Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.Ausbruch der ehelichen Zwietracht sie laut ver¬ So wurde der häusliche Friede und die Ruhe Unter diesen Umständen wurde Anton ge¬ Die ersten Töne, die sein Ohr vernahm, und Ob er gleich Vater und Mutter hatte, so In seiner frühesten Jugend hat er nie die A 5
Ausbruch der ehelichen Zwietracht ſie laut ver¬ So wurde der haͤusliche Friede und die Ruhe Unter dieſen Umſtaͤnden wurde Anton ge¬ Die erſten Toͤne, die ſein Ohr vernahm, und Ob er gleich Vater und Mutter hatte, ſo In ſeiner fruͤheſten Jugend hat er nie die A 5
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Ausbruch der ehelichen Zwietracht ſie laut ver¬
wuͤnſchte.
So wurde der haͤusliche Friede und die Ruhe
und Wohlfahrt einer Familie Jahre lang durch
dieſe ungluͤcklichen Buͤcher geſtoͤrt, die wahr¬
ſcheinlich einer ſo wenig, wie der andere ver¬
ſtehen mochte.
Unter dieſen Umſtaͤnden wurde Anton ge¬
bohren, und von ihm kann man mit Wahrheit
ſagen, daß er von der Wiege an unterdruͤckt ward.
Die erſten Toͤne, die ſein Ohr vernahm, und
ſein aufdaͤmmernder Verſtand begriff, waren
wechſelſeitige Fluͤche und Verwuͤnſchungen des
unaufloͤslich geknuͤpften Ehebandes.
Ob er gleich Vater und Mutter hatte, ſo
war er doch in ſeiner fruͤheſten Jugend ſchon von
Vater und Mutter verlaſſen, denn er wußte
nicht, an wen er ſich anſchließen, an wen er
ſich halten ſollte, da ſich beide haßten, und ihm
doch einer ſo nahe wie der andre war.
In ſeiner fruͤheſten Jugend hat er nie die
Liebkoſungen zaͤrtlicher Eltern geſchmeckt, nie
nach einer kleinen Muͤhe ihr belohnendes Laͤcheln.
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