Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.Eben so ging es ihm mit seiner Vorstellung Er saß einmal in der Dämmerung an einem Ueber den Himmel dachte er sich Gott, aber Doch hatte er hierüber nie etwas gelesen Weil nämlich seine Träume größtentheils D 3
Eben ſo ging es ihm mit ſeiner Vorſtellung Er ſaß einmal in der Daͤmmerung an einem Ueber den Himmel dachte er ſich Gott, aber Doch hatte er hieruͤber nie etwas geleſen Weil naͤmlich ſeine Traͤume groͤßtentheils D 3
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Eben ſo ging es ihm mit ſeiner Vorſtellung
von Gott, wenn er ſich denſelben, als das hoͤch¬
ſte Weſen, denken wollte.
Er ſaß einmal in der Daͤmmerung an einem
truͤben Abend allein vor ſeiner Hausthuͤre, und
dachte hieruͤber nach, indem er oft gen Himmel
blickte, und dann wieder die Erde anſahe, und
bemerkte, wie ſie ſelbſt gegen den truͤben Him¬
mel ſo ſchwarz und dunkel war.
Ueber den Himmel dachte er ſich Gott, aber
jeder, auch der hoͤchſte Gott, den ſich ſeine Ge¬
danken ſchufen, war ihm zu klein, und mußte
immer wieder noch einen hoͤhern uͤber ſich haben,
gegen den er ganz verſchwand, und das ſo ins
Unendliche fort.
Doch hatte er hieruͤber nie etwas geleſen
noch gehoͤrt. Was am ſonderbarſten war, ſo
gerieth er durch ſein beſtaͤndiges Nachdenken und
in ſich gekehrt ſeyn, ſogar auf den Egoismus,
der ihn beinahe haͤtte verruͤckt machen koͤnnen.
Weil naͤmlich ſeine Traͤume groͤßtentheils
ſehr lebhaft waren, und beinahe an die Wirklich¬
keit zu grenzen ſchienen; ſo fiel es ihm ein, daß
er auch wohl am hellen Tage traͤume, und die
D 3
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