sich in dem Begriff einer Kraft, der Götter und Menschen nicht widerstehen können, und die das Unmögliche möglich macht. --
Als Apollo einst sich weigerte, dem Herkules wahr zu sagen, so nahm er den goldnen Dreifuß weg, bis jener sein Verlangen erfüllte. -- Die Götter im Olymp beklagen sich über ihn, daß er einst selbst die Juno verwundet, und den Pluto mit seinen Pfeilen nicht verschont habe.
Als auf seiner Fahrt nach Westen die Sonne ihm zu heiß schien, so spannte er seinen Bogen, und schoß nach dem Lenker des Sonnenwagens, der durch ein großes goldnes Trinkgefäß ihn zu versöhnen suchte. -- Auch mit dem Neptun, da dieser einen Sturm schickte, nahm es Herkules auf, und schoß seine Pfeile auf ihn ab. Dieser, um ihn zu besänftigen, ließ schnell die Sturmwinde schweigen, und ließ die Wellen das goldne Trink- gefäß emportragen, dessen sich Herkules wegen sei- ner Größe zugleich statt eines Fahrzeuges auf dem Meere bediente, ohne zu fürchten, daß es unter- sänke, da selbst der König der Gewässer und die Wasserwogen ihm unterthänig waren.
Da er nun auf seinem Zuge nach Westen an das äußerste Ende der Erde kam, durchbrach er die Erdenge zwischen Europa und Afrika, und ver- einte das Weltmeer mit dem mittelländischen Meere.
ſich in dem Begriff einer Kraft, der Goͤtter und Menſchen nicht widerſtehen koͤnnen, und die das Unmoͤgliche moͤglich macht. —
Als Apollo einſt ſich weigerte, dem Herkules wahr zu ſagen, ſo nahm er den goldnen Dreifuß weg, bis jener ſein Verlangen erfuͤllte. — Die Goͤtter im Olymp beklagen ſich uͤber ihn, daß er einſt ſelbſt die Juno verwundet, und den Pluto mit ſeinen Pfeilen nicht verſchont habe.
Als auf ſeiner Fahrt nach Weſten die Sonne ihm zu heiß ſchien, ſo ſpannte er ſeinen Bogen, und ſchoß nach dem Lenker des Sonnenwagens, der durch ein großes goldnes Trinkgefaͤß ihn zu verſoͤhnen ſuchte. — Auch mit dem Neptun, da dieſer einen Sturm ſchickte, nahm es Herkules auf, und ſchoß ſeine Pfeile auf ihn ab. Dieſer, um ihn zu beſaͤnftigen, ließ ſchnell die Sturmwinde ſchweigen, und ließ die Wellen das goldne Trink- gefaͤß emportragen, deſſen ſich Herkules wegen ſei- ner Groͤße zugleich ſtatt eines Fahrzeuges auf dem Meere bediente, ohne zu fuͤrchten, daß es unter- ſaͤnke, da ſelbſt der Koͤnig der Gewaͤſſer und die Waſſerwogen ihm unterthaͤnig waren.
Da er nun auf ſeinem Zuge nach Weſten an das aͤußerſte Ende der Erde kam, durchbrach er die Erdenge zwiſchen Europa und Afrika, und ver- einte das Weltmeer mit dem mittellaͤndiſchen Meere.
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ſich in dem Begriff einer Kraft, der Goͤtter und
Menſchen nicht widerſtehen koͤnnen, und die das
Unmoͤgliche moͤglich macht. —
Als Apollo einſt ſich weigerte, dem Herkules
wahr zu ſagen, ſo nahm er den goldnen Dreifuß
weg, bis jener ſein Verlangen erfuͤllte. — Die
Goͤtter im Olymp beklagen ſich uͤber ihn, daß er
einſt ſelbſt die Juno verwundet, und den Pluto
mit ſeinen Pfeilen nicht verſchont habe.
Als auf ſeiner Fahrt nach Weſten die Sonne
ihm zu heiß ſchien, ſo ſpannte er ſeinen Bogen,
und ſchoß nach dem Lenker des Sonnenwagens,
der durch ein großes goldnes Trinkgefaͤß ihn zu
verſoͤhnen ſuchte. — Auch mit dem Neptun, da
dieſer einen Sturm ſchickte, nahm es Herkules
auf, und ſchoß ſeine Pfeile auf ihn ab. Dieſer,
um ihn zu beſaͤnftigen, ließ ſchnell die Sturmwinde
ſchweigen, und ließ die Wellen das goldne Trink-
gefaͤß emportragen, deſſen ſich Herkules wegen ſei-
ner Groͤße zugleich ſtatt eines Fahrzeuges auf dem
Meere bediente, ohne zu fuͤrchten, daß es unter-
ſaͤnke, da ſelbſt der Koͤnig der Gewaͤſſer und die
Waſſerwogen ihm unterthaͤnig waren.
Da er nun auf ſeinem Zuge nach Weſten an
das aͤußerſte Ende der Erde kam, durchbrach er
die Erdenge zwiſchen Europa und Afrika, und ver-
einte das Weltmeer mit dem mittellaͤndiſchen
Meere.
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/295>, abgerufen am 24.11.2024.
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