zuerst in den Musenalmanachen drucken ließen, die damals ihren Anfang genommen hatten. -- Der dißjährige Musenalmanach enthielt vorzüg¬ lich vortreffliche Gedichte von Bürger, Hölty, Voß u. s. w.
Die beiden Balladen Leonore von Bürger, und Adelstan von Hölty, lernte Reiser so¬ gleich auswendig, wie er sie laß -- und diese beiden auswendig gelernten Balladen sind ihm nachher auf seinen Wanderungen oft sehr zu stat¬ ten gekommen. Schon damals versammlete er öfters in der Dämmerung des Abends, entweder bei seinem Wirth zu Hause, oder bei seinem Vetter, dem Perukenmacher, einen Cirkel um sich her, und deklamirte Leonore oder Adelstan und Rößchen -- und theilte auf die Weise mit den Verfassern das Vergnügen des Genusses von dem Beifall, den ihre Werke erhielten -- denn so gut war er gesinnt, daß er diesen Beifall im¬ mer in ihrer Seele fühlte, und sie sich in den¬ selben Zirkel wünschte. -- Aber seine Verehrung gegen die Verfasser solcher Werke, wie die Lei¬ den des jungen Werthers, und verschiedene Gedichte im Musenalmanach waren, fing auch
G 2
zuerſt in den Muſenalmanachen drucken ließen, die damals ihren Anfang genommen hatten. — Der dißjaͤhrige Muſenalmanach enthielt vorzuͤg¬ lich vortreffliche Gedichte von Buͤrger, Hoͤlty, Voß u. ſ. w.
Die beiden Balladen Leonore von Buͤrger, und Adelſtan von Hoͤlty, lernte Reiſer ſo¬ gleich auswendig, wie er ſie laß — und dieſe beiden auswendig gelernten Balladen ſind ihm nachher auf ſeinen Wanderungen oft ſehr zu ſtat¬ ten gekommen. Schon damals verſammlete er oͤfters in der Daͤmmerung des Abends, entweder bei ſeinem Wirth zu Hauſe, oder bei ſeinem Vetter, dem Perukenmacher, einen Cirkel um ſich her, und deklamirte Leonore oder Adelſtan und Roͤßchen — und theilte auf die Weiſe mit den Verfaſſern das Vergnuͤgen des Genuſſes von dem Beifall, den ihre Werke erhielten — denn ſo gut war er geſinnt, daß er dieſen Beifall im¬ mer in ihrer Seele fuͤhlte, und ſie ſich in den¬ ſelben Zirkel wuͤnſchte. — Aber ſeine Verehrung gegen die Verfaſſer ſolcher Werke, wie die Lei¬ den des jungen Werthers, und verſchiedene Gedichte im Muſenalmanach waren, fing auch
G 2
<TEI><text><body><p><pbfacs="#f0109"n="99"/>
zuerſt in den Muſenalmanachen drucken ließen,<lb/>
die damals ihren Anfang genommen hatten. —<lb/>
Der dißjaͤhrige Muſenalmanach enthielt vorzuͤg¬<lb/>
lich vortreffliche Gedichte von Buͤrger, Hoͤlty,<lb/>
Voß u. ſ. w.</p><lb/><p>Die beiden Balladen <hirendition="#fr">Leonore</hi> von <hirendition="#fr">Buͤrger</hi>,<lb/>
und <hirendition="#fr">Adelſtan</hi> von <hirendition="#fr">Hoͤlty</hi>, lernte Reiſer ſo¬<lb/>
gleich auswendig, wie er ſie laß — und dieſe<lb/>
beiden auswendig gelernten Balladen ſind ihm<lb/>
nachher auf ſeinen Wanderungen oft ſehr zu ſtat¬<lb/>
ten gekommen. Schon damals verſammlete er<lb/>
oͤfters in der Daͤmmerung des Abends, entweder<lb/>
bei ſeinem Wirth zu Hauſe, oder bei ſeinem<lb/>
Vetter, dem Perukenmacher, einen Cirkel um ſich<lb/>
her, und deklamirte <hirendition="#fr">Leonore</hi> oder <hirendition="#fr">Adelſtan</hi><lb/>
und <hirendition="#fr">Roͤßchen</hi>— und theilte auf die Weiſe mit<lb/>
den Verfaſſern das Vergnuͤgen des Genuſſes von<lb/>
dem Beifall, den ihre Werke erhielten — denn<lb/>ſo gut war er geſinnt, daß er dieſen Beifall im¬<lb/>
mer in ihrer Seele fuͤhlte, und ſie ſich in den¬<lb/>ſelben Zirkel wuͤnſchte. — Aber ſeine Verehrung<lb/>
gegen die Verfaſſer ſolcher Werke, wie die <hirendition="#fr">Lei¬<lb/>
den des jungen Werthers</hi>, und verſchiedene<lb/>
Gedichte im Muſenalmanach waren, fing auch<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G 2<lb/></fw></p></body></text></TEI>
[99/0109]
zuerſt in den Muſenalmanachen drucken ließen,
die damals ihren Anfang genommen hatten. —
Der dißjaͤhrige Muſenalmanach enthielt vorzuͤg¬
lich vortreffliche Gedichte von Buͤrger, Hoͤlty,
Voß u. ſ. w.
Die beiden Balladen Leonore von Buͤrger,
und Adelſtan von Hoͤlty, lernte Reiſer ſo¬
gleich auswendig, wie er ſie laß — und dieſe
beiden auswendig gelernten Balladen ſind ihm
nachher auf ſeinen Wanderungen oft ſehr zu ſtat¬
ten gekommen. Schon damals verſammlete er
oͤfters in der Daͤmmerung des Abends, entweder
bei ſeinem Wirth zu Hauſe, oder bei ſeinem
Vetter, dem Perukenmacher, einen Cirkel um ſich
her, und deklamirte Leonore oder Adelſtan
und Roͤßchen — und theilte auf die Weiſe mit
den Verfaſſern das Vergnuͤgen des Genuſſes von
dem Beifall, den ihre Werke erhielten — denn
ſo gut war er geſinnt, daß er dieſen Beifall im¬
mer in ihrer Seele fuͤhlte, und ſie ſich in den¬
ſelben Zirkel wuͤnſchte. — Aber ſeine Verehrung
gegen die Verfaſſer ſolcher Werke, wie die Lei¬
den des jungen Werthers, und verſchiedene
Gedichte im Muſenalmanach waren, fing auch
G 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/109>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.