lich und nichts weiter als dieß war, machte ihn nachdenkend und traurig -- denn nach die¬ sem Maßstabe maß er nun die ganze Zukunft des Lebens ab -- alles war ihm hier, wie im Trau¬ me, wie in dunkler Entfernung -- er konnte es sich nicht recht vors Auge bringen -- mit melancholi¬ schen Gedanken bestieg er den Katheder -- und während daß die Musik ertönte, ehe er noch an¬ fing zu reden, dachte er an ganz etwas anders, als an seinen gegenwärtigen Triumph -- er dachte und fühlte die Nichtigkeit des Lebens -- die angenehme Vorstellung seines gegenwärtigen wirklichen Zustandes schimmerte nur wie durch einen trüben Flor durch. --
Um die Fortschritte, welche er damals in An¬ sehung des Ausdrucks seiner Gedanken gemacht hatte, zu bezeichnen, ist es vielleicht nicht un¬ zweckmäßig, aus der Rede, die er hielt, einige Stellen herauszuheben. Sie hub an:
Welch ein Weihrauch steigt so sanft von Wonnegefilden Durch den Aether hinauf, bis hin zum Thro¬ ne der Gottheit? -- --
3r Theil. K
lich und nichts weiter als dieß war, machte ihn nachdenkend und traurig — denn nach die¬ ſem Maßſtabe maß er nun die ganze Zukunft des Lebens ab — alles war ihm hier, wie im Trau¬ me, wie in dunkler Entfernung — er konnte es ſich nicht recht vors Auge bringen — mit melancholi¬ ſchen Gedanken beſtieg er den Katheder — und waͤhrend daß die Muſik ertoͤnte, ehe er noch an¬ fing zu reden, dachte er an ganz etwas anders, als an ſeinen gegenwaͤrtigen Triumph — er dachte und fuͤhlte die Nichtigkeit des Lebens — die angenehme Vorſtellung ſeines gegenwaͤrtigen wirklichen Zuſtandes ſchimmerte nur wie durch einen truͤben Flor durch. —
Um die Fortſchritte, welche er damals in An¬ ſehung des Ausdrucks ſeiner Gedanken gemacht hatte, zu bezeichnen, iſt es vielleicht nicht un¬ zweckmaͤßig, aus der Rede, die er hielt, einige Stellen herauszuheben. Sie hub an:
Welch ein Weihrauch ſteigt ſo ſanft von Wonnegefilden Durch den Aether hinauf, bis hin zum Thro¬ ne der Gottheit? — —
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lich und nichts weiter als dieß war, machte
ihn nachdenkend und traurig — denn nach die¬
ſem Maßſtabe maß er nun die ganze Zukunft des
Lebens ab — alles war ihm hier, wie im Trau¬
me, wie in dunkler Entfernung — er konnte es ſich
nicht recht vors Auge bringen — mit melancholi¬
ſchen Gedanken beſtieg er den Katheder — und
waͤhrend daß die Muſik ertoͤnte, ehe er noch an¬
fing zu reden, dachte er an ganz etwas anders,
als an ſeinen gegenwaͤrtigen Triumph — er
dachte und fuͤhlte die Nichtigkeit des Lebens —
die angenehme Vorſtellung ſeines gegenwaͤrtigen
wirklichen Zuſtandes ſchimmerte nur wie durch
einen truͤben Flor durch. —
Um die Fortſchritte, welche er damals in An¬
ſehung des Ausdrucks ſeiner Gedanken gemacht
hatte, zu bezeichnen, iſt es vielleicht nicht un¬
zweckmaͤßig, aus der Rede, die er hielt, einige
Stellen herauszuheben. Sie hub an:
Welch ein Weihrauch ſteigt ſo ſanft von
Wonnegefilden
Durch den Aether hinauf, bis hin zum Thro¬
ne der Gottheit? — —
3r Theil. K
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/155>, abgerufen am 16.02.2025.
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