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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.

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müsse, ehe man fähig sey, die Stimme Gottes
in sich zu vernehmen.

Dieß ward von Anton mit dem größten Ei¬
fer befolgt, weil er wirklich begierig war, so
etwas Wunderbares, als die Stimme Gottes,
in sich zu hören.

Er saß daher halbe Stunden lang mit ver¬
schloßnen Augen, um sich von der Sinnlichkeit
abzuziehen. Sein Vater that dieses zum größten
Leidwesen seiner Mutter ebenfalls. Auf Anton
aber achtete sie nicht, weil sie ihn zu keiner Ab¬
sicht fähig hielt, die er dabey haben könne.

Anton kam bald so weit, daß er glaubte, von
den Sinnen ziemlich abgezogen zu seyn, und
nun fing er an, sich wirklich mit Gott zu unter¬
reden, mit dem er bald auf einen ziemlich ver¬
traulichen Fuß umging. Den ganzen Tag über,
bei seinen einsamen Spatziergängen, bei seinen
Arbeiten, und sogar bei seinem Spiele sprach
er mit Gott, zwar immer mit einer Art von
Liebe und Zutrauen, aber doch so, wie man ohn¬
gefähr mit einem seines Gleichen spricht, mit
dem man eben nicht viel Umstände macht, und

muͤſſe, ehe man faͤhig ſey, die Stimme Gottes
in ſich zu vernehmen.

Dieß ward von Anton mit dem groͤßten Ei¬
fer befolgt, weil er wirklich begierig war, ſo
etwas Wunderbares, als die Stimme Gottes,
in ſich zu hoͤren.

Er ſaß daher halbe Stunden lang mit ver¬
ſchloßnen Augen, um ſich von der Sinnlichkeit
abzuziehen. Sein Vater that dieſes zum groͤßten
Leidweſen ſeiner Mutter ebenfalls. Auf Anton
aber achtete ſie nicht, weil ſie ihn zu keiner Ab¬
ſicht faͤhig hielt, die er dabey haben koͤnne.

Anton kam bald ſo weit, daß er glaubte, von
den Sinnen ziemlich abgezogen zu ſeyn, und
nun fing er an, ſich wirklich mit Gott zu unter¬
reden, mit dem er bald auf einen ziemlich ver¬
traulichen Fuß umging. Den ganzen Tag uͤber,
bei ſeinen einſamen Spatziergaͤngen, bei ſeinen
Arbeiten, und ſogar bei ſeinem Spiele ſprach
er mit Gott, zwar immer mit einer Art von
Liebe und Zutrauen, aber doch ſo, wie man ohn¬
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dem man eben nicht viel Umſtaͤnde macht, und

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[27/0037] muͤſſe, ehe man faͤhig ſey, die Stimme Gottes in ſich zu vernehmen. Dieß ward von Anton mit dem groͤßten Ei¬ fer befolgt, weil er wirklich begierig war, ſo etwas Wunderbares, als die Stimme Gottes, in ſich zu hoͤren. Er ſaß daher halbe Stunden lang mit ver¬ ſchloßnen Augen, um ſich von der Sinnlichkeit abzuziehen. Sein Vater that dieſes zum groͤßten Leidweſen ſeiner Mutter ebenfalls. Auf Anton aber achtete ſie nicht, weil ſie ihn zu keiner Ab¬ ſicht faͤhig hielt, die er dabey haben koͤnne. Anton kam bald ſo weit, daß er glaubte, von den Sinnen ziemlich abgezogen zu ſeyn, und nun fing er an, ſich wirklich mit Gott zu unter¬ reden, mit dem er bald auf einen ziemlich ver¬ traulichen Fuß umging. Den ganzen Tag uͤber, bei ſeinen einſamen Spatziergaͤngen, bei ſeinen Arbeiten, und ſogar bei ſeinem Spiele ſprach er mit Gott, zwar immer mit einer Art von Liebe und Zutrauen, aber doch ſo, wie man ohn¬ gefaͤhr mit einem ſeines Gleichen ſpricht, mit dem man eben nicht viel Umſtaͤnde macht, und

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/37>, abgerufen am 23.11.2024.