der König der Schatten, und die Titanen im Tartarus über das unaufhörliche Getöse erbebten, das über ihren Häuptern rollte.
Der Sieg über dies Ungeheuer wurde dem Jupiter am schwersten unter allen, und drohte ihm selber den Untergang. Er freute sich daher dieses Sieges nicht, sondern schleuderte den Ti- phöus, als er zu Boden gesunken war, trauer- voll in den Tartarus hinab.
Denn dem Herrscher der Götter, drohte stets Gefahr, nicht nur von fremder Macht, sondern auch von seinen eigenen Entschließungen. So weißagte ihm, als er sich mit der weisheitbegabten Metis, einer Tochter des Oceanus vermählt hatte, ein Orakelspruch, daß sie ihm einen Sohn gebären, und daß dieser zugleich mit der Weis- heit seiner Mutter, und der Macht seines Vaters ausgerüstet, die Götter alle beherrschen würde.
Um dem vorzubeugen zog Jupiter die weis- heitbegabte Metis mit schmeichelnden Lockungen in sich hinüber, und gebahr nun selbst die Mi- nerva, welche bewafnet aus seinem Haupte her- vorsprang. -- Eine ähnliche Gefahr drohte ihm noch einmal, da er sich mit der Thetis begatten wollte, von der ein Orakelspruch geweißagt hatte, sie würde einen Sohn gebähren, der würde mächtiger als sein Vater seyn.
der Koͤnig der Schatten, und die Titanen im Tartarus uͤber das unaufhoͤrliche Getoͤſe erbebten, das uͤber ihren Haͤuptern rollte.
Der Sieg uͤber dies Ungeheuer wurde dem Jupiter am ſchwerſten unter allen, und drohte ihm ſelber den Untergang. Er freute ſich daher dieſes Sieges nicht, ſondern ſchleuderte den Ti- phoͤus, als er zu Boden geſunken war, trauer- voll in den Tartarus hinab.
Denn dem Herrſcher der Goͤtter, drohte ſtets Gefahr, nicht nur von fremder Macht, ſondern auch von ſeinen eigenen Entſchließungen. So weißagte ihm, als er ſich mit der weisheitbegabten Metis, einer Tochter des Oceanus vermaͤhlt hatte, ein Orakelſpruch, daß ſie ihm einen Sohn gebaͤren, und daß dieſer zugleich mit der Weis- heit ſeiner Mutter, und der Macht ſeines Vaters ausgeruͤſtet, die Goͤtter alle beherrſchen wuͤrde.
Um dem vorzubeugen zog Jupiter die weis- heitbegabte Metis mit ſchmeichelnden Lockungen in ſich hinuͤber, und gebahr nun ſelbſt die Mi- nerva, welche bewafnet aus ſeinem Haupte her- vorſprang. — Eine aͤhnliche Gefahr drohte ihm noch einmal, da er ſich mit der Thetis begatten wollte, von der ein Orakelſpruch geweißagt hatte, ſie wuͤrde einen Sohn gebaͤhren, der wuͤrde maͤchtiger als ſein Vater ſeyn.
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der Koͤnig der Schatten, und die Titanen im
Tartarus uͤber das unaufhoͤrliche Getoͤſe erbebten,
das uͤber ihren Haͤuptern rollte.
Der Sieg uͤber dies Ungeheuer wurde dem
Jupiter am ſchwerſten unter allen, und drohte
ihm ſelber den Untergang. Er freute ſich daher
dieſes Sieges nicht, ſondern ſchleuderte den Ti-
phoͤus, als er zu Boden geſunken war, trauer-
voll in den Tartarus hinab.
Denn dem Herrſcher der Goͤtter, drohte ſtets
Gefahr, nicht nur von fremder Macht, ſondern
auch von ſeinen eigenen Entſchließungen. So
weißagte ihm, als er ſich mit der weisheitbegabten
Metis, einer Tochter des Oceanus vermaͤhlt
hatte, ein Orakelſpruch, daß ſie ihm einen Sohn
gebaͤren, und daß dieſer zugleich mit der Weis-
heit ſeiner Mutter, und der Macht ſeines Vaters
ausgeruͤſtet, die Goͤtter alle beherrſchen wuͤrde.
Um dem vorzubeugen zog Jupiter die weis-
heitbegabte Metis mit ſchmeichelnden Lockungen
in ſich hinuͤber, und gebahr nun ſelbſt die Mi-
nerva, welche bewafnet aus ſeinem Haupte her-
vorſprang. — Eine aͤhnliche Gefahr drohte ihm
noch einmal, da er ſich mit der Thetis begatten
wollte, von der ein Orakelſpruch geweißagt hatte,
ſie wuͤrde einen Sohn gebaͤhren, der wuͤrde
maͤchtiger als ſein Vater ſeyn.
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/48>, abgerufen am 03.02.2025.
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