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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Aus dem Getöne des Erztes wurde nun, wie
vorher aus dem Murmeln des Quelles, die dunkle
Zukunft prophezeit. -- Es war der wechselnde
Hauch der alles umströmenden Luft, deren gehei-
me Sprache man durch das sanftberührte Metall
zu vernehmen lauschte. -- Es war die umgebende
sprachlose Natur, womit der Mensch sich gleich-
sam in vertraute Gespräche einzulassen, und künf-
tige Ereignisse, die sich in ihr bilden, von ihr
zu erforschen wünschte.

Die Deutung aus einem zufälligen Getöne
ist der natürlichste Anfang der Orakelsprüche, weil
das Gemüth ohnedem geneigt ist, dem Klange,
den das Ohr vernimmt, die Wünsche des Herzens
unterzulegen, die gern aus jedem Geräusche wi-
derhallen. -- Auch war es kein Wunder, daß die
Sehnsucht, irgend einen Wunsch so gut als er-
füllt zu wissen, sich willig täuschen ließ.

Selbst aus den Höhlungen der Bäume in dem
dodonischen Walde ließen die Priester ihre Orakel-
sprüche hören, welches die Dichtung in die Fa-
bel kleidet, daß die dem Jupiter geweihten Eichen
selbst geredet, und die Zukunft enthüllet haben. --
Die immer thätige Phantasie suchte auch hier das
Leblose zu beleben. -- Die gegenwärtige Gottheit
erfüllte den ganzen ihr geweihten Hain, und jedes
Rauschen des Blattes war bedeutend.

Aus dem Getoͤne des Erztes wurde nun, wie
vorher aus dem Murmeln des Quelles, die dunkle
Zukunft prophezeit. — Es war der wechſelnde
Hauch der alles umſtroͤmenden Luft, deren gehei-
me Sprache man durch das ſanftberuͤhrte Metall
zu vernehmen lauſchte. — Es war die umgebende
ſprachloſe Natur, womit der Menſch ſich gleich-
ſam in vertraute Geſpraͤche einzulaſſen, und kuͤnf-
tige Ereigniſſe, die ſich in ihr bilden, von ihr
zu erforſchen wuͤnſchte.

Die Deutung aus einem zufaͤlligen Getoͤne
iſt der natuͤrlichſte Anfang der Orakelſpruͤche, weil
das Gemuͤth ohnedem geneigt iſt, dem Klange,
den das Ohr vernimmt, die Wuͤnſche des Herzens
unterzulegen, die gern aus jedem Geraͤuſche wi-
derhallen. — Auch war es kein Wunder, daß die
Sehnſucht, irgend einen Wunſch ſo gut als er-
fuͤllt zu wiſſen, ſich willig taͤuſchen ließ.

Selbſt aus den Hoͤhlungen der Baͤume in dem
dodoniſchen Walde ließen die Prieſter ihre Orakel-
ſpruͤche hoͤren, welches die Dichtung in die Fa-
bel kleidet, daß die dem Jupiter geweihten Eichen
ſelbſt geredet, und die Zukunft enthuͤllet haben. —
Die immer thaͤtige Phantaſie ſuchte auch hier das
Lebloſe zu beleben. — Die gegenwaͤrtige Gottheit
erfuͤllte den ganzen ihr geweihten Hain, und jedes
Rauſchen des Blattes war bedeutend.

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[182/0230] Aus dem Getoͤne des Erztes wurde nun, wie vorher aus dem Murmeln des Quelles, die dunkle Zukunft prophezeit. — Es war der wechſelnde Hauch der alles umſtroͤmenden Luft, deren gehei- me Sprache man durch das ſanftberuͤhrte Metall zu vernehmen lauſchte. — Es war die umgebende ſprachloſe Natur, womit der Menſch ſich gleich- ſam in vertraute Geſpraͤche einzulaſſen, und kuͤnf- tige Ereigniſſe, die ſich in ihr bilden, von ihr zu erforſchen wuͤnſchte. Die Deutung aus einem zufaͤlligen Getoͤne iſt der natuͤrlichſte Anfang der Orakelſpruͤche, weil das Gemuͤth ohnedem geneigt iſt, dem Klange, den das Ohr vernimmt, die Wuͤnſche des Herzens unterzulegen, die gern aus jedem Geraͤuſche wi- derhallen. — Auch war es kein Wunder, daß die Sehnſucht, irgend einen Wunſch ſo gut als er- fuͤllt zu wiſſen, ſich willig taͤuſchen ließ. Selbſt aus den Hoͤhlungen der Baͤume in dem dodoniſchen Walde ließen die Prieſter ihre Orakel- ſpruͤche hoͤren, welches die Dichtung in die Fa- bel kleidet, daß die dem Jupiter geweihten Eichen ſelbſt geredet, und die Zukunft enthuͤllet haben. — Die immer thaͤtige Phantaſie ſuchte auch hier das Lebloſe zu beleben. — Die gegenwaͤrtige Gottheit erfuͤllte den ganzen ihr geweihten Hain, und jedes Rauſchen des Blattes war bedeutend.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/230>, abgerufen am 24.11.2024.