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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.

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Sonst war das Mittagsessen immer auf den
Schlag zwölf, das Frühstück Morgens, und das
Abendbrod Abends um acht Uhr, pünktlich da.

Dies war es denn auch, worauf bei der Ar¬
beit immer gerechnet wurde -- so verfloß damals
Antons Leben: des Morgens von sechs Uhr an
rechnete er bei seiner Arbeit aufs Frühstück, das
er immer schon in der Vorstellung schmeckte, und
wenn er es erhielt, mit dem gesundesten Appetit
verzehrte, den ein Mensch nur haben kann, ob
es gleich in weiter nichts, als dem Bodensatz
vom Kaffee, mit etwas Milch, und einem Zwei¬
pfennigbrodte bestand.

Dann gieng es wieder frisch an die Arbeit,
und die Hoffnung aufs Mittagsessen brachte
wiederum neues Interesse in die Morgenstunden,
wenn die Einförmigkeit der Arbeit zu ermüdend
wurde.

Des Abends wurde Jahr aus, Jahr ein,
eine Kalteschale von starkem Biere gegeben.
Reiz genug, um die Nachmittagsarbeiten zu
versüßen.

Und dann vom Abendessen an, bis zum
Schlafengehen, war es der Gedanke an die

Sonſt war das Mittagseſſen immer auf den
Schlag zwoͤlf, das Fruͤhſtuͤck Morgens, und das
Abendbrod Abends um acht Uhr, puͤnktlich da.

Dies war es denn auch, worauf bei der Ar¬
beit immer gerechnet wurde — ſo verfloß damals
Antons Leben: des Morgens von ſechs Uhr an
rechnete er bei ſeiner Arbeit aufs Fruͤhſtuͤck, das
er immer ſchon in der Vorſtellung ſchmeckte, und
wenn er es erhielt, mit dem geſundeſten Appetit
verzehrte, den ein Menſch nur haben kann, ob
es gleich in weiter nichts, als dem Bodenſatz
vom Kaffee, mit etwas Milch, und einem Zwei¬
pfennigbrodte beſtand.

Dann gieng es wieder friſch an die Arbeit,
und die Hoffnung aufs Mittagseſſen brachte
wiederum neues Intereſſe in die Morgenſtunden,
wenn die Einfoͤrmigkeit der Arbeit zu ermuͤdend
wurde.

Des Abends wurde Jahr aus, Jahr ein,
eine Kalteſchale von ſtarkem Biere gegeben.
Reiz genug, um die Nachmittagsarbeiten zu
verſuͤßen.

Und dann vom Abendeſſen an, bis zum
Schlafengehen, war es der Gedanke an die

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[86/0096] Sonſt war das Mittagseſſen immer auf den Schlag zwoͤlf, das Fruͤhſtuͤck Morgens, und das Abendbrod Abends um acht Uhr, puͤnktlich da. Dies war es denn auch, worauf bei der Ar¬ beit immer gerechnet wurde — ſo verfloß damals Antons Leben: des Morgens von ſechs Uhr an rechnete er bei ſeiner Arbeit aufs Fruͤhſtuͤck, das er immer ſchon in der Vorſtellung ſchmeckte, und wenn er es erhielt, mit dem geſundeſten Appetit verzehrte, den ein Menſch nur haben kann, ob es gleich in weiter nichts, als dem Bodenſatz vom Kaffee, mit etwas Milch, und einem Zwei¬ pfennigbrodte beſtand. Dann gieng es wieder friſch an die Arbeit, und die Hoffnung aufs Mittagseſſen brachte wiederum neues Intereſſe in die Morgenſtunden, wenn die Einfoͤrmigkeit der Arbeit zu ermuͤdend wurde. Des Abends wurde Jahr aus, Jahr ein, eine Kalteſchale von ſtarkem Biere gegeben. Reiz genug, um die Nachmittagsarbeiten zu verſuͤßen. Und dann vom Abendeſſen an, bis zum Schlafengehen, war es der Gedanke an die

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/96>, abgerufen am 23.11.2024.