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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.

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Zwischenzeit zwischen jener mündlichen und dieser
gedruckten Benennung Reiserus, mit alle dem,
was er darin verschuldet oder unverschuldet ge¬
litten hatte, sich ihm lebhaft darstellte -- so
preßte ihm diß Thränen der Freude und der
Wehmuth aus -- denn von dieser plötzlichen
Wendung seines Schicksals hatte er sich vor ei¬
nem Jahre, vor einem halben Jahre noch nichts
träumen lassen. -- Dieser lateinische Bogen mit
seinem Namen war nun am schwarzen Brette
vor der Schule und an den Kirchthüren öffent¬
lich angeschlagen, so daß Leute, die vorbeigingen,
still standen, um ihn zu lesen. --

Nun war es üblich, daß die jungen Leute,
welche bei dergleichen Vorfällen Reden hielten,
die Honoratiores der Stadt selbst einige Tage
vorher dazu einladen mußten. -- Welch eine
Veränderung, da Reiser, den sonst wegen seiner
schlechten Kleider selbst seine Mitschüler nicht
einmal auf der Straße anzureden oder mit ihm
zu gehen würdigten -- nun mit dem Hut unterm
Arm und den Degen an der Seite, ordentlich
seine Cour bei dem Prinz machte, und ihn zu
der Feier des Geburtsfestes seiner Schwester,

Zwiſchenzeit zwiſchen jener muͤndlichen und dieſer
gedruckten Benennung Reiſerus, mit alle dem,
was er darin verſchuldet oder unverſchuldet ge¬
litten hatte, ſich ihm lebhaft darſtellte — ſo
preßte ihm diß Thraͤnen der Freude und der
Wehmuth aus — denn von dieſer ploͤtzlichen
Wendung ſeines Schickſals hatte er ſich vor ei¬
nem Jahre, vor einem halben Jahre noch nichts
traͤumen laſſen. — Dieſer lateiniſche Bogen mit
ſeinem Namen war nun am ſchwarzen Brette
vor der Schule und an den Kirchthuͤren oͤffent¬
lich angeſchlagen, ſo daß Leute, die vorbeigingen,
ſtill ſtanden, um ihn zu leſen. —

Nun war es uͤblich, daß die jungen Leute,
welche bei dergleichen Vorfaͤllen Reden hielten,
die Honoratiores der Stadt ſelbſt einige Tage
vorher dazu einladen mußten. — Welch eine
Veraͤnderung, da Reiſer, den ſonſt wegen ſeiner
ſchlechten Kleider ſelbſt ſeine Mitſchuͤler nicht
einmal auf der Straße anzureden oder mit ihm
zu gehen wuͤrdigten — nun mit dem Hut unterm
Arm und den Degen an der Seite, ordentlich
ſeine Cour bei dem Prinz machte, und ihn zu
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[140/0150] Zwiſchenzeit zwiſchen jener muͤndlichen und dieſer gedruckten Benennung Reiſerus, mit alle dem, was er darin verſchuldet oder unverſchuldet ge¬ litten hatte, ſich ihm lebhaft darſtellte — ſo preßte ihm diß Thraͤnen der Freude und der Wehmuth aus — denn von dieſer ploͤtzlichen Wendung ſeines Schickſals hatte er ſich vor ei¬ nem Jahre, vor einem halben Jahre noch nichts traͤumen laſſen. — Dieſer lateiniſche Bogen mit ſeinem Namen war nun am ſchwarzen Brette vor der Schule und an den Kirchthuͤren oͤffent¬ lich angeſchlagen, ſo daß Leute, die vorbeigingen, ſtill ſtanden, um ihn zu leſen. — Nun war es uͤblich, daß die jungen Leute, welche bei dergleichen Vorfaͤllen Reden hielten, die Honoratiores der Stadt ſelbſt einige Tage vorher dazu einladen mußten. — Welch eine Veraͤnderung, da Reiſer, den ſonſt wegen ſeiner ſchlechten Kleider ſelbſt ſeine Mitſchuͤler nicht einmal auf der Straße anzureden oder mit ihm zu gehen wuͤrdigten — nun mit dem Hut unterm Arm und den Degen an der Seite, ordentlich ſeine Cour bei dem Prinz machte, und ihn zu der Feier des Geburtsfeſtes ſeiner Schweſter,

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/150>, abgerufen am 22.11.2024.