Herkules übernahm auf den Befehl des Eu- rystheus die Reinigung der Ställe, mit dem Be- ding in wenigen Tagen die ungeheure Arbeit zu vollenden, wofür ihm Augias, der an der Mög- lichkeit der Ausführung zweifelte, den zehnten Theil seiner Heerden zum Lohn versprach.
Herkules aber leitete den Alpheus durch die Ställe, und verrichtete nun die Arbeit, die jeder- mann für unmöglich hielt, an einem Tage mit leichter Mühe. -- Augias aber verweigerte ihm den Lohn, worauf ihn Herkules bekriegte und tödtete, und den Phyleus des Augias Sohn, der edler wie sein Vater dachte, zum Nachfolger im Reiche ernannte. Von den erbeuteten Schä- tzen aber bauete Herkules dem Olympischen Jupi- ter einen Tempel, und erneuerte die Olympischen Spiele. -- So krönte er seine Arbeit in den Stäl- len des Augias.
Der Kretensische Stier.
Neptun, der auf die Einwohner von Kreta zürnte, weil sie seine Gottheit nicht genug verehr- ten, schickte einen wüthenden Stier auf ihre In- sel, welcher Feuer aus der Nase blies, und weil ihn niemand anzugreifen wagte, das Land umher verwüstete.
Kaum hatte Eurystheus dies vernommen, so befahl er dem Herkules, diesen Stier lebendig zu
Herkules uͤbernahm auf den Befehl des Eu- ryſtheus die Reinigung der Staͤlle, mit dem Be- ding in wenigen Tagen die ungeheure Arbeit zu vollenden, wofuͤr ihm Augias, der an der Moͤg- lichkeit der Ausfuͤhrung zweifelte, den zehnten Theil ſeiner Heerden zum Lohn verſprach.
Herkules aber leitete den Alpheus durch die Staͤlle, und verrichtete nun die Arbeit, die jeder- mann fuͤr unmoͤglich hielt, an einem Tage mit leichter Muͤhe. — Augias aber verweigerte ihm den Lohn, worauf ihn Herkules bekriegte und toͤdtete, und den Phyleus des Augias Sohn, der edler wie ſein Vater dachte, zum Nachfolger im Reiche ernannte. Von den erbeuteten Schaͤ- tzen aber bauete Herkules dem Olympiſchen Jupi- ter einen Tempel, und erneuerte die Olympiſchen Spiele. — So kroͤnte er ſeine Arbeit in den Staͤl- len des Augias.
Der Kretenſiſche Stier.
Neptun, der auf die Einwohner von Kreta zuͤrnte, weil ſie ſeine Gottheit nicht genug verehr- ten, ſchickte einen wuͤthenden Stier auf ihre In- ſel, welcher Feuer aus der Naſe blies, und weil ihn niemand anzugreifen wagte, das Land umher verwuͤſtete.
Kaum hatte Euryſtheus dies vernommen, ſo befahl er dem Herkules, dieſen Stier lebendig zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0282"n="232"/><p>Herkules uͤbernahm auf den Befehl des Eu-<lb/>
ryſtheus die Reinigung der Staͤlle, mit dem Be-<lb/>
ding in wenigen Tagen die ungeheure Arbeit zu<lb/>
vollenden, wofuͤr ihm Augias, der an der Moͤg-<lb/>
lichkeit der Ausfuͤhrung zweifelte, den zehnten<lb/>
Theil ſeiner Heerden zum Lohn verſprach.</p><lb/><p>Herkules aber leitete den Alpheus durch die<lb/>
Staͤlle, und verrichtete nun die Arbeit, die jeder-<lb/>
mann fuͤr unmoͤglich hielt, an einem Tage mit<lb/>
leichter Muͤhe. — Augias aber verweigerte ihm<lb/>
den Lohn, worauf ihn Herkules bekriegte und<lb/>
toͤdtete, und den <hirendition="#fr">Phyleus</hi> des Augias Sohn,<lb/>
der edler wie ſein Vater dachte, zum Nachfolger<lb/>
im Reiche ernannte. Von den erbeuteten Schaͤ-<lb/>
tzen aber bauete Herkules dem Olympiſchen Jupi-<lb/>
ter einen Tempel, und erneuerte die Olympiſchen<lb/>
Spiele. — So kroͤnte er ſeine Arbeit in den Staͤl-<lb/>
len des Augias.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Der Kretenſiſche Stier</hi>.</hi></head><lb/><p>Neptun, der auf die Einwohner von Kreta<lb/>
zuͤrnte, weil ſie ſeine Gottheit nicht genug verehr-<lb/>
ten, ſchickte einen wuͤthenden Stier auf ihre In-<lb/>ſel, welcher Feuer aus der Naſe blies, und weil<lb/>
ihn niemand anzugreifen wagte, das Land umher<lb/>
verwuͤſtete.</p><lb/><p>Kaum hatte Euryſtheus dies vernommen, ſo<lb/>
befahl er dem Herkules, dieſen Stier lebendig zu<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[232/0282]
Herkules uͤbernahm auf den Befehl des Eu-
ryſtheus die Reinigung der Staͤlle, mit dem Be-
ding in wenigen Tagen die ungeheure Arbeit zu
vollenden, wofuͤr ihm Augias, der an der Moͤg-
lichkeit der Ausfuͤhrung zweifelte, den zehnten
Theil ſeiner Heerden zum Lohn verſprach.
Herkules aber leitete den Alpheus durch die
Staͤlle, und verrichtete nun die Arbeit, die jeder-
mann fuͤr unmoͤglich hielt, an einem Tage mit
leichter Muͤhe. — Augias aber verweigerte ihm
den Lohn, worauf ihn Herkules bekriegte und
toͤdtete, und den Phyleus des Augias Sohn,
der edler wie ſein Vater dachte, zum Nachfolger
im Reiche ernannte. Von den erbeuteten Schaͤ-
tzen aber bauete Herkules dem Olympiſchen Jupi-
ter einen Tempel, und erneuerte die Olympiſchen
Spiele. — So kroͤnte er ſeine Arbeit in den Staͤl-
len des Augias.
Der Kretenſiſche Stier.
Neptun, der auf die Einwohner von Kreta
zuͤrnte, weil ſie ſeine Gottheit nicht genug verehr-
ten, ſchickte einen wuͤthenden Stier auf ihre In-
ſel, welcher Feuer aus der Naſe blies, und weil
ihn niemand anzugreifen wagte, das Land umher
verwuͤſtete.
Kaum hatte Euryſtheus dies vernommen, ſo
befahl er dem Herkules, dieſen Stier lebendig zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/282>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.