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Moritz, Karl Philipp: Über die bildende Nachahmung des Schönen. Braunschweig, 1788.

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dung dieses Wesens selbst sich gründet, da scheinet in
der Darstellung seiner Leiden, die immerwährende
Auflösung unsres eignen Wesens, auf einige Augen¬
blicke, uns bewusst zu werden, indem uns dünkt, als
ob, im schönen Wiederschein herbeigezaubert, ein
Stück aus jenem grossen Zirkel vor uns schwebte,
in welchen unsre kleinere Laufbahn sich einst verlieren
wird. --

So vollendet die Liebe unser Wesen -- das erhab¬
nere Mitleid aber blickt thränend auf die Vollendung
selbst herab -- Weil es Aufhören und Werden, Zer¬
stöhrung und Bildung in eins zusammenfasst.

Und wenn jemals ein schwacher Schimmer des
über Zerstöhrung und Bildung erhabnen Schönen sich
uns zeigen kann, so muss es auf dem Punkte seyn, wo
es aus der über unserm Haupte schwebenden Zerstöh¬
rung selbst uns wieder entgegen lächelt. --

Das Auge blickt dann, sich selber spiegelnd, aus
der Fülle des Daseyns auf. --

Die Erscheinung ist mit der Wirklichkeit, die Gat¬
tung mit dem Individuum eins geworden. --

Tod und Zerstöhrung selbst verlieren sich in den
Begriff der ewig bildenden Nachahmung des über

die
D 2

dung dieſes Weſens ſelbſt ſich gründet, da ſcheinet in
der Darſtellung ſeiner Leiden, die immerwährende
Auflöſung unſres eignen Weſens, auf einige Augen¬
blicke, uns bewuſst zu werden, indem uns dünkt, als
ob, im ſchönen Wiederſchein herbeigezaubert, ein
Stück aus jenem grosſen Zirkel vor uns ſchwebte,
in welchen unſre kleinere Laufbahn ſich einſt verlieren
wird. —

So vollendet die Liebe unſer Weſen — das erhab¬
nere Mitleid aber blickt thränend auf die Vollendung
ſelbſt herab — Weil es Aufhören und Werden, Zer¬
ſtöhrung und Bildung in eins zuſammenfaſst.

Und wenn jemals ein ſchwacher Schimmer des
über Zerſtöhrung und Bildung erhabnen Schönen ſich
uns zeigen kann, ſo muſs es auf dem Punkte ſeyn, wo
es aus der über unſerm Haupte ſchwebenden Zerſtöh¬
rung ſelbſt uns wieder entgegen lächelt. —

Das Auge blickt dann, ſich ſelber ſpiegelnd, aus
der Fülle des Daſeyns auf. —

Die Erſcheinung iſt mit der Wirklichkeit, die Gat¬
tung mit dem Individuum eins geworden. —

Tod und Zerſtöhrung ſelbſt verlieren ſich in den
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[51/0057] dung dieſes Weſens ſelbſt ſich gründet, da ſcheinet in der Darſtellung ſeiner Leiden, die immerwährende Auflöſung unſres eignen Weſens, auf einige Augen¬ blicke, uns bewuſst zu werden, indem uns dünkt, als ob, im ſchönen Wiederſchein herbeigezaubert, ein Stück aus jenem grosſen Zirkel vor uns ſchwebte, in welchen unſre kleinere Laufbahn ſich einſt verlieren wird. — So vollendet die Liebe unſer Weſen — das erhab¬ nere Mitleid aber blickt thränend auf die Vollendung ſelbſt herab — Weil es Aufhören und Werden, Zer¬ ſtöhrung und Bildung in eins zuſammenfaſst. Und wenn jemals ein ſchwacher Schimmer des über Zerſtöhrung und Bildung erhabnen Schönen ſich uns zeigen kann, ſo muſs es auf dem Punkte ſeyn, wo es aus der über unſerm Haupte ſchwebenden Zerſtöh¬ rung ſelbſt uns wieder entgegen lächelt. — Das Auge blickt dann, ſich ſelber ſpiegelnd, aus der Fülle des Daſeyns auf. — Die Erſcheinung iſt mit der Wirklichkeit, die Gat¬ tung mit dem Individuum eins geworden. — Tod und Zerſtöhrung ſelbſt verlieren ſich in den Begriff der ewig bildenden Nachahmung des über die D 2

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Über die bildende Nachahmung des Schönen. Braunschweig, 1788, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_nachahmung_1788/57>, abgerufen am 24.11.2024.