Der Lenker des Sonnenwagens ist ebenfalls eine von den Göttergestalten, die nur durch we- nige große Umrisse, als zu Personen gebildete Wesen dargestellt sind. Denn es ist immer die leuchtende Sonne selbst, welche in den Bildern vom Helios durchschimmert.
Das Haupt des Helios ist mit Strahlen um- geben. Er leuchtet den sterblichen Menschen und den unsterblichen Göttern. Er siehet und höret alles, und entdeckt das Verborgene. Ihm waren auf der Insel Sicilien die feisten Rinder heilig, die ohne Hirten weideten, und an denen er sich ergötz- te, so oft er am Himmel aufging und unterging.
Als die Gefährten des Ulysses einige dieser Rinder geschlachtet hatten so drohte der Sonnen- gott, daß er in den Orkus hinabsteigen, und unter den Todten leuchten wolle, wenn Jupi- ter den Frevel nicht rächte. Und Jupiter zer- schmetterte bald das Schiff des Ulysses, dessen Ge- fährten alle ein Raub der Wellen wurden.
Zuweilen führt der Sonnengott auch von den Titanen, aus deren Geschlechte er war, den Nah- men Titan; und von seinem Erzeuger, mit dem er in den alten Dichtungen zuweilen verwechselt wird; den Nahmen Hyperion, der das Hohe und Erhabene bezeichnet.
Helios.
Der Lenker des Sonnenwagens iſt ebenfalls eine von den Goͤttergeſtalten, die nur durch we- nige große Umriſſe, als zu Perſonen gebildete Weſen dargeſtellt ſind. Denn es iſt immer die leuchtende Sonne ſelbſt, welche in den Bildern vom Helios durchſchimmert.
Das Haupt des Helios iſt mit Strahlen um- geben. Er leuchtet den ſterblichen Menſchen und den unſterblichen Goͤttern. Er ſiehet und hoͤret alles, und entdeckt das Verborgene. Ihm waren auf der Inſel Sicilien die feiſten Rinder heilig, die ohne Hirten weideten, und an denen er ſich ergoͤtz- te, ſo oft er am Himmel aufging und unterging.
Als die Gefaͤhrten des Ulyſſes einige dieſer Rinder geſchlachtet hatten ſo drohte der Sonnen- gott, daß er in den Orkus hinabſteigen, und unter den Todten leuchten wolle, wenn Jupi- ter den Frevel nicht raͤchte. Und Jupiter zer- ſchmetterte bald das Schiff des Ulyſſes, deſſen Ge- faͤhrten alle ein Raub der Wellen wurden.
Zuweilen fuͤhrt der Sonnengott auch von den Titanen, aus deren Geſchlechte er war, den Nah- men Titan; und von ſeinem Erzeuger, mit dem er in den alten Dichtungen zuweilen verwechſelt wird; den Nahmen Hyperion, der das Hohe und Erhabene bezeichnet.
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Helios.
Der Lenker des Sonnenwagens iſt ebenfalls
eine von den Goͤttergeſtalten, die nur durch we-
nige große Umriſſe, als zu Perſonen gebildete
Weſen dargeſtellt ſind. Denn es iſt immer die
leuchtende Sonne ſelbſt, welche in den Bildern
vom Helios durchſchimmert.
Das Haupt des Helios iſt mit Strahlen um-
geben. Er leuchtet den ſterblichen Menſchen und
den unſterblichen Goͤttern. Er ſiehet und hoͤret
alles, und entdeckt das Verborgene. Ihm waren
auf der Inſel Sicilien die feiſten Rinder heilig, die
ohne Hirten weideten, und an denen er ſich ergoͤtz-
te, ſo oft er am Himmel aufging und unterging.
Als die Gefaͤhrten des Ulyſſes einige dieſer
Rinder geſchlachtet hatten ſo drohte der Sonnen-
gott, daß er in den Orkus hinabſteigen, und
unter den Todten leuchten wolle, wenn Jupi-
ter den Frevel nicht raͤchte. Und Jupiter zer-
ſchmetterte bald das Schiff des Ulyſſes, deſſen Ge-
faͤhrten alle ein Raub der Wellen wurden.
Zuweilen fuͤhrt der Sonnengott auch von den
Titanen, aus deren Geſchlechte er war, den Nah-
men Titan; und von ſeinem Erzeuger, mit dem
er in den alten Dichtungen zuweilen verwechſelt
wird; den Nahmen Hyperion, der das Hohe
und Erhabene bezeichnet.
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/84>, abgerufen am 20.11.2024.
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