuͤhl ſagte Reiſern, daß
dieß bei ihm ſelber wohl der Fall ſeyn wuͤrde,
darum konnte er jenem ſo gut den Text
leſen. —
I. . . iſt nun freilich nicht Prediger geworden
— aber es iſt doch ſonderbar, jene Ideen von
haͤuslicher ſtiller Gluͤckſeligkeit, die er da¬
mals ſo oft gegen Reiſern geaͤußert hat, ſind
doch nicht verloren gegangen, ſondern faſt in
allen ſeinen dramatiſchen Arbeiten realiſirt,
da er ſie in ſeinem Leben nicht hat realiſiren
koͤnnen. —
Da nun aber die Schauſpieler wieder nach
H. . . kamen, ſo wurden bei I. . . alle jene rei¬
zenden Phantaſieen von ſtiller Gluͤckſeligkeit auf
einem Dorfe, ſehr bald verdraͤngt, und die herr¬
ſchende Idee war nun bei ihm, ſo wie bei Rei¬
ſern, wieder das Theater. —
I. . . war nun einer der vorzuͤglichſten Mit¬
glieder der Geſellſchaft, die ſich zum Auffuͤhren
der Komoͤdie verbunden hatten, aber hier
hatte er dennoch ſeinen Freund Reiſer auch ver¬
geſſen. —
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/197>, abgerufen am 16.02.2025.
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