Antäus zwang nehmlich die ankommenden Fremden mit ihm zu ringen, und wenn er sie überwunden hatte, erwürgte er sie, und pflanzte die Schädel um seine Wohnung auf. -- Was ihn im Kampf unüberwindlich machte, war die Be- rührung seiner Mutter Erde, wodurch sich, wenn er niedergeworfen wurde, seine Kraft nur verdoppelte.
Herkules Arme aber faßten ihn um den Leib, und hielten ihn in den Lüften schwebend, bis er von des Helden Kraft erdrückt, seinen Geist aushauchte. -- In dieser Stellung, wie er den Riesen Antäus erdrückt, findet man auf den Denkmälern der Alten den Herkules zum öftern dargestellt.
Busiris war ein grausamer König in Aegyp- ten, der nebst seinen beiden Söhnen alle Gewalt- thätigkeit an Fremden verübte, denen er auf- lauern ließ, und wenn er sie fing, ermordete. -- Dem Herkules, der dieses Weges zog, war ein ähnliches Schicksal zugedacht, allein er erschlug den Busiris mit seinen Söhnen, und machte auch diese Straße für den Wanderer sicher.
Als Herkules mit den Rindern des Geryon, die er von den entfernten Ufern des Oceans nach Griechenland brachte, bis in die Gegend des nach- maligen Roms, beim Tiberfluß am Aventinischen Berge gekommen war, schlummerte er bei seinen
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Antaͤus zwang nehmlich die ankommenden Fremden mit ihm zu ringen, und wenn er ſie uͤberwunden hatte, erwuͤrgte er ſie, und pflanzte die Schaͤdel um ſeine Wohnung auf. — Was ihn im Kampf unuͤberwindlich machte, war die Be- ruͤhrung ſeiner Mutter Erde, wodurch ſich, wenn er niedergeworfen wurde, ſeine Kraft nur verdoppelte.
Herkules Arme aber faßten ihn um den Leib, und hielten ihn in den Luͤften ſchwebend, bis er von des Helden Kraft erdruͤckt, ſeinen Geiſt aushauchte. — In dieſer Stellung, wie er den Rieſen Antaͤus erdruͤckt, findet man auf den Denkmaͤlern der Alten den Herkules zum oͤftern dargeſtellt.
Buſiris war ein grauſamer Koͤnig in Aegyp- ten, der nebſt ſeinen beiden Soͤhnen alle Gewalt- thaͤtigkeit an Fremden veruͤbte, denen er auf- lauern ließ, und wenn er ſie fing, ermordete. — Dem Herkules, der dieſes Weges zog, war ein aͤhnliches Schickſal zugedacht, allein er erſchlug den Buſiris mit ſeinen Soͤhnen, und machte auch dieſe Straße fuͤr den Wanderer ſicher.
Als Herkules mit den Rindern des Geryon, die er von den entfernten Ufern des Oceans nach Griechenland brachte, bis in die Gegend des nach- maligen Roms, beim Tiberfluß am Aventiniſchen Berge gekommen war, ſchlummerte er bei ſeinen
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Antaͤus zwang nehmlich die ankommenden
Fremden mit ihm zu ringen, und wenn er ſie
uͤberwunden hatte, erwuͤrgte er ſie, und pflanzte
die Schaͤdel um ſeine Wohnung auf. — Was ihn
im Kampf unuͤberwindlich machte, war die Be-
ruͤhrung ſeiner Mutter Erde, wodurch ſich,
wenn er niedergeworfen wurde, ſeine Kraft nur
verdoppelte.
Herkules Arme aber faßten ihn um den Leib,
und hielten ihn in den Luͤften ſchwebend, bis
er von des Helden Kraft erdruͤckt, ſeinen Geiſt
aushauchte. — In dieſer Stellung, wie er den
Rieſen Antaͤus erdruͤckt, findet man auf den
Denkmaͤlern der Alten den Herkules zum oͤftern
dargeſtellt.
Buſiris war ein grauſamer Koͤnig in Aegyp-
ten, der nebſt ſeinen beiden Soͤhnen alle Gewalt-
thaͤtigkeit an Fremden veruͤbte, denen er auf-
lauern ließ, und wenn er ſie fing, ermordete. —
Dem Herkules, der dieſes Weges zog, war ein
aͤhnliches Schickſal zugedacht, allein er erſchlug
den Buſiris mit ſeinen Soͤhnen, und machte auch
dieſe Straße fuͤr den Wanderer ſicher.
Als Herkules mit den Rindern des Geryon,
die er von den entfernten Ufern des Oceans nach
Griechenland brachte, bis in die Gegend des nach-
maligen Roms, beim Tiberfluß am Aventiniſchen
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/291>, abgerufen am 24.11.2024.
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