Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.Eine von Antons seeligsten Erinnerungen Da ich einmal in meiner Geschichte zurück¬ Er ist sich deutlich bewußt, wie er im zweiten Eine von Antons ſeeligſten Erinnerungen Da ich einmal in meiner Geſchichte zuruͤck¬ Er iſt ſich deutlich bewußt, wie er im zweiten <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0060" n="50"/> <p>Eine von Antons ſeeligſten Erinnerungen<lb/> aus den fruͤheſten Jahren ſeiner Kindheit iſt,<lb/> als ſeine Mutter ihn in ihren Mantel eingehuͤllt,<lb/> durch Sturm und Regen trug. Auf dem klei¬<lb/> nen Dorfe war die Welt ihm ſchoͤn, aber hinter<lb/> dem blauen Berge, nach welchem er immer ſehn¬<lb/> ſuchtsvoll blickte, warteten ſchon die Leiden auf<lb/> ihn, die die Jahre ſeiner Kindheit vergaͤllen<lb/> ſollten.</p><lb/> <p>Da ich einmal in meiner Geſchichte zuruͤck¬<lb/> gegangen bin, um Antons erſte Empfindungen<lb/> und Vorſtellungen von der Welt nachzuholen,<lb/> ſo muß ich hier noch zwei ſeiner fruͤheſten Erin¬<lb/> nerungen anfuͤhren, die ſeine Empfindung des<lb/> Unrechts betreffen.</p><lb/> <p>Er iſt ſich deutlich bewußt, wie er im zweiten<lb/> Jahre, da ſeine Mutter noch nicht mit ihm auf<lb/> dem Dorfe wohnte, von ſeinem Hauſe nach dem<lb/> gegenuͤberſtehenden, uͤber die Straße hin und<lb/> wieder lief, und einem wohlgekleideten Manne<lb/> in den Weg rannte, gegen den er heftig mit den<lb/> Haͤnden ausſchlug, weil er ſich ſelbſt und andre<lb/> zu uͤberreden ſuchte, daß ihm Unrecht geſchehen<lb/></p> </body> </text> </TEI> [50/0060]
Eine von Antons ſeeligſten Erinnerungen
aus den fruͤheſten Jahren ſeiner Kindheit iſt,
als ſeine Mutter ihn in ihren Mantel eingehuͤllt,
durch Sturm und Regen trug. Auf dem klei¬
nen Dorfe war die Welt ihm ſchoͤn, aber hinter
dem blauen Berge, nach welchem er immer ſehn¬
ſuchtsvoll blickte, warteten ſchon die Leiden auf
ihn, die die Jahre ſeiner Kindheit vergaͤllen
ſollten.
Da ich einmal in meiner Geſchichte zuruͤck¬
gegangen bin, um Antons erſte Empfindungen
und Vorſtellungen von der Welt nachzuholen,
ſo muß ich hier noch zwei ſeiner fruͤheſten Erin¬
nerungen anfuͤhren, die ſeine Empfindung des
Unrechts betreffen.
Er iſt ſich deutlich bewußt, wie er im zweiten
Jahre, da ſeine Mutter noch nicht mit ihm auf
dem Dorfe wohnte, von ſeinem Hauſe nach dem
gegenuͤberſtehenden, uͤber die Straße hin und
wieder lief, und einem wohlgekleideten Manne
in den Weg rannte, gegen den er heftig mit den
Haͤnden ausſchlug, weil er ſich ſelbſt und andre
zu uͤberreden ſuchte, daß ihm Unrecht geſchehen
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