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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.

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worin ihn das Schicksal versetzt hat, unterdrückt
worden ist. -- Nebst einer feinen Empfindung
besaß er viel Wiz und Laune, wirkliches musika¬
lisches Talent, und war zugleich ein vorzüglicher
mechanischer Kopf -- aber er war arm, und da¬
bei im höchsten Grade stolz-- ehe er Wohltha¬
ten angenommen hätte, würde er Hunger gelit¬
ten haben, welches er auch wirklich öfters that.
-- Hatte er aber Geld, so war er freigebig und
gastfrei wie ein König, -- dann schmeckte ihm
wohl, was er genoß, wenn er reichlich davon mit¬
theilen konnte -- aber er hatte freilich Einnahme
und Ausgabe nicht allzugut berechnen gelernt,
und hatte daher sehr oft Gelegenheit sich in der
großen Kunst des freiwilligen Entbehrens von
dem, was man sonst gern hätte, zu üben. --
Ohne jemals Anweisung dazu gehabt zu haben,
verfertigte er sehr gute Klaviere und Forte pia¬
no's, welches ihm zuweilen ansehnliche Einnah¬
me verschafte, die ihm aber freilich bei seiner gar
zu großen Freigebigkeit nicht viel halfen. -- Da¬
bei hatte er den Kopf beständig voll romanhafter
Ideen, und war immer in irgend ein Frau¬
enzimmer sterblich verliebt; wenn er auf diesen

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worin ihn das Schickſal verſetzt hat, unterdruͤckt
worden iſt. — Nebſt einer feinen Empfindung
beſaß er viel Wiz und Laune, wirkliches muſika¬
liſches Talent, und war zugleich ein vorzuͤglicher
mechaniſcher Kopf — aber er war arm, und da¬
bei im hoͤchſten Grade ſtolz— ehe er Wohltha¬
ten angenommen haͤtte, wuͤrde er Hunger gelit¬
ten haben, welches er auch wirklich oͤfters that.
— Hatte er aber Geld, ſo war er freigebig und
gaſtfrei wie ein Koͤnig, — dann ſchmeckte ihm
wohl, was er genoß, wenn er reichlich davon mit¬
theilen konnte — aber er hatte freilich Einnahme
und Ausgabe nicht allzugut berechnen gelernt,
und hatte daher ſehr oft Gelegenheit ſich in der
großen Kunſt des freiwilligen Entbehrens von
dem, was man ſonſt gern haͤtte, zu uͤben. —
Ohne jemals Anweiſung dazu gehabt zu haben,
verfertigte er ſehr gute Klaviere und Forte pia¬
no's, welches ihm zuweilen anſehnliche Einnah¬
me verſchafte, die ihm aber freilich bei ſeiner gar
zu großen Freigebigkeit nicht viel halfen. — Da¬
bei hatte er den Kopf beſtaͤndig voll romanhafter
Ideen, und war immer in irgend ein Frau¬
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[85/0095] worin ihn das Schickſal verſetzt hat, unterdruͤckt worden iſt. — Nebſt einer feinen Empfindung beſaß er viel Wiz und Laune, wirkliches muſika¬ liſches Talent, und war zugleich ein vorzuͤglicher mechaniſcher Kopf — aber er war arm, und da¬ bei im hoͤchſten Grade ſtolz— ehe er Wohltha¬ ten angenommen haͤtte, wuͤrde er Hunger gelit¬ ten haben, welches er auch wirklich oͤfters that. — Hatte er aber Geld, ſo war er freigebig und gaſtfrei wie ein Koͤnig, — dann ſchmeckte ihm wohl, was er genoß, wenn er reichlich davon mit¬ theilen konnte — aber er hatte freilich Einnahme und Ausgabe nicht allzugut berechnen gelernt, und hatte daher ſehr oft Gelegenheit ſich in der großen Kunſt des freiwilligen Entbehrens von dem, was man ſonſt gern haͤtte, zu uͤben. — Ohne jemals Anweiſung dazu gehabt zu haben, verfertigte er ſehr gute Klaviere und Forte pia¬ no's, welches ihm zuweilen anſehnliche Einnah¬ me verſchafte, die ihm aber freilich bei ſeiner gar zu großen Freigebigkeit nicht viel halfen. — Da¬ bei hatte er den Kopf beſtaͤndig voll romanhafter Ideen, und war immer in irgend ein Frau¬ enzimmer ſterblich verliebt; wenn er auf dieſen F 3

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/95>, abgerufen am 25.11.2024.