zu werden, und auch wirklich seinen Entschluß ausführt -- Reiser nahm auf die Veranlas¬ sung, die ihn dazu brachte, weil er nehmlich das unbekannte Dienstmädchen liebte, u. s. w. gar keine Rücksicht sondern es war ihm eine so rei¬ zende Idee, daß ein gebildeter junger Mensch sich entschließt, ein Bauer zu werden, und nun ein so feiner, höflicher, und gesitteter Bauer ist, daß er sich unter allen übrigen auszeichnet. --
In dem Stande, worin sich Reiser begeben, war er nun einmal ganz zurück gesetzt, und es schien ihm unmöglich, sich je wieder darin em¬ por zu arbeiten -- Allein für einen Bauer hatte doch sein Geist einmal weit mehr Bildung erhal¬ ten, als es sonst zu diesem Stande bedarf -- als Bauer war er über seinen Stand erhoben, als ein junger Mensch, der sich dem Studiren widmet, und Aussichten haben soll, fand er sich weit unter seinen Stand erniedrigt -- Die Idee, ein Bauer zu werden, wurde also nun bei ihm die herrschende, und verdrängte eine Zeitlang alles übrige. --
Nun besuchte damals eines Bauernsohn Na¬ mens M. . . die Schule, dem er im lateinischen
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zu werden, und auch wirklich ſeinen Entſchluß ausfuͤhrt — Reiſer nahm auf die Veranlaſ¬ ſung, die ihn dazu brachte, weil er nehmlich das unbekannte Dienſtmaͤdchen liebte, u. ſ. w. gar keine Ruͤckſicht ſondern es war ihm eine ſo rei¬ zende Idee, daß ein gebildeter junger Menſch ſich entſchließt, ein Bauer zu werden, und nun ein ſo feiner, hoͤflicher, und geſitteter Bauer iſt, daß er ſich unter allen uͤbrigen auszeichnet. —
In dem Stande, worin ſich Reiſer begeben, war er nun einmal ganz zuruͤck geſetzt, und es ſchien ihm unmoͤglich, ſich je wieder darin em¬ por zu arbeiten — Allein fuͤr einen Bauer hatte doch ſein Geiſt einmal weit mehr Bildung erhal¬ ten, als es ſonſt zu dieſem Stande bedarf — als Bauer war er uͤber ſeinen Stand erhoben, als ein junger Menſch, der ſich dem Studiren widmet, und Ausſichten haben ſoll, fand er ſich weit unter ſeinen Stand erniedrigt — Die Idee, ein Bauer zu werden, wurde alſo nun bei ihm die herrſchende, und verdraͤngte eine Zeitlang alles uͤbrige. —
Nun beſuchte damals eines Bauernſohn Na¬ mens M. . . die Schule, dem er im lateiniſchen
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zu werden, und auch wirklich ſeinen Entſchluß
ausfuͤhrt — Reiſer nahm auf die Veranlaſ¬
ſung, die ihn dazu brachte, weil er nehmlich
das unbekannte Dienſtmaͤdchen liebte, u. ſ. w.
gar keine Ruͤckſicht ſondern es war ihm eine ſo rei¬
zende Idee, daß ein gebildeter junger Menſch
ſich entſchließt, ein Bauer zu werden, und nun
ein ſo feiner, hoͤflicher, und geſitteter Bauer iſt,
daß er ſich unter allen uͤbrigen auszeichnet. —
In dem Stande, worin ſich Reiſer begeben,
war er nun einmal ganz zuruͤck geſetzt, und es
ſchien ihm unmoͤglich, ſich je wieder darin em¬
por zu arbeiten — Allein fuͤr einen Bauer hatte
doch ſein Geiſt einmal weit mehr Bildung erhal¬
ten, als es ſonſt zu dieſem Stande bedarf —
als Bauer war er uͤber ſeinen Stand erhoben,
als ein junger Menſch, der ſich dem Studiren
widmet, und Ausſichten haben ſoll, fand er ſich
weit unter ſeinen Stand erniedrigt — Die Idee,
ein Bauer zu werden, wurde alſo nun bei ihm
die herrſchende, und verdraͤngte eine Zeitlang
alles uͤbrige. —
Nun beſuchte damals eines Bauernſohn Na¬
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/179>, abgerufen am 15.08.2024.
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