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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.

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strenges, und feierliches Ansehn. In allen
Mienen glaubte man Ertödtung und Verleug¬
nung
, und in allen Handlungen Ausgehen aus
sich selbst
und Eingehen ins Nichts zu lesen.

Der Herr v. F. hatte sich nach dem Tode
seiner ersten Gemahlin nicht wieder verheirathet,
sondern lebte mit seiner Schwester, der Fr. v. P.,
in dieser Eingezogenheit, um sich dem großen
Geschäfte, die Lehren der Mad. Guion auszu¬
breiten, ganz und ungestört widmen zu können.

Ein Verwalter, Namens H., und eine Haus¬
hälterin mit ihrer Tochter, machten gleichsam
den mittlern Stand des Hauses aus, und dann
folgte das niedrige Gesinde. -- Diese Leute
schlossen sich wirklich fest aneinander, und alles
hatte eine unbegränzte Ehrfurcht gegen den Hrn.
v. F., der wirklich einen unsträflichen Lebens¬
wandel führte, obgleich die Einwohner des Orts
sich mit den ärgerlichsten Geschichten von ihm
trugen.

Er stand jede Nacht dreimal zu bestimmten
Stunden auf, um zu beten, und bei Tage brachte
er seine meiste Zeit damit zu, daß er die Schriften
der Mad. Guion, deren eine große Anzahl von

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ſtrenges, und feierliches Anſehn. In allen
Mienen glaubte man Ertoͤdtung und Verleug¬
nung
, und in allen Handlungen Ausgehen aus
ſich ſelbſt
und Eingehen ins Nichts zu leſen.

Der Herr v. F. hatte ſich nach dem Tode
ſeiner erſten Gemahlin nicht wieder verheirathet,
ſondern lebte mit ſeiner Schweſter, der Fr. v. P.,
in dieſer Eingezogenheit, um ſich dem großen
Geſchaͤfte, die Lehren der Mad. Guion auszu¬
breiten, ganz und ungeſtoͤrt widmen zu koͤnnen.

Ein Verwalter, Namens H., und eine Haus¬
haͤlterin mit ihrer Tochter, machten gleichſam
den mittlern Stand des Hauſes aus, und dann
folgte das niedrige Geſinde. — Dieſe Leute
ſchloſſen ſich wirklich feſt aneinander, und alles
hatte eine unbegraͤnzte Ehrfurcht gegen den Hrn.
v. F., der wirklich einen unſtraͤflichen Lebens¬
wandel fuͤhrte, obgleich die Einwohner des Orts
ſich mit den aͤrgerlichſten Geſchichten von ihm
trugen.

Er ſtand jede Nacht dreimal zu beſtimmten
Stunden auf, um zu beten, und bei Tage brachte
er ſeine meiſte Zeit damit zu, daß er die Schriften
der Mad. Guion, deren eine große Anzahl von

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[3/0013] ſtrenges, und feierliches Anſehn. In allen Mienen glaubte man Ertoͤdtung und Verleug¬ nung, und in allen Handlungen Ausgehen aus ſich ſelbſt und Eingehen ins Nichts zu leſen. Der Herr v. F. hatte ſich nach dem Tode ſeiner erſten Gemahlin nicht wieder verheirathet, ſondern lebte mit ſeiner Schweſter, der Fr. v. P., in dieſer Eingezogenheit, um ſich dem großen Geſchaͤfte, die Lehren der Mad. Guion auszu¬ breiten, ganz und ungeſtoͤrt widmen zu koͤnnen. Ein Verwalter, Namens H., und eine Haus¬ haͤlterin mit ihrer Tochter, machten gleichſam den mittlern Stand des Hauſes aus, und dann folgte das niedrige Geſinde. — Dieſe Leute ſchloſſen ſich wirklich feſt aneinander, und alles hatte eine unbegraͤnzte Ehrfurcht gegen den Hrn. v. F., der wirklich einen unſtraͤflichen Lebens¬ wandel fuͤhrte, obgleich die Einwohner des Orts ſich mit den aͤrgerlichſten Geſchichten von ihm trugen. Er ſtand jede Nacht dreimal zu beſtimmten Stunden auf, um zu beten, und bei Tage brachte er ſeine meiſte Zeit damit zu, daß er die Schriften der Mad. Guion, deren eine große Anzahl von A 2

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/13>, abgerufen am 23.11.2024.