So verhaßt war den Göttern das Geschlecht des Japet, woraus der Mensch entsprang, auf den in der Folge die unzähligen Leiden sich zusam- menhäuften, wodurch er die Schuld des ihm mißgönnten Daseyns vielfach büßen mußte.
Prometheus befeuchtete die noch von den himmlischen Theilchen geschwängerte Erde mit Wasser, und machte den Menschen nach dem Bilde der Götter, so daß er allein seinen Blick gen Himmel empor hebt, indeß alle andern Thiere ihr Haupt zur Erde neigen.
Den Göttern selber also konnte die Phantasie keine höhere Bildung als die Menschenbildung bei- legen, weil nichts mehr über die erhabene auf- rechte Stellung geht, in welcher sich gleichsam die ganze Natur verjüngt, und erst zum Anschauen von sich selber kömmt.
Denn die Strahlen der Sonne leuchten, aber das Auge des Menschen siehet. -- Der Donner rollt, und die Stürme des Meeres brausen, aber die Zunge des Menschen redet vernehmliche Töne. -- Die Morgenröthe schimmert in ihrer Pracht, aber die Gesichtszüge des Menschen sind sprechend und bedeutend.
Es scheint als müsse die unermeßliche Natur sich erst in diese zarten Umrisse schmiegen, um sich selbst zu fassen, und wieder umfaßt zu werden. Um die göttliche Gestalt abzubilden gab es nichts
So verhaßt war den Goͤttern das Geſchlecht des Japet, woraus der Menſch entſprang, auf den in der Folge die unzaͤhligen Leiden ſich zuſam- menhaͤuften, wodurch er die Schuld des ihm mißgoͤnnten Daſeyns vielfach buͤßen mußte.
Prometheus befeuchtete die noch von den himmliſchen Theilchen geſchwaͤngerte Erde mit Waſſer, und machte den Menſchen nach dem Bilde der Goͤtter, ſo daß er allein ſeinen Blick gen Himmel empor hebt, indeß alle andern Thiere ihr Haupt zur Erde neigen.
Den Goͤttern ſelber alſo konnte die Phantaſie keine hoͤhere Bildung als die Menſchenbildung bei- legen, weil nichts mehr uͤber die erhabene auf- rechte Stellung geht, in welcher ſich gleichſam die ganze Natur verjuͤngt, und erſt zum Anſchauen von ſich ſelber koͤmmt.
Denn die Strahlen der Sonne leuchten, aber das Auge des Menſchen ſiehet. — Der Donner rollt, und die Stuͤrme des Meeres brauſen, aber die Zunge des Menſchen redet vernehmliche Toͤne. — Die Morgenroͤthe ſchimmert in ihrer Pracht, aber die Geſichtszuͤge des Menſchen ſind ſprechend und bedeutend.
Es ſcheint als muͤſſe die unermeßliche Natur ſich erſt in dieſe zarten Umriſſe ſchmiegen, um ſich ſelbſt zu faſſen, und wieder umfaßt zu werden. Um die goͤttliche Geſtalt abzubilden gab es nichts
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So verhaßt war den Goͤttern das Geſchlecht
des Japet, woraus der Menſch entſprang, auf
den in der Folge die unzaͤhligen Leiden ſich zuſam-
menhaͤuften, wodurch er die Schuld des ihm
mißgoͤnnten Daſeyns vielfach buͤßen mußte.
Prometheus befeuchtete die noch von den
himmliſchen Theilchen geſchwaͤngerte Erde mit
Waſſer, und machte den Menſchen nach dem
Bilde der Goͤtter, ſo daß er allein ſeinen Blick
gen Himmel empor hebt, indeß alle andern Thiere
ihr Haupt zur Erde neigen.
Den Goͤttern ſelber alſo konnte die Phantaſie
keine hoͤhere Bildung als die Menſchenbildung bei-
legen, weil nichts mehr uͤber die erhabene auf-
rechte Stellung geht, in welcher ſich gleichſam die
ganze Natur verjuͤngt, und erſt zum Anſchauen
von ſich ſelber koͤmmt.
Denn die Strahlen der Sonne leuchten, aber
das Auge des Menſchen ſiehet. — Der Donner
rollt, und die Stuͤrme des Meeres brauſen, aber
die Zunge des Menſchen redet vernehmliche Toͤne. —
Die Morgenroͤthe ſchimmert in ihrer Pracht, aber
die Geſichtszuͤge des Menſchen ſind ſprechend und
bedeutend.
Es ſcheint als muͤſſe die unermeßliche Natur
ſich erſt in dieſe zarten Umriſſe ſchmiegen, um
ſich ſelbſt zu faſſen, und wieder umfaßt zu werden.
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/52>, abgerufen am 25.11.2024.
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