Dieser war nun einmal in der Achtung seiner Mitschüler gesunken, und jeder nahm sich jetzt heraus zum Ritter an ihn zu werden, jeder wollte seinen Witz an ihm üben, und nahm er es gleich mit einem auf, so waren wieder zwan¬ zig andre, die mit einander wetteiferten, ihn zum Ziel ihres Spottes zu machen; selbst seine Bravour, wenn er sich zuweilen mit denen, die es zu arg machten schlug, wudurch jeder andre sich vielleicht wieder in Achtung gesetzt hätte, wurde lächerlich gemacht -- Man zischelte sich nicht mehr in die Ohren: seht da des Rektors Famulus! sondern sobald er des Morgens hereintrat, hieß es: da kömmt der Famulus! und diese Ehrenbenennung schallete ihm aus allen Ecken entgegen. -- Es war als ob sich alles verschworen hätte, sich auf ihn zu setzen, und ihn lächerlich zu machen. --
Dieser Zustand wurde ihm eine Hölle -- er heulte, tobte, und gerieth in eine Art von Raserei darüber, und auch dieß wurde lächerlich gemacht. -- Zuletzt trat denn zuweilen eine Art von Dumpfheit der Empfindung an die Stelle seines bis zur Wuth und Raserei beleidigten Stol¬
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Dieſer war nun einmal in der Achtung ſeiner Mitſchuͤler geſunken, und jeder nahm ſich jetzt heraus zum Ritter an ihn zu werden, jeder wollte ſeinen Witz an ihm uͤben, und nahm er es gleich mit einem auf, ſo waren wieder zwan¬ zig andre, die mit einander wetteiferten, ihn zum Ziel ihres Spottes zu machen; ſelbſt ſeine Bravour, wenn er ſich zuweilen mit denen, die es zu arg machten ſchlug, wudurch jeder andre ſich vielleicht wieder in Achtung geſetzt haͤtte, wurde laͤcherlich gemacht — Man ziſchelte ſich nicht mehr in die Ohren: ſeht da des Rektors Famulus! ſondern ſobald er des Morgens hereintrat, hieß es: da koͤmmt der Famulus! und dieſe Ehrenbenennung ſchallete ihm aus allen Ecken entgegen. — Es war als ob ſich alles verſchworen haͤtte, ſich auf ihn zu ſetzen, und ihn laͤcherlich zu machen. —
Dieſer Zuſtand wurde ihm eine Hoͤlle — er heulte, tobte, und gerieth in eine Art von Raſerei daruͤber, und auch dieß wurde laͤcherlich gemacht. — Zuletzt trat denn zuweilen eine Art von Dumpfheit der Empfindung an die Stelle ſeines bis zur Wuth und Raſerei beleidigten Stol¬
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Dieſer war nun einmal in der Achtung ſeiner
Mitſchuͤler geſunken, und jeder nahm ſich jetzt
heraus zum Ritter an ihn zu werden, jeder
wollte ſeinen Witz an ihm uͤben, und nahm
er es gleich mit einem auf, ſo waren wieder zwan¬
zig andre, die mit einander wetteiferten, ihn
zum Ziel ihres Spottes zu machen; ſelbſt ſeine
Bravour, wenn er ſich zuweilen mit denen, die
es zu arg machten ſchlug, wudurch jeder andre
ſich vielleicht wieder in Achtung geſetzt haͤtte,
wurde laͤcherlich gemacht — Man ziſchelte ſich
nicht mehr in die Ohren: ſeht da des Rektors
Famulus! ſondern ſobald er des Morgens
hereintrat, hieß es: da koͤmmt der Famulus!
und dieſe Ehrenbenennung ſchallete ihm aus allen
Ecken entgegen. — Es war als ob ſich alles
verſchworen haͤtte, ſich auf ihn zu ſetzen, und
ihn laͤcherlich zu machen. —
Dieſer Zuſtand wurde ihm eine Hoͤlle —
er heulte, tobte, und gerieth in eine Art von
Raſerei daruͤber, und auch dieß wurde laͤcherlich
gemacht. — Zuletzt trat denn zuweilen eine Art
von Dumpfheit der Empfindung an die Stelle
ſeines bis zur Wuth und Raſerei beleidigten Stol¬
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/129>, abgerufen am 16.07.2024.
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