Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.sätze für gefährlich hielt, in die Bastille gesetzt, Der Herr v. F. hatte die Schriften der Mad. A 3
ſaͤtze fuͤr gefaͤhrlich hielt, in die Baſtille geſetzt, Der Herr v. F. hatte die Schriften der Mad. A 3
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0015" n="5"/> ſaͤtze fuͤr gefaͤhrlich hielt, in die Baſtille geſetzt,<lb/> wo ſie nach einer zehnjaͤhrigen Gefangenſchaft<lb/> ſtarb. Als man nach ihrem Tode ihren Kopf<lb/> oͤfnete, fand man ihr Gehirn faſt wie ausge¬<lb/> trocknet. Sie wird uͤbrigens noch itzt von ihren<lb/> Anhaͤngern, als eine Heilige der erſten Groͤße,<lb/> beinahe goͤttlich verehrt, und ihre Ausſpruͤche<lb/> werden den Ausſpruͤchen der Bibel gleich ge¬<lb/> ſchaͤtzt; weil man annimmt, daß ſie durch gaͤnz¬<lb/> liche Ertoͤdtung aller <hi rendition="#fr">Eigenheit</hi>, ſo gewiß mit<lb/> Gott ſey vereinigt worden, daß alle ihre Gedan¬<lb/> ken auch nothwendig goͤttliche Gedanken werden<lb/> mußten.</p><lb/> <p>Der Herr v. F. hatte die Schriften der Mad.<lb/> Guion auf ſeinen Reiſen in Frankreich kennen<lb/> gelernt, und die trockne, metaphyſiſche Schwaͤr¬<lb/> merei, welche darinn herrſcht, hatte fuͤr ſeine<lb/> Gemuͤthsbeſchaffenheit ſo viel Anziehendes, daß<lb/> er ſich ihr mit eben dem Eifer ergab, womit er<lb/> ſich wahrſcheinlich, unter andern Umſtaͤnden,<lb/> dem hoͤchſten Stoicismus wuͤrde ergeben haben,<lb/> womit die Lehren der Mad. Guion, in Anſe¬<lb/> hung der gaͤnzlichen Ertoͤdtung aller Begierden<lb/> u. ſ. w. oft eine auffallende Aehnlichkeit haben.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">A 3<lb/></fw> </body> </text> </TEI> [5/0015]
ſaͤtze fuͤr gefaͤhrlich hielt, in die Baſtille geſetzt,
wo ſie nach einer zehnjaͤhrigen Gefangenſchaft
ſtarb. Als man nach ihrem Tode ihren Kopf
oͤfnete, fand man ihr Gehirn faſt wie ausge¬
trocknet. Sie wird uͤbrigens noch itzt von ihren
Anhaͤngern, als eine Heilige der erſten Groͤße,
beinahe goͤttlich verehrt, und ihre Ausſpruͤche
werden den Ausſpruͤchen der Bibel gleich ge¬
ſchaͤtzt; weil man annimmt, daß ſie durch gaͤnz¬
liche Ertoͤdtung aller Eigenheit, ſo gewiß mit
Gott ſey vereinigt worden, daß alle ihre Gedan¬
ken auch nothwendig goͤttliche Gedanken werden
mußten.
Der Herr v. F. hatte die Schriften der Mad.
Guion auf ſeinen Reiſen in Frankreich kennen
gelernt, und die trockne, metaphyſiſche Schwaͤr¬
merei, welche darinn herrſcht, hatte fuͤr ſeine
Gemuͤthsbeſchaffenheit ſo viel Anziehendes, daß
er ſich ihr mit eben dem Eifer ergab, womit er
ſich wahrſcheinlich, unter andern Umſtaͤnden,
dem hoͤchſten Stoicismus wuͤrde ergeben haben,
womit die Lehren der Mad. Guion, in Anſe¬
hung der gaͤnzlichen Ertoͤdtung aller Begierden
u. ſ. w. oft eine auffallende Aehnlichkeit haben.
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