Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

verkauften, welcher sie zur Säugamme seines Soh-
nes Archemorus machte.

Da nun das vereinte Heer durch das Gebiet
des Lykurgus zog; so fanden sie des Thoas könig-
liche Tochter allein in einem Gehölze, dem Kna-
ben Archemorus die Brust darreichend. -- Sie
eilte, den vor Durst verschmachtenden Griechen,
die sie um Beistand flehten, eine Quelle zu zeigen,
und ließ den Knaben Archemorus allein im Grase
liegen.

Als nun Hypsipyle an den Ort, wo sie ihren
Säugling ließ, zurückkehrte, hatte diesen während
der Zeit eine Schlange getödtet. Die Griechen,
über diese Begebenheit bestürzt und niedergeschla-
gen, hielten dem Kinde ein prächtiges Leichenbe-
gängniß, und stifteten ihm zu Ehren Spiele, wel-
che nachher zu bestimmten Zeiten wiederhohle
wurden.

Nach dieser vollbrachten Todtenfeier, setzte
das Kriegsheer seinen Zug fort, und kam vor
Theben an. Die sieben Heerführer theilten sich,
um die sieben Thore von Theben mit ihren Haufen
zu besetzen, und durch eine Belagrung die Stadt
zu zwingen.

Eteokles stellte einem jeden der Anführer in
dem Heere des Adrastus seinen Mann entgegen.
Dem Tydeus den Menalippus; dem Kapaneus
den Polyphontes; dem Hippomedon den Hy-

verkauften, welcher ſie zur Saͤugamme ſeines Soh-
nes Archemorus machte.

Da nun das vereinte Heer durch das Gebiet
des Lykurgus zog; ſo fanden ſie des Thoas koͤnig-
liche Tochter allein in einem Gehoͤlze, dem Kna-
ben Archemorus die Bruſt darreichend. — Sie
eilte, den vor Durſt verſchmachtenden Griechen,
die ſie um Beiſtand flehten, eine Quelle zu zeigen,
und ließ den Knaben Archemorus allein im Graſe
liegen.

Als nun Hypſipyle an den Ort, wo ſie ihren
Saͤugling ließ, zuruͤckkehrte, hatte dieſen waͤhrend
der Zeit eine Schlange getoͤdtet. Die Griechen,
uͤber dieſe Begebenheit beſtuͤrzt und niedergeſchla-
gen, hielten dem Kinde ein praͤchtiges Leichenbe-
gaͤngniß, und ſtifteten ihm zu Ehren Spiele, wel-
che nachher zu beſtimmten Zeiten wiederhohle
wurden.

Nach dieſer vollbrachten Todtenfeier, ſetzte
das Kriegsheer ſeinen Zug fort, und kam vor
Theben an. Die ſieben Heerfuͤhrer theilten ſich,
um die ſieben Thore von Theben mit ihren Haufen
zu beſetzen, und durch eine Belagrung die Stadt
zu zwingen.

Eteokles ſtellte einem jeden der Anfuͤhrer in
dem Heere des Adraſtus ſeinen Mann entgegen.
Dem Tydeus den Menalippus; dem Kapaneus
den Polyphontes; dem Hippomedon den Hy-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0428" n="358"/>
verkauften, welcher &#x017F;ie zur Sa&#x0364;ugamme &#x017F;eines Soh-<lb/>
nes <hi rendition="#fr">Archemorus</hi> machte.</p><lb/>
            <p>Da nun das vereinte Heer durch das Gebiet<lb/>
des Lykurgus zog; &#x017F;o fanden &#x017F;ie des Thoas ko&#x0364;nig-<lb/>
liche Tochter allein in einem Geho&#x0364;lze, dem Kna-<lb/>
ben Archemorus die Bru&#x017F;t darreichend. &#x2014; Sie<lb/>
eilte, den vor Dur&#x017F;t ver&#x017F;chmachtenden Griechen,<lb/>
die &#x017F;ie um Bei&#x017F;tand flehten, eine Quelle zu zeigen,<lb/>
und ließ den Knaben Archemorus allein im Gra&#x017F;e<lb/>
liegen.</p><lb/>
            <p>Als nun Hyp&#x017F;ipyle an den Ort, wo &#x017F;ie ihren<lb/>
Sa&#x0364;ugling ließ, zuru&#x0364;ckkehrte, hatte die&#x017F;en wa&#x0364;hrend<lb/>
der Zeit eine Schlange geto&#x0364;dtet. Die Griechen,<lb/>
u&#x0364;ber die&#x017F;e Begebenheit be&#x017F;tu&#x0364;rzt und niederge&#x017F;chla-<lb/>
gen, hielten dem Kinde ein pra&#x0364;chtiges Leichenbe-<lb/>
ga&#x0364;ngniß, und &#x017F;tifteten ihm zu Ehren Spiele, wel-<lb/>
che nachher zu be&#x017F;timmten Zeiten wiederhohle<lb/>
wurden.</p><lb/>
            <p>Nach die&#x017F;er vollbrachten <hi rendition="#fr">Todtenfeier,</hi> &#x017F;etzte<lb/>
das Kriegsheer &#x017F;einen Zug fort, und kam vor<lb/>
Theben an. Die &#x017F;ieben Heerfu&#x0364;hrer theilten &#x017F;ich,<lb/>
um die &#x017F;ieben Thore von Theben mit ihren Haufen<lb/>
zu be&#x017F;etzen, und durch eine Belagrung die Stadt<lb/>
zu zwingen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Eteokles</hi> &#x017F;tellte einem jeden der Anfu&#x0364;hrer in<lb/>
dem Heere des Adra&#x017F;tus &#x017F;einen Mann entgegen.<lb/>
Dem Tydeus den <hi rendition="#fr">Menalippus;</hi> dem Kapaneus<lb/>
den <hi rendition="#fr">Polyphontes;</hi> dem Hippomedon den <hi rendition="#fr">Hy-<lb/></hi></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[358/0428] verkauften, welcher ſie zur Saͤugamme ſeines Soh- nes Archemorus machte. Da nun das vereinte Heer durch das Gebiet des Lykurgus zog; ſo fanden ſie des Thoas koͤnig- liche Tochter allein in einem Gehoͤlze, dem Kna- ben Archemorus die Bruſt darreichend. — Sie eilte, den vor Durſt verſchmachtenden Griechen, die ſie um Beiſtand flehten, eine Quelle zu zeigen, und ließ den Knaben Archemorus allein im Graſe liegen. Als nun Hypſipyle an den Ort, wo ſie ihren Saͤugling ließ, zuruͤckkehrte, hatte dieſen waͤhrend der Zeit eine Schlange getoͤdtet. Die Griechen, uͤber dieſe Begebenheit beſtuͤrzt und niedergeſchla- gen, hielten dem Kinde ein praͤchtiges Leichenbe- gaͤngniß, und ſtifteten ihm zu Ehren Spiele, wel- che nachher zu beſtimmten Zeiten wiederhohle wurden. Nach dieſer vollbrachten Todtenfeier, ſetzte das Kriegsheer ſeinen Zug fort, und kam vor Theben an. Die ſieben Heerfuͤhrer theilten ſich, um die ſieben Thore von Theben mit ihren Haufen zu beſetzen, und durch eine Belagrung die Stadt zu zwingen. Eteokles ſtellte einem jeden der Anfuͤhrer in dem Heere des Adraſtus ſeinen Mann entgegen. Dem Tydeus den Menalippus; dem Kapaneus den Polyphontes; dem Hippomedon den Hy-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/428
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/428>, abgerufen am 23.12.2024.