Spielenden war, und der es wußte, wie sehr sein Herz an dieser Sache hing. --
Aber dieser glaubte selbst in einem zu unvortheilhaften Lichte zu erscheinen, wenn er denjenigen als ein Mitglied in Vor¬ schlag brächte, auf den die Aufmerksam¬ keit keines einzigen außer ihm gefallen war. -- W. . . meinte es deswegen übrigens noch gar nicht böse mit Reisern, sondern war nach wie vor sein Freund, nur bis auf diesen Punkt nicht. -- Eine Erfahrung, die mancher vielleicht in seinem Leben öfter zu machen Gele¬ genheit gehabt hat. -- Es hält schwer in der Freundschaft Stand zu halten, wenn sich alles wider jemanden erklärt -- man fängt an, seinem eignen Urtheil nicht recht mehr zu trauen, das immer noch einer Stütze außer sich zu bedürfen scheint, sey sie auch so klein sie wolle -- wenn die Sache nur noch von einem einzigen in Regung gebracht wird, so will man gern der zweite seyn, der einstimmt, nur der erste scheut sich ein jeder zu seyn -- und die Freundschaft muß schon einen sehr hohen Grad erreicht haben, wenn sie hier
Spielenden war, und der es wußte, wie ſehr ſein Herz an dieſer Sache hing. —
Aber dieſer glaubte ſelbſt in einem zu unvortheilhaften Lichte zu erſcheinen, wenn er denjenigen als ein Mitglied in Vor¬ ſchlag braͤchte, auf den die Aufmerkſam¬ keit keines einzigen außer ihm gefallen war. — W. . . meinte es deswegen uͤbrigens noch gar nicht boͤſe mit Reiſern, ſondern war nach wie vor ſein Freund, nur bis auf dieſen Punkt nicht. — Eine Erfahrung, die mancher vielleicht in ſeinem Leben oͤfter zu machen Gele¬ genheit gehabt hat. — Es haͤlt ſchwer in der Freundſchaft Stand zu halten, wenn ſich alles wider jemanden erklaͤrt — man faͤngt an, ſeinem eignen Urtheil nicht recht mehr zu trauen, das immer noch einer Stuͤtze außer ſich zu beduͤrfen ſcheint, ſey ſie auch ſo klein ſie wolle — wenn die Sache nur noch von einem einzigen in Regung gebracht wird, ſo will man gern der zweite ſeyn, der einſtimmt, nur der erſte ſcheut ſich ein jeder zu ſeyn — und die Freundſchaft muß ſchon einen ſehr hohen Grad erreicht haben, wenn ſie hier
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Spielenden war, und der es wußte, wie ſehr
ſein Herz an dieſer Sache hing. —
Aber dieſer glaubte ſelbſt in einem zu
unvortheilhaften Lichte zu erſcheinen, wenn
er denjenigen als ein Mitglied in Vor¬
ſchlag braͤchte, auf den die Aufmerkſam¬
keit keines einzigen außer ihm gefallen
war. — W. . . meinte es deswegen uͤbrigens
noch gar nicht boͤſe mit Reiſern, ſondern war
nach wie vor ſein Freund, nur bis auf dieſen
Punkt nicht. — Eine Erfahrung, die mancher
vielleicht in ſeinem Leben oͤfter zu machen Gele¬
genheit gehabt hat. — Es haͤlt ſchwer in der
Freundſchaft Stand zu halten, wenn ſich alles
wider jemanden erklaͤrt — man faͤngt an, ſeinem
eignen Urtheil nicht recht mehr zu trauen, das
immer noch einer Stuͤtze außer ſich zu beduͤrfen
ſcheint, ſey ſie auch ſo klein ſie wolle — wenn die
Sache nur noch von einem einzigen in Regung
gebracht wird, ſo will man gern der zweite ſeyn,
der einſtimmt, nur der erſte ſcheut ſich ein jeder
zu ſeyn — und die Freundſchaft muß ſchon einen
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/194>, abgerufen am 16.02.2025.
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