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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.

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schmack daran, und wird bald ein erklärter An¬
hänger des Hrn. v. F.

Demohngeachtet fiel es ihm ein, wieder zu
heirathen, und er machte mit Antons Mutter
Bekanntschaft, welche bald in die Heirath wil¬
ligte, das sie nie würde gethan haben, hätte sie
die Hölle von Elend vorausgesehen, die ihr im
Ehestande drohete. Sie versprach sich von ihrem
Manne noch mehr Liebe und Achtung, als sie
vorher bei ihren Anverwandten genossen hatte,
aber wie entsetzlich fand sie sich betrogen.

So sehr die Lehre der Mad. Guion von der
gänzlichen Ertödtung und Vernichtung aller,
auch der sanften und zärtlichen Leidenschaften,
mit der harten und unempfindlichen Seele ihres
Mannes übereinstimmten, so wenig war es ihr
möglich, sich jemals mit diesen Ideen zu ver¬
ständigen, wogegen sich ihr Herz auflehnte.

Dieß war der erste Keim zu aller nachheri¬
gen ehelichen Zwietracht.

Ihr Mann fing an, ihre Einsichten zu ver¬
achten, weil sie die hohen Geheimnisse nicht
fassen wollte, die die Madam Guion lehrte.

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ſchmack daran, und wird bald ein erklaͤrter An¬
haͤnger des Hrn. v. F.

Demohngeachtet fiel es ihm ein, wieder zu
heirathen, und er machte mit Antons Mutter
Bekanntſchaft, welche bald in die Heirath wil¬
ligte, das ſie nie wuͤrde gethan haben, haͤtte ſie
die Hoͤlle von Elend vorausgeſehen, die ihr im
Eheſtande drohete. Sie verſprach ſich von ihrem
Manne noch mehr Liebe und Achtung, als ſie
vorher bei ihren Anverwandten genoſſen hatte,
aber wie entſetzlich fand ſie ſich betrogen.

So ſehr die Lehre der Mad. Guion von der
gaͤnzlichen Ertoͤdtung und Vernichtung aller,
auch der ſanften und zaͤrtlichen Leidenſchaften,
mit der harten und unempfindlichen Seele ihres
Mannes uͤbereinſtimmten, ſo wenig war es ihr
moͤglich, ſich jemals mit dieſen Ideen zu ver¬
ſtaͤndigen, wogegen ſich ihr Herz auflehnte.

Dieß war der erſte Keim zu aller nachheri¬
gen ehelichen Zwietracht.

Ihr Mann fing an, ihre Einſichten zu ver¬
achten, weil ſie die hohen Geheimniſſe nicht
faſſen wollte, die die Madam Guion lehrte.

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[7/0017] ſchmack daran, und wird bald ein erklaͤrter An¬ haͤnger des Hrn. v. F. Demohngeachtet fiel es ihm ein, wieder zu heirathen, und er machte mit Antons Mutter Bekanntſchaft, welche bald in die Heirath wil¬ ligte, das ſie nie wuͤrde gethan haben, haͤtte ſie die Hoͤlle von Elend vorausgeſehen, die ihr im Eheſtande drohete. Sie verſprach ſich von ihrem Manne noch mehr Liebe und Achtung, als ſie vorher bei ihren Anverwandten genoſſen hatte, aber wie entſetzlich fand ſie ſich betrogen. So ſehr die Lehre der Mad. Guion von der gaͤnzlichen Ertoͤdtung und Vernichtung aller, auch der ſanften und zaͤrtlichen Leidenſchaften, mit der harten und unempfindlichen Seele ihres Mannes uͤbereinſtimmten, ſo wenig war es ihr moͤglich, ſich jemals mit dieſen Ideen zu ver¬ ſtaͤndigen, wogegen ſich ihr Herz auflehnte. Dieß war der erſte Keim zu aller nachheri¬ gen ehelichen Zwietracht. Ihr Mann fing an, ihre Einſichten zu ver¬ achten, weil ſie die hohen Geheimniſſe nicht faſſen wollte, die die Madam Guion lehrte. A 4

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/17>, abgerufen am 09.11.2024.