Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.Herz eindringen -- mit dem Verstande muß man Einen Prediger, Nahmens M. . . an der eben
Herz eindringen — mit dem Verſtande muß man Einen Prediger, Nahmens M. . . an der eben
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0174" n="164"/> Herz eindringen — mit dem Verſtande muß man<lb/> langſam, mit dem Herzen ſchnell zu Werke<lb/> gehen, wenn man ſeines Zweckes nicht verfehlen<lb/> will — freilich wird der immer ein ſchlechter Leh¬<lb/> rer ſeyn, der nicht zuweilen Redner wird, und der<lb/> ein ſchlechter Redner, der nicht zuweilen Lehrer<lb/> wird — aber wenn Fox im Engliſchen Parla¬<lb/> mente ſpricht, ſo geſchieht es mit einer Ge¬<lb/> ſchwindigkeit, die ihres Gleichen nicht hat, und<lb/> in dieſem brauſenden Strome reißt er alles mit<lb/> ſich fort, und erſchuͤttert die Seelen ſeiner Zu¬<lb/> hoͤrer, wie es der Paſtor P. . . durch ſeine<lb/> Meineidspredigt that.</p><lb/> <p>Einen Prediger, Nahmens M. . . an der<lb/> G. . . kirche in H. . . hoͤrte Anton eines Sonn¬<lb/> tags mit dem groͤßten Widerwillen predigen, weil<lb/> derſelbe auch nicht die mindeſte Aehnlichkeit mit<lb/> dem Paſtor P. . . , hatte, ſondern in Anſehung ſei¬<lb/> ner etwas langſamen und bequemen Sprache faſt<lb/> gerade das Gegentheil von ihm war. Anton konnte<lb/> ſich nicht enthalten, da er zu Hauſe kam, gegen<lb/> ſeine Mutter eine Art von Haß zu aͤußern, den er<lb/> auf dieſen Prediger geworfen hatte — aber wie<lb/> erſtaunte er, als dieſe ihm ſagte, daß er bei<lb/> <fw place="bottom" type="catch">eben<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [164/0174]
Herz eindringen — mit dem Verſtande muß man
langſam, mit dem Herzen ſchnell zu Werke
gehen, wenn man ſeines Zweckes nicht verfehlen
will — freilich wird der immer ein ſchlechter Leh¬
rer ſeyn, der nicht zuweilen Redner wird, und der
ein ſchlechter Redner, der nicht zuweilen Lehrer
wird — aber wenn Fox im Engliſchen Parla¬
mente ſpricht, ſo geſchieht es mit einer Ge¬
ſchwindigkeit, die ihres Gleichen nicht hat, und
in dieſem brauſenden Strome reißt er alles mit
ſich fort, und erſchuͤttert die Seelen ſeiner Zu¬
hoͤrer, wie es der Paſtor P. . . durch ſeine
Meineidspredigt that.
Einen Prediger, Nahmens M. . . an der
G. . . kirche in H. . . hoͤrte Anton eines Sonn¬
tags mit dem groͤßten Widerwillen predigen, weil
derſelbe auch nicht die mindeſte Aehnlichkeit mit
dem Paſtor P. . . , hatte, ſondern in Anſehung ſei¬
ner etwas langſamen und bequemen Sprache faſt
gerade das Gegentheil von ihm war. Anton konnte
ſich nicht enthalten, da er zu Hauſe kam, gegen
ſeine Mutter eine Art von Haß zu aͤußern, den er
auf dieſen Prediger geworfen hatte — aber wie
erſtaunte er, als dieſe ihm ſagte, daß er bei
eben
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