Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.und Gebehrden überschritt alle Regeln der Kunst, Da war kein Aufenthalt in dem mächtigen Seine Stimme war ein heller Tenor, der lage¬ H 2
und Gebehrden uͤberſchritt alle Regeln der Kunſt, Da war kein Aufenthalt in dem maͤchtigen Seine Stimme war ein heller Tenor, der lage¬ H 2
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0125" n="115"/> und Gebehrden uͤberſchritt alle Regeln der Kunſt,<lb/> und war doch natuͤrlich, ſchoͤn, und unwider¬<lb/> ſtehlich mit ſich fortreißend.</p><lb/> <p>Da war kein Aufenthalt in dem maͤchtigen<lb/> Erguß ſeiner Empfindungen und Gedanken; das<lb/> kuͤnftige Wort war immer ſchon im Begriff her¬<lb/> vorzubrechen, ehe das vorhergehende noch voͤllig<lb/> ausgeſprochen war; wie eine Welle die andere<lb/> in der ſtroͤmenden Fluth verſchlingt, ſo verlohr<lb/> ſich jede neue Empfindung ſogleich in der fol¬<lb/> genden, und doch war dieſe immer nur eine leb¬<lb/> haftre Vergegenwaͤrtigung der vorhergegangnen.</p><lb/> <p>Seine Stimme war ein heller Tenor, der<lb/> bei ſeiner Hoͤhe eine ungewoͤhnliche Fuͤlle hatte;<lb/> es war der Klang eines reinen Metalls, welcher<lb/> durch alle Nerven vibrirt. Er ſprach nach An¬<lb/> leitung des Evangeliums gegen Ungerechtigkeit<lb/> und Unterdruͤckung, gegen Ueppigkeit und Ver¬<lb/> ſchwendung; und im hoͤchſten Feuer der Begeiſte¬<lb/> rung redete er zuletzt die uͤppige und ſchwelgeriſche<lb/> Stadt, deren Einwohner groͤßtentheils in dieſer<lb/> Kirche verſammlet waren, mit Nahmen an;<lb/> deckte ihre Suͤnden und Verbrechen auf; erin¬<lb/> nerte ſie an die Zeiten des Krieges, an die Be¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H 2<lb/></fw> <fw place="bottom" type="catch">lage¬<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [115/0125]
und Gebehrden uͤberſchritt alle Regeln der Kunſt,
und war doch natuͤrlich, ſchoͤn, und unwider¬
ſtehlich mit ſich fortreißend.
Da war kein Aufenthalt in dem maͤchtigen
Erguß ſeiner Empfindungen und Gedanken; das
kuͤnftige Wort war immer ſchon im Begriff her¬
vorzubrechen, ehe das vorhergehende noch voͤllig
ausgeſprochen war; wie eine Welle die andere
in der ſtroͤmenden Fluth verſchlingt, ſo verlohr
ſich jede neue Empfindung ſogleich in der fol¬
genden, und doch war dieſe immer nur eine leb¬
haftre Vergegenwaͤrtigung der vorhergegangnen.
Seine Stimme war ein heller Tenor, der
bei ſeiner Hoͤhe eine ungewoͤhnliche Fuͤlle hatte;
es war der Klang eines reinen Metalls, welcher
durch alle Nerven vibrirt. Er ſprach nach An¬
leitung des Evangeliums gegen Ungerechtigkeit
und Unterdruͤckung, gegen Ueppigkeit und Ver¬
ſchwendung; und im hoͤchſten Feuer der Begeiſte¬
rung redete er zuletzt die uͤppige und ſchwelgeriſche
Stadt, deren Einwohner groͤßtentheils in dieſer
Kirche verſammlet waren, mit Nahmen an;
deckte ihre Suͤnden und Verbrechen auf; erin¬
nerte ſie an die Zeiten des Krieges, an die Be¬
lage¬
H 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |