In seiner Schmiede führt er auf dem Ambos mit mächtigen Schlägen selbst den Hammer; -- aber Luft und Feuer stehen ihm zu Gebote. -- Die Blasebälge athmen auf seinen Wink, und hauchen die Flamme schwächer oder stärker an; -- jeder seiner Gedanken führt schnell mit Götterkraft sich aus, und unter seinen bildenden Händen tritt ma- jestätisch das Werk hervor.
Ihm ist es ein Leichtes seinen Bildungen Le- ben einzuhauchen; -- er schmiedet zwanzig Drei- füße auf goldenen Rädern rollend, welche auf seinen Wink in die Versammlung der Götter ge- hen und wiederkehren. -- Auch hat er sich goldne Mägde gebildet, die Leben und Bewegung haben, und ihn im Gehen stützen. --
Wenn er aus seiner Schmiede tritt, so trägt er ein königlich Gewand und Scepter; -- auch ist in ihm die hohe bildende Kunst, obgleich in un- ansehnliche Gestalt verhüllt, doch mit der Schön- heit selbst vermählt; -- durch diese Vermählung mit der Venus aber, erhält das Komische in den Zügen der Götterbildung des Vulkan den höch- sten Reitz, weil auch die Eifersucht sich dazu ge- sellt. --
Das künstliche Netz, welches der eifersüchtige Gatte um den Mars und die Venus schmiedet, und alle Götter herbeiruft, um über sein Unglück sich zu beklagen, ist in den Dichtungen der Alten
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In ſeiner Schmiede fuͤhrt er auf dem Ambos mit maͤchtigen Schlaͤgen ſelbſt den Hammer; — aber Luft und Feuer ſtehen ihm zu Gebote. — Die Blaſebaͤlge athmen auf ſeinen Wink, und hauchen die Flamme ſchwaͤcher oder ſtaͤrker an; — jeder ſeiner Gedanken fuͤhrt ſchnell mit Goͤtterkraft ſich aus, und unter ſeinen bildenden Haͤnden tritt ma- jeſtaͤtiſch das Werk hervor.
Ihm iſt es ein Leichtes ſeinen Bildungen Le- ben einzuhauchen; — er ſchmiedet zwanzig Drei- fuͤße auf goldenen Raͤdern rollend, welche auf ſeinen Wink in die Verſammlung der Goͤtter ge- hen und wiederkehren. — Auch hat er ſich goldne Maͤgde gebildet, die Leben und Bewegung haben, und ihn im Gehen ſtuͤtzen. —
Wenn er aus ſeiner Schmiede tritt, ſo traͤgt er ein koͤniglich Gewand und Scepter; — auch iſt in ihm die hohe bildende Kunſt, obgleich in un- anſehnliche Geſtalt verhuͤllt, doch mit der Schoͤn- heit ſelbſt vermaͤhlt; — durch dieſe Vermaͤhlung mit der Venus aber, erhaͤlt das Komiſche in den Zuͤgen der Goͤtterbildung des Vulkan den hoͤch- ſten Reitz, weil auch die Eiferſucht ſich dazu ge- ſellt. —
Das kuͤnſtliche Netz, welches der eiferſuͤchtige Gatte um den Mars und die Venus ſchmiedet, und alle Goͤtter herbeiruft, um uͤber ſein Ungluͤck ſich zu beklagen, iſt in den Dichtungen der Alten
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In ſeiner Schmiede fuͤhrt er auf dem Ambos
mit maͤchtigen Schlaͤgen ſelbſt den Hammer; —
aber Luft und Feuer ſtehen ihm zu Gebote. — Die
Blaſebaͤlge athmen auf ſeinen Wink, und hauchen
die Flamme ſchwaͤcher oder ſtaͤrker an; — jeder
ſeiner Gedanken fuͤhrt ſchnell mit Goͤtterkraft ſich
aus, und unter ſeinen bildenden Haͤnden tritt ma-
jeſtaͤtiſch das Werk hervor.
Ihm iſt es ein Leichtes ſeinen Bildungen Le-
ben einzuhauchen; — er ſchmiedet zwanzig Drei-
fuͤße auf goldenen Raͤdern rollend, welche auf
ſeinen Wink in die Verſammlung der Goͤtter ge-
hen und wiederkehren. — Auch hat er ſich goldne
Maͤgde gebildet, die Leben und Bewegung haben,
und ihn im Gehen ſtuͤtzen. —
Wenn er aus ſeiner Schmiede tritt, ſo traͤgt
er ein koͤniglich Gewand und Scepter; — auch
iſt in ihm die hohe bildende Kunſt, obgleich in un-
anſehnliche Geſtalt verhuͤllt, doch mit der Schoͤn-
heit ſelbſt vermaͤhlt; — durch dieſe Vermaͤhlung
mit der Venus aber, erhaͤlt das Komiſche in den
Zuͤgen der Goͤtterbildung des Vulkan den hoͤch-
ſten Reitz, weil auch die Eiferſucht ſich dazu ge-
ſellt. —
Das kuͤnſtliche Netz, welches der eiferſuͤchtige
Gatte um den Mars und die Venus ſchmiedet,
und alle Goͤtter herbeiruft, um uͤber ſein Ungluͤck
ſich zu beklagen, iſt in den Dichtungen der Alten
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/187>, abgerufen am 27.11.2024.
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