Kammer war, die daran stieß, und wo man, statt der ausgehobenen Thüre, eine wollene De¬ cke angebracht hatte, die zum Vorhang dienen mußte; und obgleich das ganze Auditorium, nur aus dem Wirth des Hauses, der ein Töpfer war, nebst dessen Frau und seinen Gesellen bestand, und die ganze Erleuchtung nur mit Pfennig¬ lichtern bewerkstelligt wurde, die auf kleinen an die Wand geklebten Stücken von nassen Leimen brannten. --
Zum Nachspiele wurde aus Millers historisch¬ moralischen Schilderungen der sterbende So¬ krates gegeben, worin Reiser nur einen Freund des Sokrates, und der eine von seinen Mitschü¬ lern Nahmens G... den sterbenden Sokrates selbst machte, welcher denn ordentlich den Gift¬ becher leerte, und zuletzt unter Zuckungen auf einem Bette, daß in die Stube gesetzt war, ver¬ schied. --
Dieß letzte Nachspiel war es nun, was Rei¬ sern nachher fast seine ganzen Schuljahre verbit¬ tert hat. --
Die andren Primaner hatten nehmlich erfah¬ ren, daß außer der ihrigen, von denen, welchen sie
Kammer war, die daran ſtieß, und wo man, ſtatt der ausgehobenen Thuͤre, eine wollene De¬ cke angebracht hatte, die zum Vorhang dienen mußte; und obgleich das ganze Auditorium, nur aus dem Wirth des Hauſes, der ein Toͤpfer war, nebſt deſſen Frau und ſeinen Geſellen beſtand, und die ganze Erleuchtung nur mit Pfennig¬ lichtern bewerkſtelligt wurde, die auf kleinen an die Wand geklebten Stuͤcken von naſſen Leimen brannten. —
Zum Nachſpiele wurde aus Millers hiſtoriſch¬ moraliſchen Schilderungen der ſterbende So¬ krates gegeben, worin Reiſer nur einen Freund des Sokrates, und der eine von ſeinen Mitſchuͤ¬ lern Nahmens G... den ſterbenden Sokrates ſelbſt machte, welcher denn ordentlich den Gift¬ becher leerte, und zuletzt unter Zuckungen auf einem Bette, daß in die Stube geſetzt war, ver¬ ſchied. —
Dieß letzte Nachſpiel war es nun, was Rei¬ ſern nachher faſt ſeine ganzen Schuljahre verbit¬ tert hat. —
Die andren Primaner hatten nehmlich erfah¬ ren, daß außer der ihrigen, von denen, welchen ſie
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Kammer war, die daran ſtieß, und wo man,
ſtatt der ausgehobenen Thuͤre, eine wollene De¬
cke angebracht hatte, die zum Vorhang dienen
mußte; und obgleich das ganze Auditorium, nur
aus dem Wirth des Hauſes, der ein Toͤpfer war,
nebſt deſſen Frau und ſeinen Geſellen beſtand,
und die ganze Erleuchtung nur mit Pfennig¬
lichtern bewerkſtelligt wurde, die auf kleinen an
die Wand geklebten Stuͤcken von naſſen Leimen
brannten. —
Zum Nachſpiele wurde aus Millers hiſtoriſch¬
moraliſchen Schilderungen der ſterbende So¬
krates gegeben, worin Reiſer nur einen Freund
des Sokrates, und der eine von ſeinen Mitſchuͤ¬
lern Nahmens G... den ſterbenden Sokrates
ſelbſt machte, welcher denn ordentlich den Gift¬
becher leerte, und zuletzt unter Zuckungen auf
einem Bette, daß in die Stube geſetzt war, ver¬
ſchied. —
Dieß letzte Nachſpiel war es nun, was Rei¬
ſern nachher faſt ſeine ganzen Schuljahre verbit¬
tert hat. —
Die andren Primaner hatten nehmlich erfah¬
ren, daß außer der ihrigen, von denen, welchen ſie
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/135>, abgerufen am 16.07.2024.
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