Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.dung im Fuße, während wenigen Stunden legte. Bei diesen Schaden konnte er zuweilen ein Oft mußte er ganze Nächte hindurch wim¬ dung im Fuße, waͤhrend wenigen Stunden legte. Bei dieſen Schaden konnte er zuweilen ein Oft mußte er ganze Naͤchte hindurch wim¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0028" n="18"/> dung im Fuße, waͤhrend wenigen Stunden legte.<lb/> Zum Fußabnehmen kam es nun nicht, aber der<lb/> Schaden dauerte demohngeachtet vier Jahre<lb/> lang, ehe er geheilt werden konnte, in welcher<lb/> Zeit unſer Anton wiederum unter oft unſaͤg¬<lb/> lichen Schmerzen alle Freuden der Kindheit ent¬<lb/> behren mußte.</p><lb/> <p>Bei dieſen Schaden konnte er zuweilen ein<lb/> ganzes Vierteljahr nicht aus dem Hauſe gehen,<lb/> nachdem er eine Weile zuheilte, und immer wie¬<lb/> der aufbrach.</p><lb/> <p>Oft mußte er ganze Naͤchte hindurch wim¬<lb/> mern und klagen, und die abſcheulichſten<lb/> Schmerzen faſt alle Tage beim Verbinden er¬<lb/> dulden. Dieß entfernte ihn natuͤrlicher Weiſe<lb/> noch mehr aus der Welt und von dem Umgange<lb/> mit ſeines Gleichen, und feſſelte ihn immer<lb/> mehr an das Leſen und an die Buͤcher. Am<lb/> haͤufigſten las er, wenn er ſeinen juͤngern Bru¬<lb/> der wiegte, und wann es ihm damals an einem<lb/> Buche fehlte, ſo war es, als wenn es ihm itzt<lb/> an einem Freunde fehlt: denn das Buch mußte<lb/> ihm Freund, und Troͤſter, und alles ſeyn.</p><lb/> </body> </text> </TEI> [18/0028]
dung im Fuße, waͤhrend wenigen Stunden legte.
Zum Fußabnehmen kam es nun nicht, aber der
Schaden dauerte demohngeachtet vier Jahre
lang, ehe er geheilt werden konnte, in welcher
Zeit unſer Anton wiederum unter oft unſaͤg¬
lichen Schmerzen alle Freuden der Kindheit ent¬
behren mußte.
Bei dieſen Schaden konnte er zuweilen ein
ganzes Vierteljahr nicht aus dem Hauſe gehen,
nachdem er eine Weile zuheilte, und immer wie¬
der aufbrach.
Oft mußte er ganze Naͤchte hindurch wim¬
mern und klagen, und die abſcheulichſten
Schmerzen faſt alle Tage beim Verbinden er¬
dulden. Dieß entfernte ihn natuͤrlicher Weiſe
noch mehr aus der Welt und von dem Umgange
mit ſeines Gleichen, und feſſelte ihn immer
mehr an das Leſen und an die Buͤcher. Am
haͤufigſten las er, wenn er ſeinen juͤngern Bru¬
der wiegte, und wann es ihm damals an einem
Buche fehlte, ſo war es, als wenn es ihm itzt
an einem Freunde fehlt: denn das Buch mußte
ihm Freund, und Troͤſter, und alles ſeyn.
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