Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.cher Zweifel ihm bei der Logik, die er vom Di¬ cher Zweifel ihm bei der Logik, die er vom Di¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0122" n="112"/> cher Zweifel ihm bei der Logik, die er vom Di¬<lb/> rektor hoͤrte, aufgefallen war — und der Rek¬<lb/> tor loͤßte ihm ſehr herablaſſend ſeinen Zweifel auf,<lb/> und lobte ihn dabei wegen ſeines Nachdenkens<lb/> uͤber dergleichen Gegenſtaͤnde; ja er ſcherzte zu¬<lb/> weilen gar mit ihm, und wenn er ihn dem Auf¬<lb/> trag gab, irgend ein Buch oder ſonſt etwas zu<lb/> hohlen, ſo that er dieß nie in einem befehlenden<lb/> Tone, ſondern bittweiſe. — So war nun alles<lb/> ſo weit recht gut — aber das Blattumſchlagen<lb/> ſchien nun einmal fuͤr Reiſern eine ungluͤckliche<lb/> Sache zu ſeyn — er mußte einmal fuͤr den<lb/> Rektor geheftete Buͤcher aufſchneiden, und mach¬<lb/> te das ſo ungeſchickt, daß er mit dem Feder¬<lb/> meſſer tiefe Einſchnitte in die Blaͤtter machte,<lb/> wodurch ein paar Buͤcher faſt ganz verdorben<lb/> wurden. — Der Rektor wurde daruͤber ſehr<lb/> boͤſe, und machte ihm den bittern Vorwurf, als<lb/> ob er aus <hi rendition="#fr">Bosheit</hi> die Einſchnitte in die Blaͤt¬<lb/> ter gemacht habe, um von der Arbeit frei zu<lb/> ſeyn. — Das war nun freilich nicht der Fall —<lb/> der Vorwurf ſchmerzte Reiſern und trug viel<lb/> dazu bei, ſeinen allmaͤlig wachſenden Muth wie¬<lb/> der niederzuſchlagen.</p><lb/> </body> </text> </TEI> [112/0122]
cher Zweifel ihm bei der Logik, die er vom Di¬
rektor hoͤrte, aufgefallen war — und der Rek¬
tor loͤßte ihm ſehr herablaſſend ſeinen Zweifel auf,
und lobte ihn dabei wegen ſeines Nachdenkens
uͤber dergleichen Gegenſtaͤnde; ja er ſcherzte zu¬
weilen gar mit ihm, und wenn er ihn dem Auf¬
trag gab, irgend ein Buch oder ſonſt etwas zu
hohlen, ſo that er dieß nie in einem befehlenden
Tone, ſondern bittweiſe. — So war nun alles
ſo weit recht gut — aber das Blattumſchlagen
ſchien nun einmal fuͤr Reiſern eine ungluͤckliche
Sache zu ſeyn — er mußte einmal fuͤr den
Rektor geheftete Buͤcher aufſchneiden, und mach¬
te das ſo ungeſchickt, daß er mit dem Feder¬
meſſer tiefe Einſchnitte in die Blaͤtter machte,
wodurch ein paar Buͤcher faſt ganz verdorben
wurden. — Der Rektor wurde daruͤber ſehr
boͤſe, und machte ihm den bittern Vorwurf, als
ob er aus Bosheit die Einſchnitte in die Blaͤt¬
ter gemacht habe, um von der Arbeit frei zu
ſeyn. — Das war nun freilich nicht der Fall —
der Vorwurf ſchmerzte Reiſern und trug viel
dazu bei, ſeinen allmaͤlig wachſenden Muth wie¬
der niederzuſchlagen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |