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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.

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Geschichte der Feldherrn ganz anders einzuklei¬
den; etwa so wie der Daniel in der Löwengrube
geschrieben war -- dieß sollte denn auch eine
Art von Heldengedicht werden.

In einer Privatstunde bei dem Konrektor
wurden des Terenz Komödien gelesen, und schon
der Gedanke, daß dieser Autor unter die schweren
gezählt wird, machte, daß er ihn mit größerm
Eifer, als etwa den Phädrus oder Eutropius
studirte, und jedes Stück, was in der Schule
gelesen wurde, sogleich zu Hause übersetzte. --

Als er nun auf die Weise wirklich in sehr
kurzer Zeit starke Fortschritte gethan hatte, be¬
suchte er den alten tauben Mann wieder, der nun
weit über hundert Jahr alt, und schon eine
Zeitlang kindisch gewesen war, zu aller Verwun¬
derung aber noch ein Jahr vor seinem Tode sei¬
nen völligen Verstand wieder erhielt. -- Reiser
wußte seine Stube am Ende des langen finstern
Ganges, und ihm wandelte ein kleiner Schauer
an, als er von ferne den scharrenden Gang des
alten Mannes hörte, der ihn, da er herein trat,
sehr freundlich willkommen hieß, und ihn mit

Geſchichte der Feldherrn ganz anders einzuklei¬
den; etwa ſo wie der Daniel in der Loͤwengrube
geſchrieben war — dieß ſollte denn auch eine
Art von Heldengedicht werden.

In einer Privatſtunde bei dem Konrektor
wurden des Terenz Komoͤdien geleſen, und ſchon
der Gedanke, daß dieſer Autor unter die ſchweren
gezaͤhlt wird, machte, daß er ihn mit groͤßerm
Eifer, als etwa den Phaͤdrus oder Eutropius
ſtudirte, und jedes Stuͤck, was in der Schule
geleſen wurde, ſogleich zu Hauſe uͤberſetzte. —

Als er nun auf die Weiſe wirklich in ſehr
kurzer Zeit ſtarke Fortſchritte gethan hatte, be¬
ſuchte er den alten tauben Mann wieder, der nun
weit uͤber hundert Jahr alt, und ſchon eine
Zeitlang kindiſch geweſen war, zu aller Verwun¬
derung aber noch ein Jahr vor ſeinem Tode ſei¬
nen voͤlligen Verſtand wieder erhielt. — Reiſer
wußte ſeine Stube am Ende des langen finſtern
Ganges, und ihm wandelte ein kleiner Schauer
an, als er von ferne den ſcharrenden Gang des
alten Mannes hoͤrte, der ihn, da er herein trat,
ſehr freundlich willkommen hieß, und ihn mit

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[92/0102] Geſchichte der Feldherrn ganz anders einzuklei¬ den; etwa ſo wie der Daniel in der Loͤwengrube geſchrieben war — dieß ſollte denn auch eine Art von Heldengedicht werden. In einer Privatſtunde bei dem Konrektor wurden des Terenz Komoͤdien geleſen, und ſchon der Gedanke, daß dieſer Autor unter die ſchweren gezaͤhlt wird, machte, daß er ihn mit groͤßerm Eifer, als etwa den Phaͤdrus oder Eutropius ſtudirte, und jedes Stuͤck, was in der Schule geleſen wurde, ſogleich zu Hauſe uͤberſetzte. — Als er nun auf die Weiſe wirklich in ſehr kurzer Zeit ſtarke Fortſchritte gethan hatte, be¬ ſuchte er den alten tauben Mann wieder, der nun weit uͤber hundert Jahr alt, und ſchon eine Zeitlang kindiſch geweſen war, zu aller Verwun¬ derung aber noch ein Jahr vor ſeinem Tode ſei¬ nen voͤlligen Verſtand wieder erhielt. — Reiſer wußte ſeine Stube am Ende des langen finſtern Ganges, und ihm wandelte ein kleiner Schauer an, als er von ferne den ſcharrenden Gang des alten Mannes hoͤrte, der ihn, da er herein trat, ſehr freundlich willkommen hieß, und ihn mit

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/102>, abgerufen am 22.11.2024.