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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.

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ein -- alles, alles, alles! -- daß er gleichsam
da, wo sich ein neues Daseyn von dem alten
scheidet, diesen höchsten, Grenzbegriff so oft
wiederhohlte -- die Scheidewand sollte gleichsam
durchgebrochen werden -- Alles und Daseyn
mußten wieder untergeordnete Begriffe von einem
noch höhern, vielumfassendern Begriffe werden
-- alles was ist -- muß noch etwas neben sich
leiden, etwas -- das zugleich mit allem was ist,
unter etwas Höherem, etwas Erhabenerem,
begriffen wird -- warum soll unser Denken die
letzte Grenze seyn? -- wenn wir nichts höheres
sagen können, als alles was da ist, soll denn
eine höhere und die höchste Denkkraft auch nichts
höheres sagen können? -- Der sterbende Tischer
wollte vielleicht mehr sagen, als er sein alles
zweimal wiederhohlte, aber seine Zunge oder seine
Gedanken versagten ihm -- und er starb. --

Dieß waren die sonderbaren Ideen, die Rei¬
ser in sein Gedicht über die Mängel der Vernunft
brachte, das unter andern die Worte enthielt:

Das All, das die Vernunft im kühnsten Flug'
erschwingt,

ein — alles, alles, alles! — daß er gleichſam
da, wo ſich ein neues Daſeyn von dem alten
ſcheidet, dieſen hoͤchſten, Grenzbegriff ſo oft
wiederhohlte — die Scheidewand ſollte gleichſam
durchgebrochen werden — Alles und Daſeyn
mußten wieder untergeordnete Begriffe von einem
noch hoͤhern, vielumfaſſendern Begriffe werden
alles was iſt — muß noch etwas neben ſich
leiden, etwas — das zugleich mit allem was iſt,
unter etwas Hoͤherem, etwas Erhabenerem,
begriffen wird — warum ſoll unſer Denken die
letzte Grenze ſeyn? — wenn wir nichts hoͤheres
ſagen koͤnnen, als alles was da iſt, ſoll denn
eine hoͤhere und die hoͤchſte Denkkraft auch nichts
hoͤheres ſagen koͤnnen? — Der ſterbende Tiſcher
wollte vielleicht mehr ſagen, als er ſein alles
zweimal wiederhohlte, aber ſeine Zunge oder ſeine
Gedanken verſagten ihm — und er ſtarb. —

Dieß waren die ſonderbaren Ideen, die Rei¬
ſer in ſein Gedicht uͤber die Maͤngel der Vernunft
brachte, das unter andern die Worte enthielt:

Das All, das die Vernunft im kuͤhnſten Flug'
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[152/0162] ein — alles, alles, alles! — daß er gleichſam da, wo ſich ein neues Daſeyn von dem alten ſcheidet, dieſen hoͤchſten, Grenzbegriff ſo oft wiederhohlte — die Scheidewand ſollte gleichſam durchgebrochen werden — Alles und Daſeyn mußten wieder untergeordnete Begriffe von einem noch hoͤhern, vielumfaſſendern Begriffe werden — alles was iſt — muß noch etwas neben ſich leiden, etwas — das zugleich mit allem was iſt, unter etwas Hoͤherem, etwas Erhabenerem, begriffen wird — warum ſoll unſer Denken die letzte Grenze ſeyn? — wenn wir nichts hoͤheres ſagen koͤnnen, als alles was da iſt, ſoll denn eine hoͤhere und die hoͤchſte Denkkraft auch nichts hoͤheres ſagen koͤnnen? — Der ſterbende Tiſcher wollte vielleicht mehr ſagen, als er ſein alles zweimal wiederhohlte, aber ſeine Zunge oder ſeine Gedanken verſagten ihm — und er ſtarb. — Dieß waren die ſonderbaren Ideen, die Rei¬ ſer in ſein Gedicht uͤber die Maͤngel der Vernunft brachte, das unter andern die Worte enthielt: Das All, das die Vernunft im kuͤhnſten Flug' erſchwingt,

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/162>, abgerufen am 22.11.2024.