nischen Ueberschwemmung, aufs neue aus har- ten Steinen wieder gebildet wurden. -- Auch erwähnen die alten Dichtungen der Asträa einer Tochter der Themis, die von den Schutzgöttinnen der Sterblichen am längsten bei ihnen verweilte, bis sie zuletzt gen Himmel entfloh, da der Frevel der Menschen überhand nahm, und weder Ge- rechtigkeit noch Scheu mehr galt.
Weil die Themis dem Jupiter die Zukunft oder den Schluß des Schicksals enthüllte, so läßt eine besondere Dichtung auch die Parzen Lachesis, Klotho und Atropos, die Töchter der alten Nacht, vom Jupiter wieder erzeugt, und von der Themis gebohren worden. Die Parzen sind also in diesen Dichtungen eine doppelte Erscheinung, einmal als Töchter der alten Nacht und als Dienerinnen des Schicksals, über den Jupiter weit erhaben; und dann als Töchter des Jupiter, die nach dem Willen des Schicksals, seine Rathschlüsse voll- ziehen.
Die doppelten Erscheinungen der Götter- gestalten, sind in diesem traumähnlichen Gewebe der Phantasie nicht selten; was vor dem Jupiter da war, wird, da der Lauf der Zeiten mit ihm aufs neue beginnt, noch einmal wieder von ihm erzeugt, um seine Macht zu verherrlichen, und ihn zum Vater der Götter zu erheben. -- Die Dichter haben von jeher das Schwankende in die-
niſchen Ueberſchwemmung, aufs neue aus har- ten Steinen wieder gebildet wurden. — Auch erwaͤhnen die alten Dichtungen der Aſtraͤa einer Tochter der Themis, die von den Schutzgoͤttinnen der Sterblichen am laͤngſten bei ihnen verweilte, bis ſie zuletzt gen Himmel entfloh, da der Frevel der Menſchen uͤberhand nahm, und weder Ge- rechtigkeit noch Scheu mehr galt.
Weil die Themis dem Jupiter die Zukunft oder den Schluß des Schickſals enthuͤllte, ſo laͤßt eine beſondere Dichtung auch die Parzen Lacheſis, Klotho und Atropos, die Toͤchter der alten Nacht, vom Jupiter wieder erzeugt, und von der Themis gebohren worden. Die Parzen ſind alſo in dieſen Dichtungen eine doppelte Erſcheinung, einmal als Toͤchter der alten Nacht und als Dienerinnen des Schickſals, uͤber den Jupiter weit erhaben; und dann als Toͤchter des Jupiter, die nach dem Willen des Schickſals, ſeine Rathſchluͤſſe voll- ziehen.
Die doppelten Erſcheinungen der Goͤtter- geſtalten, ſind in dieſem traumaͤhnlichen Gewebe der Phantaſie nicht ſelten; was vor dem Jupiter da war, wird, da der Lauf der Zeiten mit ihm aufs neue beginnt, noch einmal wieder von ihm erzeugt, um ſeine Macht zu verherrlichen, und ihn zum Vater der Goͤtter zu erheben. — Die Dichter haben von jeher das Schwankende in die-
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niſchen Ueberſchwemmung, aufs neue aus har-
ten Steinen wieder gebildet wurden. — Auch
erwaͤhnen die alten Dichtungen der Aſtraͤa einer
Tochter der Themis, die von den Schutzgoͤttinnen
der Sterblichen am laͤngſten bei ihnen verweilte,
bis ſie zuletzt gen Himmel entfloh, da der Frevel
der Menſchen uͤberhand nahm, und weder Ge-
rechtigkeit noch Scheu mehr galt.
Weil die Themis dem Jupiter die Zukunft
oder den Schluß des Schickſals enthuͤllte, ſo laͤßt
eine beſondere Dichtung auch die Parzen Lacheſis,
Klotho und Atropos, die Toͤchter der alten Nacht,
vom Jupiter wieder erzeugt, und von der Themis
gebohren worden. Die Parzen ſind alſo in dieſen
Dichtungen eine doppelte Erſcheinung, einmal als
Toͤchter der alten Nacht und als Dienerinnen des
Schickſals, uͤber den Jupiter weit erhaben; und
dann als Toͤchter des Jupiter, die nach dem
Willen des Schickſals, ſeine Rathſchluͤſſe voll-
ziehen.
Die doppelten Erſcheinungen der Goͤtter-
geſtalten, ſind in dieſem traumaͤhnlichen Gewebe
der Phantaſie nicht ſelten; was vor dem Jupiter
da war, wird, da der Lauf der Zeiten mit ihm
aufs neue beginnt, noch einmal wieder von ihm
erzeugt, um ſeine Macht zu verherrlichen, und
ihn zum Vater der Goͤtter zu erheben. — Die
Dichter haben von jeher das Schwankende in die-
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/94>, abgerufen am 18.12.2024.
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