bewirthen. Diese Aufnahme in einer warmen Stube nach dem man oft lange in der Kälte ge¬ standen hatte, und die Erfrischungen die einem gereicht wurden, waren eine solche Erquickung, und die Mannichfaltigkeit der Gegenstände, in¬ dem man an einem Tage wohl zwanzig und mehr verschiedene häußliche Einrichtungen und Fami¬ lien in ihren Wohnzimmern versammlet sahe, machte einen so angenehmen Eindruck auf die Seele, daß man diese drei Tage über in einer Art von Entzückung und beständigen Erwartung neuer Scenen schwebte, und sich die Beschwer¬ den der Witterung gern gefallen ließ. -- Das Singen dauerte bis fast in die Nacht, und die Erleuchtung des Abends machte dann die Scene noch feierlicher -- Unter andern wurde auch in einem Hospital für alte Frauen zum Neujahr gesun¬ gen, wo sich die Chorschüler mit den alten Müt¬ tern in einen Kreis zusammensetzen, und mit gefaltenen Händen singen mußten: Bis hieher hat mich Gott gebracht. u. s. w. -- Bei diesem Neujahrsingen schien alles freundschaftlicher ge¬ geneinander zu seyn. Man sahe nicht so sehr auf die Rangordnung, die Primaner sprachen mit den
bewirthen. Dieſe Aufnahme in einer warmen Stube nach dem man oft lange in der Kaͤlte ge¬ ſtanden hatte, und die Erfriſchungen die einem gereicht wurden, waren eine ſolche Erquickung, und die Mannichfaltigkeit der Gegenſtaͤnde, in¬ dem man an einem Tage wohl zwanzig und mehr verſchiedene haͤußliche Einrichtungen und Fami¬ lien in ihren Wohnzimmern verſammlet ſahe, machte einen ſo angenehmen Eindruck auf die Seele, daß man dieſe drei Tage uͤber in einer Art von Entzuͤckung und beſtaͤndigen Erwartung neuer Scenen ſchwebte, und ſich die Beſchwer¬ den der Witterung gern gefallen ließ. — Das Singen dauerte bis faſt in die Nacht, und die Erleuchtung des Abends machte dann die Scene noch feierlicher — Unter andern wurde auch in einem Hoſpital fuͤr alte Frauen zum Neujahr geſun¬ gen, wo ſich die Chorſchuͤler mit den alten Muͤt¬ tern in einen Kreis zuſammenſetzen, und mit gefaltenen Haͤnden ſingen mußten: Bis hieher hat mich Gott gebracht. u. ſ. w. — Bei dieſem Neujahrſingen ſchien alles freundſchaftlicher ge¬ geneinander zu ſeyn. Man ſahe nicht ſo ſehr auf die Rangordnung, die Primaner ſprachen mit den
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bewirthen. Dieſe Aufnahme in einer warmen
Stube nach dem man oft lange in der Kaͤlte ge¬
ſtanden hatte, und die Erfriſchungen die einem
gereicht wurden, waren eine ſolche Erquickung,
und die Mannichfaltigkeit der Gegenſtaͤnde, in¬
dem man an einem Tage wohl zwanzig und mehr
verſchiedene haͤußliche Einrichtungen und Fami¬
lien in ihren Wohnzimmern verſammlet ſahe,
machte einen ſo angenehmen Eindruck auf die
Seele, daß man dieſe drei Tage uͤber in einer Art
von Entzuͤckung und beſtaͤndigen Erwartung
neuer Scenen ſchwebte, und ſich die Beſchwer¬
den der Witterung gern gefallen ließ. — Das
Singen dauerte bis faſt in die Nacht, und die
Erleuchtung des Abends machte dann die Scene
noch feierlicher — Unter andern wurde auch in
einem Hoſpital fuͤr alte Frauen zum Neujahr geſun¬
gen, wo ſich die Chorſchuͤler mit den alten Muͤt¬
tern in einen Kreis zuſammenſetzen, und mit
gefaltenen Haͤnden ſingen mußten: Bis hieher
hat mich Gott gebracht. u. ſ. w. — Bei dieſem
Neujahrſingen ſchien alles freundſchaftlicher ge¬
geneinander zu ſeyn. Man ſahe nicht ſo ſehr auf
die Rangordnung, die Primaner ſprachen mit den
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/100>, abgerufen am 16.07.2024.
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