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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.

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Reiser getraute sich von nun an nicht mehr,
seine Augen zu dem Direktor aufzuschlagen, und
mußte sich in den Stunden desselben, wie ein
Wesen betrachten, auf das nicht die mindeste
Rücksicht genommen ward: denn der Direktor
rief ihn niemals auf. -- Ein paar junge Leute
die nach Reisern in Prima kamen, wurden über
ihn gesetzt, und er mußte verschiedene Monathe
lang der letzte von allen bleiben. -- Der junge
R... ein vorzüglicher Kopf, der sich nachher als
Mahler berühmt gemacht hat, saß neben Rei¬
sern, und schien sich an ihn schließen zu wollen;
allein ein Blick des Direktors, womit derselbe
ihn ansahe, da er einmal mit Reisern sprach,
dämpfte jeden Funken von Achtung, den er gegen
Reisern zu haben schien, und machte sein Herz
von ihm abgewandt. -- Das Betragen des Di¬
rektors gegen Reisern war eine Folge von dessen
schüchternen und mißtrauischen Wesen, daß eine
niedrige Seele zu verrathen schien; allein der
Direktor erwog nicht, daß eben dieß schüchterne
und mißtrauische Wesen wieder eine Folge von
seinem ersten Betragen gegen Reisern war.

Reiſer getraute ſich von nun an nicht mehr,
ſeine Augen zu dem Direktor aufzuſchlagen, und
mußte ſich in den Stunden deſſelben, wie ein
Weſen betrachten, auf das nicht die mindeſte
Ruͤckſicht genommen ward: denn der Direktor
rief ihn niemals auf. — Ein paar junge Leute
die nach Reiſern in Prima kamen, wurden uͤber
ihn geſetzt, und er mußte verſchiedene Monathe
lang der letzte von allen bleiben. — Der junge
R... ein vorzuͤglicher Kopf, der ſich nachher als
Mahler beruͤhmt gemacht hat, ſaß neben Rei¬
ſern, und ſchien ſich an ihn ſchließen zu wollen;
allein ein Blick des Direktors, womit derſelbe
ihn anſahe, da er einmal mit Reiſern ſprach,
daͤmpfte jeden Funken von Achtung, den er gegen
Reiſern zu haben ſchien, und machte ſein Herz
von ihm abgewandt. — Das Betragen des Di¬
rektors gegen Reiſern war eine Folge von deſſen
ſchuͤchternen und mißtrauiſchen Weſen, daß eine
niedrige Seele zu verrathen ſchien; allein der
Direktor erwog nicht, daß eben dieß ſchuͤchterne
und mißtrauiſche Weſen wieder eine Folge von
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[118/0128] Reiſer getraute ſich von nun an nicht mehr, ſeine Augen zu dem Direktor aufzuſchlagen, und mußte ſich in den Stunden deſſelben, wie ein Weſen betrachten, auf das nicht die mindeſte Ruͤckſicht genommen ward: denn der Direktor rief ihn niemals auf. — Ein paar junge Leute die nach Reiſern in Prima kamen, wurden uͤber ihn geſetzt, und er mußte verſchiedene Monathe lang der letzte von allen bleiben. — Der junge R... ein vorzuͤglicher Kopf, der ſich nachher als Mahler beruͤhmt gemacht hat, ſaß neben Rei¬ ſern, und ſchien ſich an ihn ſchließen zu wollen; allein ein Blick des Direktors, womit derſelbe ihn anſahe, da er einmal mit Reiſern ſprach, daͤmpfte jeden Funken von Achtung, den er gegen Reiſern zu haben ſchien, und machte ſein Herz von ihm abgewandt. — Das Betragen des Di¬ rektors gegen Reiſern war eine Folge von deſſen ſchuͤchternen und mißtrauiſchen Weſen, daß eine niedrige Seele zu verrathen ſchien; allein der Direktor erwog nicht, daß eben dieß ſchuͤchterne und mißtrauiſche Weſen wieder eine Folge von ſeinem erſten Betragen gegen Reiſern war.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/128>, abgerufen am 24.11.2024.