dermann glaubte, daß er sie ihm umsonst würde gegeben habe -- dieß Geld ließ er Reisern ei¬ nige Jahre hindurch von seinem Chorgelde abzie¬ hen, wenn es dieser oft am nöthigsten brauch¬ te. -- Ein Umstand der ihn ebenfalls sehr nie¬ derschlug.
Nun bekam er in dem Hause des Rektors zwar eine Stube und Kammer, aber auch wei¬ ter nichts, denn der Rektor war selbst noch nicht recht eingerichtet. Reiser hatte noch eine wollene Decke von seinen Eltern, dazu miethete man ihm ein Kopfküßen und Unterbette, um ja so viel, wie möglich zu sparen; wenn es nun des Nachts kalt war, so mußte er seine Kleider zu Hülfe nehmen, um sich hinlänglich zu bedecken. Ein altes Klavier, das er hatte, diente ihm statt eines Tisches, dazu hatte er eine kleine Bank aus dem Auditorium des Rektors, über dem Bet¬ te ein kleines Bücherbrett an einem Nagel hän¬ gend, und in der Kammer hatte er einen alten Koffer mit ein paar abgetragenen Kleidungsstü¬ cken stehen -- das war seine ganze häußliche Einrichtung, wobei er sich aber doch um ein gro¬ ßes glücklicher befand, als in der Stube der Frau
dermann glaubte, daß er ſie ihm umſonſt wuͤrde gegeben habe — dieß Geld ließ er Reiſern ei¬ nige Jahre hindurch von ſeinem Chorgelde abzie¬ hen, wenn es dieſer oft am noͤthigſten brauch¬ te. — Ein Umſtand der ihn ebenfalls ſehr nie¬ derſchlug.
Nun bekam er in dem Hauſe des Rektors zwar eine Stube und Kammer, aber auch wei¬ ter nichts, denn der Rektor war ſelbſt noch nicht recht eingerichtet. Reiſer hatte noch eine wollene Decke von ſeinen Eltern, dazu miethete man ihm ein Kopfkuͤßen und Unterbette, um ja ſo viel, wie moͤglich zu ſparen; wenn es nun des Nachts kalt war, ſo mußte er ſeine Kleider zu Huͤlfe nehmen, um ſich hinlaͤnglich zu bedecken. Ein altes Klavier, das er hatte, diente ihm ſtatt eines Tiſches, dazu hatte er eine kleine Bank aus dem Auditorium des Rektors, uͤber dem Bet¬ te ein kleines Buͤcherbrett an einem Nagel haͤn¬ gend, und in der Kammer hatte er einen alten Koffer mit ein paar abgetragenen Kleidungsſtuͤ¬ cken ſtehen — das war ſeine ganze haͤußliche Einrichtung, wobei er ſich aber doch um ein gro¬ ßes gluͤcklicher befand, als in der Stube der Frau
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[109/0119]
dermann glaubte, daß er ſie ihm umſonſt wuͤrde
gegeben habe — dieß Geld ließ er Reiſern ei¬
nige Jahre hindurch von ſeinem Chorgelde abzie¬
hen, wenn es dieſer oft am noͤthigſten brauch¬
te. — Ein Umſtand der ihn ebenfalls ſehr nie¬
derſchlug.
Nun bekam er in dem Hauſe des Rektors
zwar eine Stube und Kammer, aber auch wei¬
ter nichts, denn der Rektor war ſelbſt noch nicht
recht eingerichtet. Reiſer hatte noch eine wollene
Decke von ſeinen Eltern, dazu miethete man
ihm ein Kopfkuͤßen und Unterbette, um ja ſo
viel, wie moͤglich zu ſparen; wenn es nun des
Nachts kalt war, ſo mußte er ſeine Kleider zu
Huͤlfe nehmen, um ſich hinlaͤnglich zu bedecken.
Ein altes Klavier, das er hatte, diente ihm
ſtatt eines Tiſches, dazu hatte er eine kleine Bank
aus dem Auditorium des Rektors, uͤber dem Bet¬
te ein kleines Buͤcherbrett an einem Nagel haͤn¬
gend, und in der Kammer hatte er einen alten
Koffer mit ein paar abgetragenen Kleidungsſtuͤ¬
cken ſtehen — das war ſeine ganze haͤußliche
Einrichtung, wobei er ſich aber doch um ein gro¬
ßes gluͤcklicher befand, als in der Stube der Frau
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/119>, abgerufen am 17.07.2024.
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