Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.klein sie seyn mochten, damals für ihn uner¬ Er suchte diese Schuld zum Theil durch den Das Lesen war ihm nun einmal so zum Be¬ Es war unter diesen Umständen keinem zu J 2
klein ſie ſeyn mochten, damals fuͤr ihn uner¬ Er ſuchte dieſe Schuld zum Theil durch den Das Leſen war ihm nun einmal ſo zum Be¬ Es war unter dieſen Umſtaͤnden keinem zu J 2
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klein ſie ſeyn mochten, damals fuͤr ihn uner¬
ſchwinglich waren.
Er ſuchte dieſe Schuld zum Theil durch den
Verkauf ſeiner angeſchaften Schulbuͤcher zu til¬
gen, die ihm der Antiquarius fuͤr ein Spottgeld
abnahm — und ihm dafuͤr aufs neue Buͤcher zum
Leſen lieh, bis er wieder in neue Schulden ge¬
rieth, und denn wieder aͤngſtlich auf ertilgung
derſelben denken mußte.
Das Leſen war ihm nun einmal ſo zum Be¬
duͤrfniß geworden, wie es den Morgenlaͤndern
das Opium ſeyn mag, wodurch ſie ihre Sinne
in eine angenehme Belaͤubung bringen — Wenn
es ihm an einen Buche fehlte, ſo haͤtte er ſeinen
Rock gegen den Kittel einea Bettlers vertauſcht,
um nur eins zu bekommen — Dieſe Begierde
wußte der Antiquarius wohl zu nutzen, der ihm
nach und nach, alle ſeine Buͤcher ablockte, und
ſie oft in ſeiner Gegenwart ſechsmal ſo theuer
wieder verkaufte, als er ſie ihm abgekauft hatte.
Es war unter dieſen Umſtaͤnden keinem zu
verdenken, der Reiſern fuͤr einen luͤderlichen aus
der Art geſchlagnen jungen Menſchen hielt, wel¬
cher ſeine Schulbuͤcher verkaufte, ſtatt ſeine
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