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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.

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kommen wie berauscht -- er vergaß sich und die
Welt --

Er laß auf die Weise nach der Reihe die zwölf
oder vierzehn Bände durch, welche damals vom
deutschen Theater heraus waren -- und weil
er Yoriks empfindsame Reisen mit großem Ver¬
gnügen zwei bis dreimal durchgelesen hatte, so lieh'
er sich auch von dem Antiquarius die empfindsa¬
men Reisen durch Deutschland von S
. . . --

Nun hatte er damals schon angefangen, sich
die Titel der Bücher, welche er gelesen hatte,
in einem dazu bestimmten Buche niederzuschrie¬
ben, und sein Urtheil dabei zu setzen, das mehr¬
malen ziemlich richtig ausfiel; wie er denn z. B.
bei die empfindsame Reisen durch Deutschland
von S. . . das Urtheil schrieb: ein Exerzitium
extemporaneum
; weil der Verfasser selbst ge¬
stand, daß er alle die vrschiedenen Sachen in die¬
sem dicken Buche bloß zusammengeschrieben ha¬
be, damit man urtheilen solle, zu welchem Fach
in der Schriftstellerei er sich wohl am besten schi¬
cken würde -- Der Verfasser dieser empfindsa¬
men Reisen hat nachher dieß Exercitium extempe¬

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kommen wie berauſcht — er vergaß ſich und die
Welt —

Er laß auf die Weiſe nach der Reihe die zwoͤlf
oder vierzehn Baͤnde durch, welche damals vom
deutſchen Theater heraus waren — und weil
er Yoriks empfindſame Reiſen mit großem Ver¬
gnuͤgen zwei bis dreimal durchgeleſen hatte, ſo lieh'
er ſich auch von dem Antiquarius die empfindſa¬
men Reiſen durch Deutſchland von S
. . . —

Nun hatte er damals ſchon angefangen, ſich
die Titel der Buͤcher, welche er geleſen hatte,
in einem dazu beſtimmten Buche niederzuſchrie¬
ben, und ſein Urtheil dabei zu ſetzen, das mehr¬
malen ziemlich richtig ausfiel; wie er denn z. B.
bei die empfindſame Reiſen durch Deutſchland
von S. . . das Urtheil ſchrieb: ein Exerzitium
extemporaneum
; weil der Verfaſſer ſelbſt ge¬
ſtand, daß er alle die vrſchiedenen Sachen in die¬
ſem dicken Buche bloß zuſammengeſchrieben ha¬
be, damit man urtheilen ſolle, zu welchem Fach
in der Schriftſtellerei er ſich wohl am beſten ſchi¬
cken wuͤrde — Der Verfaſſer dieſer empfindſa¬
men Reiſen hat nachher dieß Exercitium extempe¬

I 3
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[133/0143] kommen wie berauſcht — er vergaß ſich und die Welt — Er laß auf die Weiſe nach der Reihe die zwoͤlf oder vierzehn Baͤnde durch, welche damals vom deutſchen Theater heraus waren — und weil er Yoriks empfindſame Reiſen mit großem Ver¬ gnuͤgen zwei bis dreimal durchgeleſen hatte, ſo lieh' er ſich auch von dem Antiquarius die empfindſa¬ men Reiſen durch Deutſchland von S. . . — Nun hatte er damals ſchon angefangen, ſich die Titel der Buͤcher, welche er geleſen hatte, in einem dazu beſtimmten Buche niederzuſchrie¬ ben, und ſein Urtheil dabei zu ſetzen, das mehr¬ malen ziemlich richtig ausfiel; wie er denn z. B. bei die empfindſame Reiſen durch Deutſchland von S. . . das Urtheil ſchrieb: ein Exerzitium extemporaneum; weil der Verfaſſer ſelbſt ge¬ ſtand, daß er alle die vrſchiedenen Sachen in die¬ ſem dicken Buche bloß zuſammengeſchrieben ha¬ be, damit man urtheilen ſolle, zu welchem Fach in der Schriftſtellerei er ſich wohl am beſten ſchi¬ cken wuͤrde — Der Verfaſſer dieſer empfindſa¬ men Reiſen hat nachher dieß Exercitium extempe¬ I 3

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/143>, abgerufen am 23.11.2024.