Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Aber von dem Tage an, blieb der Vorsatz
fest bei ihm, im L. . .schen Hause nicht länger mehr
zu bleiben, es koste auch, was es wolle. Er
wurde daher auch gegen alles gleichgültiger, weil
er sich vorstellte, daß es nun nicht lange mehr so
dauren würde. L. . . selbst fing nun an, seiner
so überdrüßig zu werden, daß er endlich nach
H. . . an Antons Vater schrieb, dieser möchte
seinen Sohn, mit dem nichts anzufangen wäre,
nur immer wieder abholen.

Nichts hätte für Anton erwünschter seyn
können, als die Nachricht, daß sein Vater ihn
nun mit nächsten wieder zu Hause holen wür¬
de. -- In eine Schule, schloß er, müsse er
doch in H. . . auf alle Fälle geschickt werden,
ehe er zum Abendmahl zugelassen würde, und
dann wollte er sich schon so auszeichnen, daß
man aufmerksam auf ihn werden solle. --
So sehr er vorher nach B. . . zu kommen ge¬
strebt hatte, so sehr verlangte ihn jetzt nach H..
wieder zurück, und er wiegte sich nun aufs neue
in angenehmen Träumen von der Zukunft ein.

Ohngeachtet seiner harten Lage aber waren
ihm dennoch viele Dinge in B. . . sehr lieb ge¬

wor¬

Aber von dem Tage an, blieb der Vorſatz
feſt bei ihm, im L. . .ſchen Hauſe nicht laͤnger mehr
zu bleiben, es koſte auch, was es wolle. Er
wurde daher auch gegen alles gleichguͤltiger, weil
er ſich vorſtellte, daß es nun nicht lange mehr ſo
dauren wuͤrde. L. . . ſelbſt fing nun an, ſeiner
ſo uͤberdruͤßig zu werden, daß er endlich nach
H. . . an Antons Vater ſchrieb, dieſer moͤchte
ſeinen Sohn, mit dem nichts anzufangen waͤre,
nur immer wieder abholen.

Nichts haͤtte fuͤr Anton erwuͤnſchter ſeyn
koͤnnen, als die Nachricht, daß ſein Vater ihn
nun mit naͤchſten wieder zu Hauſe holen wuͤr¬
de. — In eine Schule, ſchloß er, muͤſſe er
doch in H. . . auf alle Faͤlle geſchickt werden,
ehe er zum Abendmahl zugelaſſen wuͤrde, und
dann wollte er ſich ſchon ſo auszeichnen, daß
man aufmerkſam auf ihn werden ſolle. —
So ſehr er vorher nach B. . . zu kommen ge¬
ſtrebt hatte, ſo ſehr verlangte ihn jetzt nach H..
wieder zuruͤck, und er wiegte ſich nun aufs neue
in angenehmen Traͤumen von der Zukunft ein.

Ohngeachtet ſeiner harten Lage aber waren
ihm dennoch viele Dinge in B. . . ſehr lieb ge¬

wor¬
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0156" n="146"/>
      <p>Aber von dem Tage an, blieb der Vor&#x017F;atz<lb/>
fe&#x017F;t bei ihm, im L. . .&#x017F;chen Hau&#x017F;e nicht la&#x0364;nger mehr<lb/>
zu bleiben, es ko&#x017F;te auch, was es wolle. Er<lb/>
wurde daher auch gegen alles gleichgu&#x0364;ltiger, weil<lb/>
er &#x017F;ich vor&#x017F;tellte, daß es nun nicht lange mehr &#x017F;o<lb/>
dauren wu&#x0364;rde. L. . . &#x017F;elb&#x017F;t fing nun an, &#x017F;einer<lb/>
&#x017F;o u&#x0364;berdru&#x0364;ßig zu werden, daß er endlich nach<lb/>
H. . . an Antons Vater &#x017F;chrieb, die&#x017F;er mo&#x0364;chte<lb/>
&#x017F;einen Sohn, mit dem nichts anzufangen wa&#x0364;re,<lb/>
nur immer wieder abholen.</p><lb/>
      <p>Nichts ha&#x0364;tte fu&#x0364;r Anton erwu&#x0364;n&#x017F;chter &#x017F;eyn<lb/>
ko&#x0364;nnen, als die Nachricht, daß &#x017F;ein Vater ihn<lb/>
nun mit na&#x0364;ch&#x017F;ten wieder zu Hau&#x017F;e holen wu&#x0364;r¬<lb/>
de. &#x2014; In eine Schule, &#x017F;chloß er, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e er<lb/>
doch in H. . . auf alle Fa&#x0364;lle ge&#x017F;chickt werden,<lb/>
ehe er zum Abendmahl zugela&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde, und<lb/>
dann wollte er &#x017F;ich &#x017F;chon &#x017F;o auszeichnen, daß<lb/>
man aufmerk&#x017F;am auf ihn werden &#x017F;olle. &#x2014;<lb/>
So &#x017F;ehr er vorher nach B. . . zu kommen ge¬<lb/>
&#x017F;trebt hatte, &#x017F;o &#x017F;ehr verlangte ihn jetzt nach H..<lb/>
wieder zuru&#x0364;ck, und er wiegte &#x017F;ich nun aufs neue<lb/>
in angenehmen Tra&#x0364;umen von der Zukunft ein.</p><lb/>
      <p>Ohngeachtet &#x017F;einer harten Lage aber waren<lb/>
ihm dennoch viele Dinge in B. . . &#x017F;ehr lieb ge¬<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wor¬<lb/></fw>
</p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0156] Aber von dem Tage an, blieb der Vorſatz feſt bei ihm, im L. . .ſchen Hauſe nicht laͤnger mehr zu bleiben, es koſte auch, was es wolle. Er wurde daher auch gegen alles gleichguͤltiger, weil er ſich vorſtellte, daß es nun nicht lange mehr ſo dauren wuͤrde. L. . . ſelbſt fing nun an, ſeiner ſo uͤberdruͤßig zu werden, daß er endlich nach H. . . an Antons Vater ſchrieb, dieſer moͤchte ſeinen Sohn, mit dem nichts anzufangen waͤre, nur immer wieder abholen. Nichts haͤtte fuͤr Anton erwuͤnſchter ſeyn koͤnnen, als die Nachricht, daß ſein Vater ihn nun mit naͤchſten wieder zu Hauſe holen wuͤr¬ de. — In eine Schule, ſchloß er, muͤſſe er doch in H. . . auf alle Faͤlle geſchickt werden, ehe er zum Abendmahl zugelaſſen wuͤrde, und dann wollte er ſich ſchon ſo auszeichnen, daß man aufmerkſam auf ihn werden ſolle. — So ſehr er vorher nach B. . . zu kommen ge¬ ſtrebt hatte, ſo ſehr verlangte ihn jetzt nach H.. wieder zuruͤck, und er wiegte ſich nun aufs neue in angenehmen Traͤumen von der Zukunft ein. Ohngeachtet ſeiner harten Lage aber waren ihm dennoch viele Dinge in B. . . ſehr lieb ge¬ wor¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/156
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/156>, abgerufen am 27.11.2024.