Und da nun der Zeitpunkt immer näher heran rückte, wo er zum Abendmahl sollte gelassen wer¬ den, so erwachten auch alle die schwärmerischen Ideen wieder, die er sich schon in B. . . von dieser Sache in den Kopf gesetzt hatte, wozu noch die Lehrstunden des Garnisonküsters kamen, der den¬ jenigen, die er zum Abendmahl vorbereiten half, dabei Himmel und Hölle auf eine so fürchterliche Art vostellte, daß seinen Zuhörern oft Schrecken und Entsetzen ankam, welches aber doch mit einer angenehmen Empfindung verknüpft war, wo¬ mit man das Schreckliche und Fürchterliche gemeiniglich anzuhören pflegt, und er empfand dann wieder das Vergnügen, seine Zuhörer, so er¬ schüttert zu haben, welches ihm wonnevolle Thrä¬ nen auspreßte, die den ganzen Auftritt, wenn er so des Abends in der erleuchteten Schulstube zwi¬ schen ihnen stand, noch feierlicher machte.
Auch der Pastor M. . . hielt wöchentlich einige Stunden, worin er diejenigen, die zum Abend¬ mahl gehen sollten, vorbereitete, aber das, was er sagte, kam lange nicht gegen die herzerschüt¬ ternden Anreden seines Küsters, ob es Reisern gleich zusammenhängender und besser gesagt zu
A 4
Und da nun der Zeitpunkt immer naͤher heran ruͤckte, wo er zum Abendmahl ſollte gelaſſen wer¬ den, ſo erwachten auch alle die ſchwaͤrmeriſchen Ideen wieder, die er ſich ſchon in B. . . von dieſer Sache in den Kopf geſetzt hatte, wozu noch die Lehrſtunden des Garniſonkuͤſters kamen, der den¬ jenigen, die er zum Abendmahl vorbereiten half, dabei Himmel und Hoͤlle auf eine ſo fuͤrchterliche Art voſtellte, daß ſeinen Zuhoͤrern oft Schrecken und Entſetzen ankam, welches aber doch mit einer angenehmen Empfindung verknuͤpft war, wo¬ mit man das Schreckliche und Fuͤrchterliche gemeiniglich anzuhoͤren pflegt, und er empfand dann wieder das Vergnuͤgen, ſeine Zuhoͤrer, ſo er¬ ſchuͤttert zu haben, welches ihm wonnevolle Thraͤ¬ nen auspreßte, die den ganzen Auftritt, wenn er ſo des Abends in der erleuchteten Schulſtube zwi¬ ſchen ihnen ſtand, noch feierlicher machte.
Auch der Paſtor M. . . hielt woͤchentlich einige Stunden, worin er diejenigen, die zum Abend¬ mahl gehen ſollten, vorbereitete, aber das, was er ſagte, kam lange nicht gegen die herzerſchuͤt¬ ternden Anreden ſeines Kuͤſters, ob es Reiſern gleich zuſammenhaͤngender und beſſer geſagt zu
A 4
<TEI><text><body><pbfacs="#f0017"n="7"/><p>Und da nun der Zeitpunkt immer naͤher heran<lb/>
ruͤckte, wo er zum Abendmahl ſollte gelaſſen wer¬<lb/>
den, ſo erwachten auch alle die ſchwaͤrmeriſchen<lb/>
Ideen wieder, die er ſich ſchon in B. . . von dieſer<lb/>
Sache in den Kopf geſetzt hatte, wozu noch die<lb/>
Lehrſtunden des Garniſonkuͤſters kamen, der den¬<lb/>
jenigen, die er zum Abendmahl vorbereiten half,<lb/>
dabei Himmel und Hoͤlle auf eine ſo fuͤrchterliche<lb/>
Art voſtellte, daß ſeinen Zuhoͤrern oft Schrecken<lb/>
und Entſetzen ankam, welches aber doch mit einer<lb/>
angenehmen Empfindung verknuͤpft war, wo¬<lb/>
mit man das Schreckliche und Fuͤrchterliche<lb/>
gemeiniglich anzuhoͤren pflegt, und er empfand<lb/>
dann wieder das Vergnuͤgen, ſeine Zuhoͤrer, ſo er¬<lb/>ſchuͤttert zu haben, welches ihm wonnevolle Thraͤ¬<lb/>
nen auspreßte, die den ganzen Auftritt, wenn er<lb/>ſo des Abends in der erleuchteten Schulſtube zwi¬<lb/>ſchen ihnen ſtand, noch feierlicher machte.</p><lb/><p>Auch der Paſtor M. . . hielt woͤchentlich einige<lb/>
Stunden, worin er diejenigen, die zum Abend¬<lb/>
mahl gehen ſollten, vorbereitete, aber das, was<lb/>
er ſagte, kam lange nicht gegen die herzerſchuͤt¬<lb/>
ternden Anreden ſeines Kuͤſters, ob es Reiſern<lb/>
gleich zuſammenhaͤngender und beſſer geſagt zu<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 4<lb/></fw></p></body></text></TEI>
[7/0017]
Und da nun der Zeitpunkt immer naͤher heran
ruͤckte, wo er zum Abendmahl ſollte gelaſſen wer¬
den, ſo erwachten auch alle die ſchwaͤrmeriſchen
Ideen wieder, die er ſich ſchon in B. . . von dieſer
Sache in den Kopf geſetzt hatte, wozu noch die
Lehrſtunden des Garniſonkuͤſters kamen, der den¬
jenigen, die er zum Abendmahl vorbereiten half,
dabei Himmel und Hoͤlle auf eine ſo fuͤrchterliche
Art voſtellte, daß ſeinen Zuhoͤrern oft Schrecken
und Entſetzen ankam, welches aber doch mit einer
angenehmen Empfindung verknuͤpft war, wo¬
mit man das Schreckliche und Fuͤrchterliche
gemeiniglich anzuhoͤren pflegt, und er empfand
dann wieder das Vergnuͤgen, ſeine Zuhoͤrer, ſo er¬
ſchuͤttert zu haben, welches ihm wonnevolle Thraͤ¬
nen auspreßte, die den ganzen Auftritt, wenn er
ſo des Abends in der erleuchteten Schulſtube zwi¬
ſchen ihnen ſtand, noch feierlicher machte.
Auch der Paſtor M. . . hielt woͤchentlich einige
Stunden, worin er diejenigen, die zum Abend¬
mahl gehen ſollten, vorbereitete, aber das, was
er ſagte, kam lange nicht gegen die herzerſchuͤt¬
ternden Anreden ſeines Kuͤſters, ob es Reiſern
gleich zuſammenhaͤngender und beſſer geſagt zu
A 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/17>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.