Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Rektor, ein freiwillig zusammengebrachtes
Geschenk, das gemeiniglich über hundert Thaler
betrug, und wobei derjenige der es überreichte
eine kurze lateinische Rede hielt -- alsdann wur¬
den sie mit Wein und Kuchen bewirthet, und
durften sich die Freiheit herausnehmen, ihrem
Lehrer in seiner Behausung ein lauterschallendes
Vivat zu rufen.

Fast ein Vierteljahr vorher wurde immer
schon von der Anordnung dieses Zuges gesprochen.

Alle Sommer in den Hundstagen wurde
von den Primanern öffentlich Komödie gespielt,
wo ihnen die Wahl der Stücke, und die Anord¬
nung ebenfalls allein überlassen war -- Dieß be¬
schäftigte sie fast den ganzen Sommer über. --
Dann fiel im Jenner das Geburtsfest der Kö¬
nigin, und im May das Gebursfest des Königs
ein, wo allemal mit großer Feierlichkeit ein Re¬
deaktus veranstaltet wurde, bei dem der Prinz,
die Minister, und fast alle Honoratioren der
Stadt erschienen. Die Vorbereitung hiezu nahm
nun jedesmal sehr viel Zeit weg -- Dazu ka¬
men jährlich noch zwei öffentliche Prüfungen,
die auch allemal mit Ferien begleitet waren --

G 3

dem Rektor, ein freiwillig zuſammengebrachtes
Geſchenk, das gemeiniglich uͤber hundert Thaler
betrug, und wobei derjenige der es uͤberreichte
eine kurze lateiniſche Rede hielt — alsdann wur¬
den ſie mit Wein und Kuchen bewirthet, und
durften ſich die Freiheit herausnehmen, ihrem
Lehrer in ſeiner Behauſung ein lauterſchallendes
Vivat zu rufen.

Faſt ein Vierteljahr vorher wurde immer
ſchon von der Anordnung dieſes Zuges geſprochen.

Alle Sommer in den Hundstagen wurde
von den Primanern oͤffentlich Komoͤdie geſpielt,
wo ihnen die Wahl der Stuͤcke, und die Anord¬
nung ebenfalls allein uͤberlaſſen war — Dieß be¬
ſchaͤftigte ſie faſt den ganzen Sommer uͤber. —
Dann fiel im Jenner das Geburtsfeſt der Koͤ¬
nigin, und im May das Gebursfeſt des Koͤnigs
ein, wo allemal mit großer Feierlichkeit ein Re¬
deaktus veranſtaltet wurde, bei dem der Prinz,
die Miniſter, und faſt alle Honoratioren der
Stadt erſchienen. Die Vorbereitung hiezu nahm
nun jedesmal ſehr viel Zeit weg — Dazu ka¬
men jaͤhrlich noch zwei oͤffentliche Pruͤfungen,
die auch allemal mit Ferien begleitet waren —

G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0111" n="101"/>
dem Rektor, ein freiwillig zu&#x017F;ammengebrachtes<lb/>
Ge&#x017F;chenk, das gemeiniglich u&#x0364;ber hundert Thaler<lb/>
betrug, und wobei derjenige der es u&#x0364;berreichte<lb/>
eine kurze lateini&#x017F;che Rede hielt &#x2014; alsdann wur¬<lb/>
den &#x017F;ie mit Wein und Kuchen bewirthet, und<lb/>
durften &#x017F;ich die Freiheit herausnehmen, ihrem<lb/>
Lehrer in &#x017F;einer Behau&#x017F;ung ein lauter&#x017F;challendes<lb/>
Vivat zu rufen.</p><lb/>
      <p>Fa&#x017F;t ein Vierteljahr vorher wurde immer<lb/>
&#x017F;chon von der Anordnung die&#x017F;es Zuges ge&#x017F;prochen.</p><lb/>
      <p>Alle Sommer in den Hundstagen wurde<lb/>
von den Primanern o&#x0364;ffentlich Komo&#x0364;die ge&#x017F;pielt,<lb/>
wo ihnen die Wahl der Stu&#x0364;cke, und die Anord¬<lb/>
nung ebenfalls allein u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en war &#x2014; Dieß be¬<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ftigte &#x017F;ie fa&#x017F;t den ganzen Sommer u&#x0364;ber. &#x2014;<lb/>
Dann fiel im Jenner das Geburtsfe&#x017F;t der Ko&#x0364;¬<lb/>
nigin, und im May das Gebursfe&#x017F;t des Ko&#x0364;nigs<lb/>
ein, wo allemal mit großer Feierlichkeit ein Re¬<lb/>
deaktus veran&#x017F;taltet wurde, bei dem der Prinz,<lb/>
die Mini&#x017F;ter, und fa&#x017F;t alle Honoratioren der<lb/>
Stadt er&#x017F;chienen. Die Vorbereitung hiezu nahm<lb/>
nun jedesmal &#x017F;ehr viel Zeit weg &#x2014; Dazu ka¬<lb/>
men ja&#x0364;hrlich noch zwei o&#x0364;ffentliche Pru&#x0364;fungen,<lb/>
die auch allemal mit Ferien begleitet waren &#x2014;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 3<lb/></fw>
</p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0111] dem Rektor, ein freiwillig zuſammengebrachtes Geſchenk, das gemeiniglich uͤber hundert Thaler betrug, und wobei derjenige der es uͤberreichte eine kurze lateiniſche Rede hielt — alsdann wur¬ den ſie mit Wein und Kuchen bewirthet, und durften ſich die Freiheit herausnehmen, ihrem Lehrer in ſeiner Behauſung ein lauterſchallendes Vivat zu rufen. Faſt ein Vierteljahr vorher wurde immer ſchon von der Anordnung dieſes Zuges geſprochen. Alle Sommer in den Hundstagen wurde von den Primanern oͤffentlich Komoͤdie geſpielt, wo ihnen die Wahl der Stuͤcke, und die Anord¬ nung ebenfalls allein uͤberlaſſen war — Dieß be¬ ſchaͤftigte ſie faſt den ganzen Sommer uͤber. — Dann fiel im Jenner das Geburtsfeſt der Koͤ¬ nigin, und im May das Gebursfeſt des Koͤnigs ein, wo allemal mit großer Feierlichkeit ein Re¬ deaktus veranſtaltet wurde, bei dem der Prinz, die Miniſter, und faſt alle Honoratioren der Stadt erſchienen. Die Vorbereitung hiezu nahm nun jedesmal ſehr viel Zeit weg — Dazu ka¬ men jaͤhrlich noch zwei oͤffentliche Pruͤfungen, die auch allemal mit Ferien begleitet waren — G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/111
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/111>, abgerufen am 27.11.2024.